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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Gelegenheit auch ein Fortbildungsseminar zum Thema Zeitmanagement.
    Erik starrte eine Weile den Telefonhörer an, ehe er auflegte. Dann glättete er ausgiebig seinen Schnauzer und wandte sich an Sören: »Halten Sie es auch für möglich, dass Tove Griess Dennis Happe umgebracht hat?«
    Sören schüttelte den Kopf, ohne lange nachzudenken. »Ich sehe kein Motiv.«
    »Aber die Staatsanwältin meint, dass seine Anwesenheit am Tatort ihn verdächtig macht. Außerdem wollte er das Bistro im Gesundheitshaus haben. Kann es sein, dass Dennis Happe dafür gesorgt hat, dass es ein anderer bekommt? Hatte er solche Kompetenzen?«
    Sören wurde nachdenklich. »Also sollten wir uns den Griess jetzt zur Brust nehmen.«
    »Moment«, wehrte Erik ab. »Ein Telefonat noch, dann fangen wir an.«
    Er holte die Visitenkarte aus der Tasche, die Wiebke ihm gegeben hatte, und wählte die Nummer, die neben »Chefredaktion« stand. »Wenn ich jetzt noch mal zu hören bekomme, dass eine Wiebke Reimers in der Redaktion nicht bekannt ist …«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende führen, weil sich schon nach dem ersten Klingeln die Sekretärin des Chefredakteurs meldete, die zunächst unwillig auf Eriks Wunsch reagierte, umgehend ihren Chef sprechen zu wollen. Erst als er ihr sehr eindringlich klargemacht hatte, dass es um die Ermittlungen in einem Mordfall ging, war sie bereit, ihn in das Büro des Chefredakteurs durchzustellen.
    Die Stimme, die kurz darauf an sein Ohr drang, war Erik auf Anhieb sympathisch. Dunkel und weich, ohne die Hektik, die Stimmen von vielbeschäftigten Menschen oft herrisch und abweisend machten. Chefredakteur Horner fragte so freundlich nach Eriks Wünschen, als hätte er jede Menge Zeit und überdies noch großes Interesse an der Arbeit der Polizei.
    »Es geht um Wiebke Reimers«, begann Erik. »Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Ist ihr was zugestoßen?«, fragte Horner erschrocken zurück.
    »Sie kennen sie also?«
    Erik hatte fest damit gerechnet, dass Horner verneinen würde, und war sehr überrascht, als er zur Antwort bekam: »Natürlich! Eine freie Mitarbeiterin! Sie schreibt für verschiedene Zeitschriften, für die Mattino am häufigsten.«
    Erik war erleichtert. »Klein, zierlich, bernsteinfarbene Augen und rote Locken?«
    »Sie scheinen Wiebke genau angesehen zu haben.« Horner lachte, und Erik war froh, dass Sören diesen Satz nicht gehört hatte.
    »Nun sagen Sie schon: Was ist mit ihr?«
    Erik beruhigte ihn. »Ihr ist nichts zugestoßen. Es ist nur so … Sie konnte keinen Presseausweis vorlegen …«
    »Mich hätte es eher gewundert«, unterbrach ihn Horner, »wenn sie ihn dabeigehabt hätte. Sie ist ein bisschen chaotisch. Wo Wiebke auftaucht, sollte kein kostbares Porzellan rumstehen.«
    »Sie ist also hier, um für den Artikel über Corinna Matteuer zu recherchieren?«
    Er spürte das Zögern des Chefredakteurs. »Ich habe sie nach Sylt geschickt, weil wir ein Interview mit Corinna Matteuer verabredet hatten.«
    »Für die Serie über die erfolgreichsten Unternehmerinnen Deutschlands.«
    »Wiebke wollte diesen einen Teil der Serie unbedingt machen. Drei Folgen sind bereits redaktionell hergestellt worden. Da war ein anderer Redakteur dran. Aber Wiebke hat mich bekniet, den Teil mit Corinna Matteuer machen zu dürfen.«
    »Warum?«, fragte Erik verwundert.
    Wieder zögerte Horner. »Genau weiß ich es nicht. Aber warum sollte ich ihr den Wunsch abschlagen? Sie macht immer einen guten Job.«
    Erik wartete, weil er den Eindruck hatte, dass Horner noch etwas anfügen wollte. Als nichts kam, meinte er: »Mir scheint, Sie haben ein besonderes Verhältnis zu Wiebke Reimers?«
    Er merkte, dass eine unbestimmte Angst seinen Oberkörper einschnürte. Erfuhr er jetzt, dass der Chefredakteur Wiebkes Geliebter war? Ihr Freund? Ihr Verlobter?
    »Gewissermaßen«, kam es zurück. »Ich habe sie in einer Selbsthilfegruppe kennengelernt. Wir haben nämlich ein gemeinsames Schicksal.« Diesmal war es Horner, der auf eine Zwischenfrage wartete, aber Eriks Geduld war größer als die des Chefredakteurs. Mit einer gewissen Resignation in der Stimme fuhr Horner schließlich fort: »Wir sind beide als Babys adoptiert worden. Und beide waren wir auf der Suche nach unseren Ursprungsfamilien. Ich habe es inzwischen aufgegeben, meine leibliche Mutter zu finden, Wiebke noch nicht.«
    »Das hat Sie also verbunden?«, erkundigte sich Erik.
    »Wir haben uns eine Weile gegenseitig unterstützt. Aber ich bin fünfzehn Jahre älter als

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