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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Stephen. »Deshalb will ich's nicht beschwören. Doch die kleine Kapelle auf seiner Spitze trotzt auch den größten Wellen der Winterstürme.«
    »Dann wird er uns bestimmt ausreichend Schutz bieten. Wenn wir die Slup also mit einer Spring auf der Trosse so verankern«, mit dem Finger zog er eine Linie von der Batterie zu dem Felsen und weiter zu ihrem potentiellen Ankerplatz, »sollte sie dort relativ sicher liegen. Sie beschießt pausenlos die Mole und den Turm. Die Boote der Schnau und der Schebecke landen vor des Doktors Grotte«, er deutete auf eine kleine Einbuchtung dicht hinter der Südwesthuk, »dann laufen wir, so schnell wir können, am Strand entlang und greifen den Turm von seiner Rückseite her an. Zwanzig Meter davor schießen wir eine Signalrakete ab, worauf Sie die Kanonen vom Wehrturm wegrichten, aber weiterfeuern, was das Zeug hält.«
    »Ich, Sir?« rief James aus.
    »Jawohl, Sie, Sir. Denn ich leite den Angriff an Land.« Der Entschiedenheit dieser Anordnung ließ sich nichts entgegensetzen. Nach kurzer Pause ging Jack zu den Einzelheiten über: »Sagen wir, zehn Minuten von der Grotte bis zum Turm, dann ...«
    »Rechnen Sie lieber mit zwanzig«, warf Stephen ein. »Korpulente, rotgesichtige Männer wie Sie brechen bei ungewohnter Anstrengung oft überraschend zusammen — Schlagfluß, Kreislaufkollaps ...«
    »Wirklich, Doktor, es wäre mir lieb, wenn Sie derlei für sich behielten«, sagte Jack leise. Alle blickten Stephen mit mildem Vorwurf an, und Jack setzte hinzu: »Außerdem bin ich nicht korpulent.«
    »Der Kommandant hat eine ungemein stattliche Figur«, fühlte sich Mr. Marshall bemüßigt zu bemerken.
    Die Voraussetzungen für den Angriff waren perfekt. Mit dem ersterbenden Ostwind konnte die Sophie gerade noch in die Bucht segeln, und später, wenn bei Mondaufgang eine Landbrise aufkam, würde diese sie mit allem, was sie erbeutet hatten, aufs offene Meer schieben. Jack hatte lange vom Masttopp aus sondiert und dabei die zweite Schebecke entdeckt, die mit einer Reihe anderer Fahrzeuge an der Innenseite der Mole festgemacht hatte; hoch auf den Strand gezogen, lagen noch einige Fischerboote vor dem Dorf. Die Schebecke hatte sich einen Platz dicht am Molenkopf gesucht, genau gegenüber der Batterie auf dem Wehrturm, der etwa hundert Meter entfernt auf der anderen Seite des Hafens stand.
    Ich mag meine Fehler haben, grollte er, aber ich bin bei Gott nicht feige. Und wenn wir sie nicht herausholen können, werden wir sie an Ort und Stelle abfackeln. Aber sein Groll währte nicht lange. Von Deck der neapolitanischen Schnau aus beobachtete er, wie die Sophie bei fast völliger Dunkelheit das Kap Almoraira rundete und Kurs in die Bucht nahm, während die beiden Prisen mit ihren Booten im Schlepp die Landspitze auf der anderen Seite ansteuerten. Da die Schebecke den Hafen bestimmt gewarnt hatte, konnte die Sophie nicht mit einem Überraschungseffekt rechnen und würde vor dem Ankern dem Feuer der Turmbatterie ausgesetzt sein. Überraschend würde nur die Attacke der Bootsmannschaften kommen, denn die Nacht war mittlerweile so dunkel, daß die beiden Prisen ungesehen die Bucht in Richtung auf Stephens Grotte überqueren konnten — »einer der wenigen Plätze, die ich kenne, wo die weißbäuchigen Mauersegler nisten«. Mit der brennenden Sorge des Liebhabers sah Jack die Sophie davonziehen, innerlich zerrissen von dem Drang, gleichzeitig auf beiden Schiffen zu sein. Verschiedene Möglichkeiten, die zu einer schrecklichen Katastrophe führen konnten, gingen ihm durch den Kopf: Die Küstenbatterie (ihre Stärke hatte Stephen nicht gekannt) konnte Treffer auf Treffer erzielen, die Sophies Rumpf glatt durchschlagen würden — der Wind konnte sie im Stich lassen oder stark auffrischen und direkt auf Land zu wehen, dann reichten die an Bord verbliebenen Leute nicht, um sie aus der Bucht zu pullen — und die Boote konnten versprengt werden. Plötzlich kam ihm sein Plan hirnverbrannt und tollkühn vor. »Ruhe an Deck!« rief er heiser. »Oder wollt ihr halb Spanien wecken?«
    Daß er so sehr an seiner Brigg hing, hatte er selbst nicht geahnt. Er wußte genau, wie sie jetzt ihren Ankerplatz ansteuern würde, mit diesem charakteristischen Knarren der Großrah in ihrem Rack, mit dem Flüstern des Wassers am Ruderblatt, das die Echowand des Heckspiegels noch verstärken würde ... Das Queren der Bucht schien ihm unerträglich lange zu dauern.
    »Sir«, meldete sich Pullings, »ich glaube, wir haben die

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