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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Nie!«
    Corinna nickte und betrachtete nachdenklich den Espresso, den Mamma Carlotta vor sie hingestellt hatte. »Irgendwann wird’s ja doch rauskommen. Aber bitte jetzt noch nicht …«
    Mamma Carlotta setzte sich zu ihr und sah sie mitfühlend an. »Ich verstehe Sie. Der Tod Ihrer Zwillingsschwester ist schon schlimm genug. Aber dass sie sich umgebracht hat, weil sie schwere Schuld auf sich geladen hat …« Sie beendete den Satz mit einem tiefen Seufzer.
    Corinna Matteuer nickte. »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »D’accordo!« Mamma Carlotta lehnte sich zurück und schwieg ausdrucksvoll. Corinna nippte an ihrem Espresso und sagte ebenfalls kein Wort.
    Dann, als das Schweigen zur Last geworden war, fragte sie plötzlich: »Woran ist Eriks Frau gestorben?«
    »Ein Unfall! Ein schrecklicher Unfall. Meine arme Lucia!« Mamma Carlotta vergaß vorübergehend Corinnas Leid und widmete sich ausgiebig ihrem eigenen. Während Corinna ihren Espresso trank und ein Brötchen zerbröselte, erfuhr sie von Carlottas Kummer, als sie ihre Tochter ziehen lassen musste, weil sie unbedingt einem Touristen auf seine Insel in der kalten Nordsee folgen wollte. »Erst seit mein Dino nicht mehr lebt, kann ich nach Sylt kommen, um Lucias Familie zu helfen. Der arme Erik hat es ja nicht leicht mit seinem schweren Beruf und den beiden Kindern!«
    Corinna lächelte nun sogar leicht, als könnte sie den Tod ihrer Schwester für ein paar Minuten vergessen. »Erik war mal verliebt in mich«, sagte sie leise. »Wissen Sie das?«
    Mamma Carlotta sonnte sich in dem Wissen, dass ihre Familie ein Hort des Vertrauens war und jeder wusste, was dem anderen auf der Seele lag. »Naturalmente! Enrico hat es mir erzählt.«
    Leider war Corinna nicht halb so beeindruckt, wie sie gehofft hatte. »Ist schon gut zwanzig Jahre her. Er kannte die Nummer unseres Strandkorbs. Wenn Matilda und ich zum Strand gingen, stand er schon dort und wartete. Und dann hat er versucht, Matilda loszuwerden, damit er mit mir allein sein konnte. Einmal hat er mich sogar zum Essen ins Hotel Stadt Hamburg eingeladen, obwohl er sich das gar nicht leisten konnte. Er muss monatelang dafür gespart haben. Und eine rote Rose hat er mir mitgebracht. Ich dachte schon, er wollte mir einen Heiratsantrag machen.« Sie lachte ein wenig verächtlich. »Aber er ist dann doch mein Kurschatten geblieben.«
    Vor Mamma Carlottas Augen stand das Bild ihrer Tochter, als sie antwortete: »Ich bin sicher, Enrico hat keinen Gedanken mehr an Sie verschwendet, als er Lucia kennenlernte. Die beiden waren sehr glücklich miteinander.«
    Corinna zuckte mit den Schultern und starrte auf ihren Teller, als wollte sie die Brötchenkrümel zählen. »Damals war ich eben noch zu jung. Ich habe nicht gesehen, was für ein toller Mann Erik ist.«
    Mamma Carlotta liebte es, wenn ihre Angehörigen gelobt wurden, diese Aussage jedoch erzeugte nichts als Misstrauen in ihr. Was wollte Corinna Matteuer damit sagen? War sie etwa an Erik interessiert? Das Mitgefühl, das sie noch vor wenigen Augenblicken übermannt hatte, wich nun geziemender Empörung. Ohne zu fackeln, brachte sie das Gespräch auf Klaus Matteuer. »Ihr armer Mann! Wo ist er, wenn Sie nicht bei ihm sind?«
    »In einem Pflegeheim in Glücksburg. Meine Schwester wohnt …« Sie unterbrach sich, schluckte und korrigierte tapfer: »… wohnte in der Nähe.«
    »Und wer kümmert sich um ihn, während Sie auf Sylt sind?«
    »Er ist dort gut versorgt.«
    Aber damit war Mamma Carlotta nicht abzuwimmeln. »Ich weiß, wie wichtig es für meinen Dino war, niemals allein zu sein. Ihr Mann wird denken, Sie haben ihn im Stich gelassen, wenn er Sie wochenlang nicht zu Gesicht bekommt.«
    Aber an Corinna tropfte der Tadel ab. »Meine Ehe besteht nur noch auf dem Papier. Ich kann ja nicht einmal mehr mit Klaus reden.«
    Ohne jedes Zartgefühl, weil Corinna es offenbar nicht verdiente, kam Mamma Carlotta erneut auf ihre eigene Ehe zu sprechen. Auch ihr Dino war ein Pflegefall gewesen, dennoch hatte es für sie außer Frage gestanden, ihm treu zu bleiben. »Bis dass der Tod euch scheidet!«, schloss sie streng.
    Corinna sah sie erschrocken an. »Glauben Sie etwa …? Nein, nein, ich will nichts von Erik! Wo denken Sie hin? Ich habe gerade meine Schwester verloren. Meinen Sie, ich könnte mich gleich am nächsten Tag verlieben?«
    Nun, da Corinna es so deutlich aussprach, kam es Mamma Carlotta genauso unglaublich vor, und sie war froh, sich auf ein Missverständnis

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