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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Nebenan wohnt ein Rechtsanwalt, der seine Kanzlei im Gesundheitshaus einrichten will. Ein Patientenanwalt, spezialisiert auf Ärztepfusch. Das passt gut. Ich hatte was mit ihm zu besprechen …«
    Mamma Carlotta machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. »Ich glaube, wir brauchen erst mal einen guten Espresso. Und dann muss ich das Abendgeschäft vorbereiten. Es wird Zeit! Die Würstchen auf den Grill, das Fett für le patatine fritte erhitzen …«
    »… und frische Fischbrötchen machen«, ergänzte Wiebke.
    Mamma Carlotta sah sie erschrocken an und vergaß die Kaffeemaschine. »Können Sie das für mich erledigen? Matjes und Bratheringe zwischen zwei Brötchenhälften klemmen …« Sie schüttelte sich. »Das bringe ich nicht fertig.«
    Wiebke sah nicht besonders hilfsbereit aus, und Corinna bewegte sich in Richtung Tür, als hätte sie Angst, auch noch um tatkräftige Unterstützung gebeten zu werden.
    Die Spontaneität, mit der sie das Thema wechselte, war bemerkenswert. »Hat Ihr Neffe Sie mittlerweile erreicht? Wie weit hat er sich inzwischen durchgeschlagen? Mich hat er heute aus Rom angerufen. Er hatte eine Mitfahrgelegenheit bis in die Schweiz in Aussicht. Ich bin gespannt, wie lange er bis hierher braucht.« Sie schüttelte lachend den Kopf, als würde sie Mamma Carlottas konsterniertes Gesicht nicht bemerken. »Per Anhalter von Assisi bis in die nördlichste Spitze Deutschlands! Eine verrückte Idee! Hat er wirklich so wenig Geld? Wovon will er dann die Pacht bezahlen?«
    Mamma Carlotta verschwendete keinen Gedanken mehr an den Espresso. »Was sagen Sie da? Niccolò kommt nach Sylt?«
    Corinna zog ein erstauntes Gesicht. »Wussten Sie das nicht?« Erschrocken schlug sie eine Hand vor den Mund. »Er wollte Sie überraschen! Oh, das tut mir leid! Nun habe ich die schöne Überraschung kaputt gemacht.«
    Aus Mamma Carlottas Schreck wurde schnell Ärger. »Schöne Überraschung? Eine Katastrophe ist das! Sie wissen doch …«
    Corinna ließ sie nicht ausreden. »Himmel, wo bin ich bloß mit meinen Gedanken!? Natürlich! Ihre Familie darf ja nichts davon wissen …« Sie sah zu Wiebke, dann wieder zu Mamma Carlotta und schien zu der Ansicht zu kommen, dass nun Diskretion gefragt war. Sie sprach den Satz nicht zu Ende. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Sie warf einen Blick durchs Fenster und schien froh zu sein, schon wieder das Thema wechseln zu können. »Da kommt der Strandwärter! Der wird Ihnen mit den Fischbrötchen helfen! Ich hab’s eilig!«
    Corinna gab Fietje Tiensch die Türklinke in die Hand. Der sah sich verwirrt um und drückte sich die Bommelmütze auf den Kopf, die es vermutlich schwer gehabt hatte, sich im Sturm auf seinen dünnen Haaren zu halten. »Moin! Schon Gäste da?«
    Wiebke schüttelte heftig den Kopf, griff nach ihrer Jacke und stellte zufrieden fest, dass sich in einer der Taschen ihre Autoschlüssel befanden. Während Fietje sich im Zeitraffer erklären ließ, was sich in Käptens Kajüte zugetragen hatte, zog Wiebke den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und machte Anstalten zu gehen. Fietje hatte noch längst nicht begriffen, was geschehen war, weil er als Friese an umständliche und zeitraubende Informationen gewöhnt war und nicht an Sätze, die wie Gewehrsalven auf ihn einprasselten. Wiebke hatte die Türklinke schon in der Hand, als Mamma Carlotta merkte, dass sie noch schneller reden musste, damit Wiebke nicht schon durch die Tür war, bis sie sie ermahnen konnte, den Diebstahl ihrer Tasche im Polizeirevier zu melden. »Erik wird alles tun, um den Dieb so schnell wie möglich zu finden.«
    »Natürlich!« Wiebke öffnete die Tür, aber da der Sturm Anstalten machte, sie ihr aus der Hand zu reißen, schloss sie sie noch einmal. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ich Ihren Namen nicht erwähnen darf? Oder soll ich verraten, dass wir zusammen im Vorratsraum von Käptens Kajüte eingesperrt waren?«
    »Madonna!« Mamma Carlottas Gedanken überschlugen sich, wenn sie daran dachte, was sie Erik und den Kindern alles zu verschweigen hatte. Natürlich musste Wiebke Reimers die Wahrheit sagen, wenn sie im Polizeirevier Anzeige erstattete, aber war es vielleicht eine Lüge, wenn sie etwas wegließ, was für die Verfolgung des Diebes ohne jede Bedeutung war? Noch ehe sie sich erfolgreich eingeredet hatte, dass es nur auf die nackte Tatsache des Diebstahls ankam, sagte Wiebke Reimers schon: »Keine Sorge! Ich werde behaupten, die Tasche ist mir geklaut worden, während ich

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