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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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wurde. Daran war er nicht gewöhnt.
    »Eine Fischfrikadelle«, orderte er, das Gesicht voller Misstrauen. »Dass Tove das zulässt! Jemand von der Bürgerinitiative hinter seiner Theke! Der will doch unbedingt das Bistro im neuen Gesundheitshaus haben.«
    Mamma Carlotta bugsierte eine Fischfrikadelle auf einen Pappteller, dekorierte sie mit ein paar Tomatenscheiben und reichte sie über die Theke. Wie viel eine Fischfrikadelle kostete, wusste sie nicht, aber der Gast nahm ihr die Last ab, indem er ein Zweieurostück auf die Theke legte und fragte: »Oder kostet die jetzt mehr, weil da was Frisches drauf ist?«
    Mamma Carlotta nahm das Zwei-Euro-Stück, wünschte einen guten Appetit und war froh, als der Gast sich entschloss, die Fischfrikadelle dort zu essen, wo er sich auf die Mundfaulheit seiner friesischen Mitmenschen verlassen konnte.
    Kaum war die Tür hinter dem Gast ins Schloss gefallen und der kalte Windstoß nicht mehr zu spüren, wandte sich Mamma Carlotta wieder an Fietje: »Raus mit der Sprache! Was haben Sie wieder angestellt?«
    Fietjes Sorge war so groß, dass er sich zur vollen Wahrheit entschloss, auch wenn sie aus mehreren Sätzen bestand. »Also … ich gucke da manchmal …«
    »Finito!« Mamma Carlotta zerschnitt seinen Satz mit einer energischen Handbewegung. »Davon will ich nichts hören.«
    Fietje stärkte sich mit einem großen Schluck Jever. »Tja, also … jedenfalls habe ich bei dieser Gelegenheit gesehen, wie die Investorin Ludo besucht hat. Diese Corinna Matteuer! Die haben sich mächtig in die Haare gekriegt. Und das habe ich Tove erzählt. Dass Ludo am Ende gesagt hat, er wolle aller Welt erzählen, dass ihre Schwester was mit ihrem Mann hat, das habe ich Tove auch verraten.«
    Mamma Carlotta stand der Mund offen. »Matilda Pütz hatte ein Verhältnis mit Klaus Matteuer?«
    Fietje nickte. »Tove hat das für sich genutzt. Er ist zu der Matteuer gegangen und hat das Bistro verlangt. Wenn er es nicht bekäme, würde ganz Sylt erfahren, dass ihr Mann sie mit ihrer Schwester betrogen hat. Und dann wäre ihr Ruf gänzlich ruiniert.«
    Mamma Carlotta braute sich einen dreifachen Espresso. Den hatte sie nun bitter nötig. »Und sie hat sich darauf eingelassen?«
    »Hat sie!«, sagte Fietje und war froh, dass seine Erzählung zu Ende war.
    »Dann muss es stimmen!« Mamma Carlotta leerte die Espressotasse in einem Zug. »Sonst hätte sie ihn ja ausgelacht.«
    Fietje war da nicht so sicher. »Oder sie wollte einfach das Gerede vermeiden. Egal, was geschnackt wird, die Leute glauben es. Ob es wahr ist oder nicht.«
    Sorgen konnte Fietje nur unter Alkoholgenuss aushalten, also zapfte er sich das nächste Jever. Aber die Freude daran, dass er nicht zu bezahlen brauchte, konnte ihm die Angst nicht nehmen. »Wenn Tove verrät, dass er das von mir hat …«
    »Es gibt keine Beweise dafür«, unterbrach Mamma Carlotta ihn, die von Erik längst gelernt hatte, dass nichts wirklich wichtig war, was nicht bewiesen werden konnte. »Also hören Sie auf zu jammern, und binden Sie sich eine weiße Schürze um. Ich muss jetzt nach Hause.«
    Sie ging in die Küche, holte eine von Toves saubersten Schürzen und sah zu, wie Fietje sie vorband und dann auf seine Schuhspitzen starrte, die kaum unter der langen Schürze hervorsahen. »Ob das gutgeht?«
    Mamma Carlotta versicherte ihm, dass sie volles Vertrauen in ihn setze und er sich nur mit dem Jever zurückhalten müsse. Fietje war zwar der Ansicht, dass er seiner schweren Aufgabe nur mit ausreichend Bier gerecht werden könne, doch noch bevor er das nächste Jever gezapft hatte, öffnete sich die Tür, und ein ganzer Kegelklub schneite in Käptens Kajüte. Fietje sah aus, als wollte er entweder die Flucht ergreifen oder sich an Mamma Carlotta festklammern, doch sie verhinderte beides, indem sie sich schleunigst entzog und die Tür fest hinter sich schloss. Sie blieb sogar noch eine Weile davor stehen, entschlossen, Fietje zurückzuschicken, falls er tatsächlich sein Heil in der Flucht suchen sollte. Aber als nach wenigen Augenblicken nichts geschehen war, holte sie ihr Fahrrad. Dem ersten missglückten Versuch aufzusteigen ließ sie jedoch keinen zweiten folgen. Der Sturm hatte deutlich zugenommen. Es war besser, das Fahrrad in den Süder Wung zu schieben. Nur gut, dass ihr Fuß keinerlei Probleme mehr machte! Sie konnte hoffen, dass sie früh genug zu Hause ankommen würde, um aus den Resten, die sich im Kühlschrank angesammelt hatten, ein Abendessen zu

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