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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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uns befreit hat …«
    »Erinnern Sie mich nicht daran!« Wiebke schüttelte sich.
    Aber Mamma Carlotta ließ sich nicht beirren. »Haben Sie eigentlich Erfolg gehabt bei der Suche nach Ihren Angehörigen? Haben Sie leibliche Geschwister gefunden?«
    Wiebke ließ sich Zeit, nahm einen Schluck Milchkaffee, dann sagte sie: »Ja, habe ich.«
    Mamma Carlotta warf Fietje aus weit aufgerissenen Augen einen warnenden Blick zu, der erschrocken das Bierglas wegstellte und Wiebke anstarrte. Sie jedoch schien weder seinen noch Mamma Carlottas Blick zu bemerken, sondern trank ungerührt ihren Milchkaffee, ohne aufzusehen.
    Mamma Carlotta dachte angestrengt nach, wie sie Wiebke dazu bringen konnte, ihr etwas von einer leiblichen Schwester zu erzählen, die als Pornostar Karriere gemacht hatte, und von einem leiblichen Bruder, der bei Matteuer-Immobilien gearbeitet hatte, und dass die beiden von ihren Adoptiveltern kein einziges Mal in den Keller gesperrt worden waren … da klingelte Wiebkes Handy.
    Sie zog es hektisch hervor. »Gut, dass es nicht in meiner Handtasche gesteckt hatte. Eine Journalistin muss ständig erreichbar sein.«
    Sie meldete sich, lauschte eine Weile schweigend, dann verzog sich ihr Gesicht ungläubig. »Ehrlich? Das ist ja großartig!« Dann fragte sie erstaunt: »Ein Bauarbeiter? Aber es ist Sonntag!«
    Ihr Gesprächspartner gab noch einige Sätze von sich, denen Wiebke aufmerksam folgte, dann beendete sie das Gespräch. »Das war mein Hotel! Stellen Sie sich vor, ein Maurer hat meine Tasche gefunden! Ich kann sie sofort abholen.« Sie trank hastig ihre Tasse leer und erhob sich. »Erstaunlich, dass auf Sylt sogar sonntags auf dem Bau gearbeitet wird.«
    »In der Hochsaison müssen sämtliche Bauarbeiten eingestellt werden«, erklärte Fietje. »Dafür wird in der übrigen Zeit auch an den Wochenenden gearbeitet.«
    Wiebke wickelte sich ihren Schal um den Hals. »Der Maurer hat in der Tasche meine Hotelkarte gefunden und in der Windrose angerufen. Er hat keine Zeit, mir die Tasche zu bringen, in zehn Minuten hat er Feierabend, und sein Zug aufs Festland geht in einer halben Stunde.« Mit einem Ende ihres Schals beförderte sie das künstliche Usambaraveilchen auf den Boden, das seit Jahren Toves Theke schmückte, aber zum Glück in einem Plastiktopf steckte, der keinen Schaden genommen hatte. Während Wiebke ihn zurückstellte, sagte sie zu Mamma Carlotta: »Am besten, ich rufe Ihren Schwiegersohn an, damit er Bescheid weiß. Haben Sie die Telefonnummer im Kopf?«
    Mamma Carlotta konnte sie aufsagen, ohne zu zögern. »Aber Sie wissen ja …«
    »Kein Wort von Käptens Kajüte, ist schon klar.«
    Am anderen Ende schien sich jemand zu melden, und Wiebke fragte nach Erik. »Nicht in seinem Büro?« Sie sah enttäuscht aus. »Dann richten Sie ihm bitte aus, dass ich meine Handtasche abholen kann. Ein ehrlicher Finder bewahrt sie für mich auf. Herr Wolf kann die Fahndung nach meiner Tasche abblasen.«
    Zwei Minuten später war Wiebke verschwunden, der Wind, der durch die offene Tür gejault war, hatte sich mit dem Dunst von Käptens Kajüte vermischt, und Fietje hatte sich von dem Schreck erholt, den er bekommen hatte, als Wiebke mit den Absätzen ihrer Cowboystiefel an der Türschwelle hängen geblieben und beinahe kopfüber auf dem Hochkamp gelandet war.
    Mamma Carlotta sah noch immer die Tür an, die hinter Wiebke ins Schloss geknallt war. »Es stimmt also. Dennis Happe und Sila Simoni sind ihre Geschwister.«
    Fietje sah verwirrt auf und schob sich seine Bommelmütze in den Nacken. »Hat sie das gesagt? Ich hab nix gehört.«
    »Nicht direkt, aber sie hat gesagt, sie hätte ihre leiblichen Geschwister gefunden. Und denken Sie an die Geschichte, die ich in der Vorratskammer von ihr erfahren habe! Ich hab’s Ihnen doch haarklein weitererzählt!«
    »Aber dann hätte sie ja verraten, was sie getan hat!« Fietje war voller Zweifel.
    Mamma Carlotta war davon überzeugt, dass sie sich in den Wirrungen der menschlichen Psyche auskannte. »Es gibt viele Täter, die sich von der Seele reden wollen, was sie angerichtet haben. Manche tun dann so, als redeten sie von einem anderen. Also, in Panidomino gab’s einen Mann …«

E rik kam mit einer Akte aus dem Archiv und durchquerte die Wachstube des Reviers. Er hatte es eilig. Zumindest hatte er das Dr. Hillmot weisgemacht, der ihm auf dem Flur begegnet war und schon wieder über die Obduktionsberichte hatte reden wollen. Es wurde wirklich Zeit, dass er sich mit

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