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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ist mit der Ortsgestaltungssatzung?«, fragte Carolin. »Die ist einfach aufgehoben worden.«
    Corinna Matteuer lächelte spöttisch. »Fragt die Politiker, die ihr gewählt habt. Das ist nicht meine Sache.«
    Carolins Stimme war noch immer klar und fest. »Sie haben also keine Bestechungsgelder gezahlt, damit die Gemeinderäte sich über die Bestimmungen hinwegsetzen?« Ihre Stimme wurde lauter, als sie den bewundernden Blick ihrer Nonna registrierte, die noch nie etwas von einer Ortsgestaltungssatzung gehört hatte und immer alles anhimmelte, was sie nicht kannte und nicht verstand. »Sie haben dafür gesorgt, dass die Ortsgestaltung plötzlich nicht mehr wichtig ist. Und Sie haben von Anfang an nicht nur ein Gesundheitshaus geplant, sondern auch ein riesiges Hotel und ein Parkhaus, das nicht den nötigen Abstand zum Naturschutzgebiet hält. Aber der Bevölkerung wurde weisgemacht, es ginge nur um ein Gesundheitshaus. Dagegen werden wir morgen demonstrieren. Alle sollen erfahren, dass wir belogen und betrogen worden sind.«
    »Das ist euer gutes Recht«, gab Corinna zurück und gähnte verhalten, als langweilte sie das Thema.
    »Wieso sind die Karten nicht gleich auf den Tisch gelegt worden?«, ereiferte sich Felix. »Erst nach und nach ist rausgekommen, dass es in Wirklichkeit um ein Hotel und ein Parkhaus geht! Wir brauchen weder das eine noch das andere!«
    »Felice! Carolina!« Mamma Carlotta versuchte verzweifelt zu vermitteln. »Signora Matteuer hat gestern ihre Schwester verloren.«
    »Das wissen wir«, entgegnete Felix, und seine Gesten wurden nun so überschäumend, dass seine italienische Abstammung nicht zu leugnen war. »Aber hat sie jemals Rücksicht auf uns genommen?« Er sprang auf und ging zur Tür.
    »Felice! Carolina! Der Kakao!«
    Aber Carolin folgte ihrem Bruder und drehte sich noch einmal zu Corinna Matteuer um. Sie, die sich sonst immer schwertat mit langen Reden und hitzigen Debatten, sagte provokant: »Sehen wir uns morgen? Oder werden Sie sich wieder verstecken, statt Rede und Antwort zu stehen?«
    »Meine Schwester ist tot«, gab Corinna zurück. »Da erwartet ihr von mir, mich mit Demonstranten auseinanderzusetzen?«
    »War ja klar!« Felix lächelte so verächtlich, wie es ihm möglich war. »Sie bringen es sogar fertig, den Tod Ihrer Schwester für Ihre Zwecke zu nutzen.«
    »Hat sie sich womöglich umgebracht, weil sie sich für Sie geschämt hat?«, fragte Carolin bissig.
    »Carolina! Felice! Jetzt reicht es aber!« Mamma Carlotta war entrüstet. »So dürft ihr nicht mit Frau Matteuer umspringen! Sie ist in Trauer!«
    »Muss sie unbedingt in unserem Hause trauern?«, fragte Felix und beachtete nicht, dass diese Unhöflichkeit seiner Nonna den Atem verschlug.
    Natürlich hatten die Kinder in allem recht, aber musste in diesen Tagen, bis Matilda Pütz ihre ewige Ruhe gefunden hatte, nicht Waffenstillstand herrschen? Mamma Carlotta wollte etwas sagen, spürte aber auch die hilflose Wut, die die Sylter dazu brachte, gegen Matteuer-Immobilien auf die Straße zu gehen. Sie konnte sich nicht überwinden, Corinna zu verteidigen, genauso wenig, wie sie es schaffte, ihr jetzt Vorwürfe zu machen. Sie war sich nicht mehr sicher, ob es ihr wirklich gelingen würde, ihr die Gastfreundschaft zu kündigen.
    Felix und Carolin verließen die Küche. Während sie im Flur ihre Jacken anzogen, blieb es still zwischen Mamma Carlotta und Corinna Matteuer. Erst als die Haustür ins Schloss fiel, sagte Corinna: »Jetzt ist mir klar, warum Sie mich gestern Abend nicht erkennen wollten.«
    Mamma Carlotta brachte ihre ganze Kraft auf, um sie erstaunt anzusehen und so zu tun, als verstünde sie nicht, was Corinna meinte. »Come?«
    In Corinnas Mundwinkel tanzte mit einem Mal ein spöttisches Lächeln. »Das passt natürlich nicht zusammen. Gegen Matteuer-Immobilien auf die Straße gehen und gleichzeitig im Baubüro nach dem Bistro fragen.«
    »Nicht für mich, sondern für meinen Neffen«, beeilte sich Mamma Carlotta zu erklären.
    »Wetten, dass Ihre Enkelkinder eine Menge dagegen haben, dass Ihr Neffe ein Bistro in dem Haus betreiben will, gegen das sie sich auflehnen?«
    Mamma Carlotta antwortete nicht, und Corinnas Lächeln wurde breiter.
    »Die beiden wissen nicht, dass Sie die Bewerbung für Ihren Neffen abgegeben haben, oder?«
    Diesmal schüttelte Mamma Carlotta den Kopf.
    »Keine Sorge, ich verrate Sie nicht. Ich muss mich doch revanchieren.«
    Mamma Carlotta sah erstaunt auf. »Wofür?«
    »Dafür,

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