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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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schleicht sich von hinten an und sticht zu? Warum sollte sie das tun?«
    »Weil sie annehmen musste, dass Dennis sie entdeckt. Er war ein sportlicher junger Mann, den konnte sie nur überwältigen, wenn sie den Überraschungseffekt nutzte. Heimtückisch! Einen fairen Kampf hätte sie nicht gewinnen können.«
    In Erik wurde alles kalt und still. Eiskalt! Totenstill! Schweigen senkte sich über die beiden Beamten, auf das Büro, auf das Polizeirevier. Nur der Sturm fauchte, klapperte mit den Dachpfannen, den Fenstern und Türen, trieb leere Getränkedosen vor sich her und stob in einer aufgeblasenen Chipstüte über den Kirchenweg. Die Motorgeräusche, die von draußen hereindrangen, schwankten, wurden vom Sturm verzerrt, Stimmen, die sich etwas zuriefen, wurden weggeweht und im nächsten Augenblick herangetrieben.
    »Wir müssen Beweise finden«, sagt Erik schließlich. »Wie Sie schon sagten … die DNA-Spuren an der Tasse sind gerichtlich nicht zu verwerten.«
    »Und was Sie in Wiebke Reimers’ Tasche gefunden haben, auch nicht.«
    »Aber wir wissen nun, dass sie verdächtig ist. Das erleichtert uns die Arbeit.«
    »Wir wissen nur, dass sie eine Scheibe eingeschlagen hat. Sie wird sagen, das hat sie getan, um die Leiche zu fotografieren«, gab Sören zu bedenken.
    »Aber wir waren uns einig, dass der Mörder die Scheibe eingeschlagen hat«, entgegnete Erik. »Wie sonst hätte er ins Baubüro kommen sollen? Die Tür war verriegelt.«
    »Vielleicht hat Dennis Happe seinen Mörder eingelassen? Weil er ihn kannte?«
    »Corinna hat das Baubüro eine halbe Stunde vor dem Eintreffen der Demo verlassen. In dieser kurzen Zeit hat der Mörder an die Tür geklopft, ist eingelassen worden, hat Dennis erstochen und ist geflüchtet? Und wie sollte er die Tür wieder hinter sich abgeschlossen haben?«
    Sören begann wieder zu kippeln. »Was wissen wir von Wiebke Reimers? Dass sie ein Adoptivkind ist … und dass sie ihre Herkunftsfamilie sucht.«
    »Dass sie als freie Journalistin arbeitet und häufig Aufträge von der Mattino bekommt.«
    »Dass sie eine Reportage über Corinna Matteuer schreiben sollte. Als die ins Wasser fiel, hat sie auch ohne Auftrag weiterrecherchiert.«
    »Vielleicht hat sie einer anderen Zeitung den Artikel über die Demo der Bürgerinitiative und die Wut der Inselbewohner auf Corinna Matteuer angeboten«, überlegte Erik. »Und über den Mord an Dennis Happe!«, ergänzte er.
    Sören ließ den Stuhl auf die Vorderbeine fallen und warf sich gegen die Rückenlehne. »Sie schreibt einen Artikel über einen Mord, den sie selbst begangen hat? Das wäre der Gipfel des Makabren.«
    Erik war mit seinen Überlegungen noch nicht fertig. »Sie verschafft sich Zutritt zu meinem Haus, schleicht sich in das Vertrauen meiner Schwiegermutter, in die Sympathie der Kinder. Was wissen wir noch?«
    »Sie trägt zwei Anstecknadeln mit sich herum, die die Fotos von Matilda Pütz und Klaus Matteuer tragen.«
    »Und die Telefonnummer von Klaus Matteuer auch.«
    »Und wo etwas passiert, taucht sie auf.«
    Damit waren sie mit ihrer Aufzählung am Ende. Erik hätte noch einiges anfügen können. Dass sie wunderbar küsste, dass sie duftete wie eine Frühlingswiese, dass ihr Körper weich und schmiegsam war und dass ihn nichts so sehr schmerzte wie die Tatsache, dass Wiebke zu einer Verdächtigen geworden war. Aber natürlich behielt er all diese Gedanken für sich.
    Dann jedoch fiel ihm etwas ein, das ihn wie ein Schlag in die Magengrube traf. Er stöhnte auf, sodass Sören ihn besorgt ansah. »Vetterich hat gesagt, dass die Spuren, die er am Fensterrahmen und an dem Stein gefunden hat, sich mit den Spuren am Badezimmerfenster in Dennis’ Wohnung decken.«
    »Sie war also auch in seiner Wohnung. Damit haben wir sie.« Sören stockte, sah Eriks verlegenen Blick und ergänzte: »Oder vielmehr … wir hätten sie, wenn Sie so an diese Beweise gekommen wären, dass man sie der Staatsanwältin vorlegen könnte.«
    Erik griff zum Telefonhörer. Er musste etwas tun. Irgendwas, mit dem er sich von den schrecklichen Gedanken befreite, die ihn gerade niederzudrücken drohten. »Ich sage meiner Schwiegermutter schnell Bescheid, dass Dr. Hillmot heute Abend zum Essen kommen wird. Er verdrückt ja gleich drei Portionen auf einmal. Da muss eine Hausfrau gewarnt sein.«
    Carolin meldete sich, als der Ruf mehrmals rausgegangen war und Erik schon auflegen wollte. »Die Nonna ist noch nicht zu Hause. Sie ist noch mit den Unterschriftenlisten

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