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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ihnen beschäftigte, obwohl er nicht damit rechnete, dass sie ihn in der Lösung seiner Fälle weiterbrachten.
    Rudi Engdahl hielt ihn auf. »Da war gerade ein Anruf! Von dieser Wiebke Reimers!«
    Erik blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich um. »Was wollte sie?«
    »Sie hat ihre Tasche wieder. Ein ehrlicher Finder hat sich gemeldet. Sie holt sie bei ihm ab.« Engdahl griff nach seiner Uniformjacke. »Ich geh dann mal, meine Schicht ist vorbei.« Er grinste schief. »Schönen Sonntag noch. Enno muss jeden Augenblick kommen.«
    Erik nickte und versuchte, das griesgrämige Gesicht seines Assistenten nicht zur Kenntnis zu nehmen, der gerade zum Faxgerät ging. »Wieso müssen wir auch am Wochenende arbeiten?«
    »Bei Mord gibt es keine geregelten Arbeitszeiten«, gab Erik zurück.
    »Und was gibt’s so Wichtiges?«, maulte Sören, während er ein Fax absetzte. »Haben wir etwa neue Anhaltspunkte? Oder sind wir nur hier, damit die Staatsanwältin uns erreichen kann?«
    Ehe Erik etwas antworten konnte, betrat ein Mann das Büro, der in der Hand eine Tasche trug, die Erik bekannt vorkam. »Habe ich gefunden«, erklärte er und setzte die Handtasche auf der Theke ab. »Die lag neben einer Bank. Auf dem Weg, der hinter der Nordseeklinik entlangführt. Wahrscheinlich gestohlen und dann ausgeplündert.«
    Erik nahm die Tasche so vorsichtig zur Hand, als könnte sie etwas Zerbrechliches enthalten. Behutsam und geradezu zärtlich zog er den Reißverschluss auf. Die Tasche war leer. Er hielt das Innenfutter ins Licht und wusste nach wenigen Augenblicken, dass dies Wiebkes Tasche war. Die feinen Einstiche im Futter, dort, wo die beiden Anstecknadeln gesessen hatten, waren deutlich zu erkennen.
    Sören erschien neben ihm und runzelte die Stirn. »Hat Rudi nicht eben gesagt, Wiebke Reimers hätte ihre Tasche wieder?«
    Der Finder, ein Mann von Mitte fünfzig, wurde unruhig. »Stimmt was nicht?«
    Zum Glück kam Enno Mierendorf herein, um seinen Sonntagsdienst anzutreten. Erik nahm die Tasche an sich und bat den Polizeimeister, sich um die notwendigen Formalitäten zu kümmern.
    In seinem Büro stellte er das Fundstück auf den Schreibtisch und betrachtete es eine Weile, während Sören sich auf einen Stuhl setzte und zu kippeln begann. »Am besten, Sie rufen die Reimers an. Das Ganze kann ja nur ein Irrtum sein.«
    Erik zögerte. »Sie hat zu Rudi gesagt, sie wolle die Tasche bei dem ehrlichen Finder abholen …«
    »Hm, und nun wird die Tasche hier abgegeben. Wahrscheinlich von demselben ehrlichen Finder. Da muss ein Missverständnis vorliegen!«
    Erik riss die Tür auf und lief ins Revierzimmer zurück, wo Enno gerade die Personalien des Mannes aufnahm. »Haben Sie mit der Besitzerin der Tasche irgendwie Kontakt aufgenommen?«, fragte er.
    Der Mann sah ihn an, als verstünde er kein Wort. »Nein, wieso? Ich weiß doch gar nicht, wem sie gehört!«
    Ohne ein Wort kehrte Erik in sein Büro zurück. Er blieb stehen und betrachtete seinen Assistenten, als wäre Sören in den letzten paar Sekunden eine Warze auf der Nase gewachsen. »Wenn die andere Tasche, die sie abholen soll, gar nicht ihre Tasche ist, wie ist dann der Mensch, der sie angeblich gefunden hat, darauf gekommen, dass sie Wiebke gehören könnte?« Er holte sein Handy hervor und blätterte die Kontaktliste durch. Als er auf Wiebkes Namen stieß, drückte er den grünen Knopf.

M amma Carlotta starrte die Bratwürste an, die viel schneller bräunten, als sie angenommen hatte, und fragte sich, wie sie zu retten wären, wenn nicht in der nächsten halben Stunde ein Dutzend hungrige Gäste in Käptens Kajüte auftauchten. »Madonna!« Eine Imbissstube zu leiten war schwieriger, als sie gedacht hatte. Fietje hatte sich natürlich der Aufgabe, die Tove ihm anvertraut hatte, entzogen und beschäftigte sich mit nichts anderem als seinem Jever. Eine Hilfe war er wirklich nicht, aber immerhin ein geduldiger Zuhörer, während Mamma Carlotta von der deutschen Familie erzählte, die es nach Città di Castello verschlagen hatte, wo sie mit einem Restaurant reich zu werden hoffte. »Zwei Jahre haben sie es mit Sauerkraut und Eisbein versucht, bis sie einsahen, dass kein Italiener so was essen will!« Mamma Carlotta schüttelte sich und wollte gerade erläutern, was der Anblick eines Eisbeins und der Geruch von Sauerkraut bei ihr auslösten – da wurde sie von einem Geräusch unterbrochen, das sie zunächst nicht einordnen konnte. Dann aber stellte sich heraus, dass das

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