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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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neben Tove, während der seine Schürze abband und seine Jacke aus der Küche holte.
    »Was ist passiert?«, wandte sich Wiebke an Erik und griff mit einer so vertrauten Geste nach seinem Arm, dass er unwillkürlich zurückwich.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    Sie sah ihn verblüfft an. »Ich bin Reporterin der Mattino! Schon vergessen?«
    »Warum soll ich Ihnen das abnehmen? Einen Presseausweis haben Sie nicht vorlegen können.«
    »Halten Sie mich für eine Betrügerin?« Die Enttäuschung, die in ihren Augen erschien, hätte ihn beinahe dazu gebracht, jeden Zweifel zurückzuziehen.
    Aber er riss sich zusammen. »Ich hätte Ihnen von vornherein nicht glauben sollen. Mittlerweile weiß ich, dass Sie kein Redaktionsmitglied der Mattino sind.«
    Sie war derart verblüfft, dass sie nicht merkte, wie sich ihr Fuß wieder einmal in der Schlaufe ihrer Kamera verfing. Beinahe wäre sie gestürzt, wenn Erik nicht geistesgegenwärtig nach ihr gegriffen hätte. Wie sehr ihn der Duft ihrer Haare, die Frische, die ihre Haut ausströmte, und das Zarte, Weiche ihres Körpers anrührten, ließ er sich nicht anmerken.
    Als Wiebke wieder sicher auf den Beinen stand, hatte sie ihre Verblüffung überwunden. »Ich arbeite als freie Journalistin«, erklärte sie, »und bekomme häufig Aufträge von der Mattino.« Sie griff in ihre rechte Jackentasche, dann in die linke, in die Gesäßtaschen ihrer Jeans und zippte schließlich ihre Handtasche auf. Erik machte einen langen Hals, um zu sehen, ob die beiden Anstecknadeln noch immer im Futter steckten, aber er konnte es nicht erkennen. Wiebke zog eine Visitenkarte heraus und reichte sie Erik. »Hier!«
    Er betrachtete den Namenszug der Mattino und die Angaben, die sich darunter aufreihten. Am Fuß der Karte stand: Wiebke Reimers, freie Journalistin, und darunter ihre Handynummer. Er ersparte sich die Bemerkung, dass eine solche Visitenkarte leicht am PC selbst herzustellen war.
    »Gut, dass ich nun Ihre Handynummer habe«, sagte er stattdessen. »Kann sein, dass ich mit Ihnen reden muss. Ich melde mich dann.«
    Er trat auf Tove zu, der mit Sören aus der Küche kam. Seine Jacke hatte er ihm um die Schultern gelegt. Wenn Tove darum gebeten hatte, die Handschellen abgenommen zu bekommen, damit er sich die Jacke richtig anziehen konnte, dann war Sören darauf nicht eingegangen. Und er hatte recht. Bei einem Kerl wie Tove Griess musste man auf alles gefasst sein.
    Er bat Sören, in seine Hosentasche zu greifen und seinen Schlüssel hervorzuholen. Sören tat ihm den Gefallen und legte den Schlüssel auf die Theke. Tove versetzte ihm mit den Händen einen Stoß, sodass er direkt vor dem Jeverglas landete, hinter dem Fietje Tiensch hockte und noch immer so tat, als ginge ihn alles, was sich um ihn herum abspielte, nichts an.
    »Pass auf meinen Laden auf«, sagte Tove, »bis ich wieder da bin.«
    Fietje betrachtete den Schlüssel irritiert, dann nahm er ihn an sich und nickte. »Jawoll!«
    Während Tove Griess im Streifenwagen verstaut und dabei von Menno Koopmann und Wiebke Reimers fotografiert wurde, warf Erik einen Blick zurück. Durch die geöffnete Tür konnte er sehen, dass Fietje sich steifbeinig um die Theke herum bewegte und hinter dem Zapfhahn Aufstellung nahm. Als ginge es um einen feierlichen Akt, griff er zu einem Glas und zapfte sich ein Jever.

F ietje zuckte zusammen, als wäre er bei etwas Verbotenem erwischt worden. Die Polizei hatte gerade den Rückzug angetreten, und noch bevor er sein erstes selbst gezapftes Jever an die Lippen setzen konnte, rief jemand: »Allora, Signore …! Was geht in Käptens Kajüte vor?«
    Fietje ließ sich nicht beirren, sondern trank erst mal einen guten Schluck. »Ich denke, Sie sind getürmt, Signora?«
    »Nur bis zu dem Möbelwagen drei Häuser weiter. Dahinter konnte ich mich gut verstecken. Warum ist Tove weggelaufen? Er hat doch ein reines Gewissen!«
    »Hat er das, Signora?«
    »Sì, er hat mir geschworen, dass er Sila Simoni nicht umgebracht hat! Beim Gedenken an seine Mutter!«
    Fietje nickte, als hielte er einen Meineid Toves für wesentlich wahrscheinlicher als Mamma Carlotta.
    »Und warum hat mein Schwiegersohn ihn mitgenommen?«
    »Weil er die Schuhe gefunden hat. Und außerdem war noch von irgendwelchen Zahnstochern die Rede, die am Tatort gefunden worden sind.« Fietje lehnte sich mit dem rechten Ellbogen an den Zapfhahn und hob mit der linken Hand das Bierglas. »Ich soll auf den Laden hier aufpassen, hat Tove gesagt.«
    Mamma

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