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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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auf der Toilette war.« Sie sah Fietje fragend an. »Und Sie haben hinter der Theke gestanden und nichts gemerkt. Einverstanden?«
    Alle drei konnten sich ohne Weiteres vorstellen, dass Fietje ein solches Verbrechen entging, weil er sich gerade auf das Zapfen eines Bieres konzentrierte oder seine Mütze zu weit ins Gesicht gezogen hatte. »Jawoll! Ich hab nix gesehen. Und es waren so viele Gäste da, dass ich keine Ahnung habe, wer als Dieb infrage kommt.«
    Mamma Carlotta waren mittlerweile Zweifel an ihrem Plan gekommen. »Vielleicht zeigen Sie den Diebstahl besser doch nicht an? Die Tasche werden Sie sowieso nicht zurückbekommen.«
    Aber davon wollte Wiebke nichts hören. »Ich muss auf jeden Fall zur Polizei. Wegen der Versicherung!« Sie öffnete dir Tür erneut, der Sturm heulte in die Imbissstube und langte kalt und feucht vor der Theke an, als Wiebke Reimers bereits verschwunden war.
    Mamma Carlotta floh vor dem kalten Windstoß in
die Küche und holte alles hervor, was nach ihrer Auffassung hinter die Theke gehörte. »Sie müssen das alleinschaffen! Die Familie erwartet mich zu Hause. Ich kann nicht
den ganzen Abend wegbleiben. Wie sollte ich das erklären?«
    »Sie haben doch diese Unterschriftenlisten«, versuchte es Fietje, der hilflos hinter der Theke stand und alle Geräte und Apparaturen jenseits des Zapfhahns ängstlich beäugte.
    Mamma Carlotta warf die Würste auf den Grill und frittierte probeweise ein paar Pommes frites. »Mein Schwiegersohn und die Kinder glauben, dass ich bereits den ganzen Tag Unterschriften gesammelt habe. Wenn sie sich meine Listen ansehen, werden sie merken, dass keine einzige Unterschrift dazugekommen ist!« Der Gedanke an Niccolò brachte in ihrem Kopf erneut alles durcheinander, aber wieder schob sie ihn beiseite, weil sie für die Lösung dieser kniffeligen Angelegenheit die Ruhe des Nachhauseweges brauchte. Sie musste nachdenken! »Es wird nicht viel los sein«, sagte sie hastig zu Fietje. »Das kriegen Sie schon hin. Sie haben es Ihrem Freund versprochen.«
    »Tove Griess ist nicht mein Freund.«
    Mamma Carlotta sah Fietje streng an. »Non importa! Er hat Sie darum gebeten, Käptens Kajüte weiterzuführen, und Sie haben Ja gesagt.«
    »Ich dachte, Sie helfen mir.«
    »Tu ich das etwa nicht? He? Morgen wird er zurückkommen. Ich habe mitgekriegt, dass mein Schwiegersohn gesagt hat, vierundzwanzig Stunden könne er festgehalten werden. Bis dahin wird er gemerkt haben, dass Tove Griess unschuldig ist.«
    »Hoffentlich ist er das wirklich«, murmelte Fietje.
    »Er hat es geschworen«, erinnerte ihn Mamma Carlotta. »Und wenn er seine Unschuld nicht beweisen kann, dann müssen wir ihm dabei helfen.«
    Auf diese Aussicht brauchte Fietje erst mal ein Jever. »Ich muss mich um mich selbst kümmern«, brummte er und begann zu zapfen. »Wenn Tove mich vielleicht angeschwärzt hat, dann steht Ihr Schwiegersohn morgen hier vor der Theke und kurz danach jemand von der Kurverwaltung, der mir die Kündigung bringt.«
    Mamma Carlotta hatte im Kühlschrank ein paar Tomaten gefunden, die sie in hauchzarte Scheiben schnitt, um dem grauen Kartoffelsalat ein wenig Farbe zu geben. »Perché? Was haben Sie angestellt? Etwa wieder …« Sie mochte das Wort nicht aussprechen, dessen Bedeutung sie zwar kannte, aber so abscheulich fand, dass sie es gern vergaß.
    Fietje befasste sich noch immer mit seinem Jever, schien den Ehrgeiz zu besitzen, ihm eine Krone aufzusetzen, die ihn zum Meisterzapfer der Jever-Brauerei gemacht hätte. »Was kann ich dafür, dass Ludo keine Kohle für Gardinen hatte? Wenn es dunkel war, konnte man im Garten …« Er unterbrach sich verlegen. »Na, Sie wissen schon.«
    Ja, Mamma Carlotta wusste es, war aber nicht bereit, es zuzugeben. Zum Glück entschied der erste Kunde, dass jetzt nicht der richtige Augenblick war, Fietje die Meinung zu sagen. »Moin!«
    »Buon giorno, Signore! Was wünschen Sie?«
    Der Gast war ein waschechter Friese und wunderte sich nicht schlecht über die klangvolle Begrüßung. »Sind Sie nicht die von ›Verraten und verkauft‹? Die immer ›Finito‹ geschrien hat?«
    »Sì! Finito mit den Investoren auf Sylt!« Mamma Carlotta lachte und pries Toves Waren an, als wären es verkannte Köstlichkeiten. »Bratwurst, Currywurst, Hotdog? Nix finito! Alles im Hause! Von bester Qualität!«
    Der Gast wich zurück, als wüsste er nicht, ob er seinen Hunger weiterhin in Käptens Kajüte stillen wolle, wenn er dort neuerdings freundlich bedient

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