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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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hinausreden zu können. »Impossibile! Ausgeschlossen!«
    Sie hatte die Schritte auf der Treppe nicht gehört und sah überrascht auf, als Felix in die Küche trat. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Ferrari«, die so rot funkelte wie sein Ohrstecker. Dass er seinen Pferdeschwanz mit einem roten Band umwickelt hatte, entlockte Mamma Carlotta einen so schweren Seufzer, als hätte sie soeben erfahren, dass ihr Enkel den Zeugen Jehovas beitreten wolle. »Felice! Du bist schon auf? In den Ferien schläfst du sonst länger.«
    Felix gab seiner Nonna einen Kuss auf die Wange und gönnte Corinna Matteuer nicht einmal einen Gruß. Als sie selbst es mit einem scheuen »Guten Morgen« versuchte, erhielt sie keine Antwort.
    Carolin, die kurz darauf in die Küche kam, hielt es genauso, sodass Mamma Carlotta der Verdacht kam, dass die beiden sich vorher abgesprochen hatten, um der unbeliebten Investorin zu zeigen, dass sie in diesem Hause nicht willkommen war. »Moin«, nuschelte sie hervor, ohne Corinna eines Blickes zu würdigen. »Wir fahren gleich ins Squashcenter, um die Demo vorzubereiten«, sagte sie zu ihrer Großmutter, der es außerordentlich peinlich war, dass von dieser Protestkundgebung gesprochen wurde, während diejenige, die den Widerstand hervorrief, mit ihnen am Tisch saß.
    »Du kommst doch auch?«, fragte Felix und sah seine Nonna intensiv an, als wollte er sie daran erinnern, auf welcher Seite sie zu stehen hatte.
    »Sì, sì«, murmelte Mamma Carlotta.
    »Ludo Thöneßen stellt uns die Sportlerklause zur Verfügung«, erklärte Carolin und sah Corinna Matteuer herausfordernd an. »Er unterstützt die Bürgerinitiative.«
    Was folgte, hätte Angela Merkel nicht besser vorbringen können. »Wer auf Sylt seinen Lebensmittelpunkt hat, sollte ein Bewusstsein dafür haben, was der Insel guttut und was ihr schadet. Natürlich gibt es innovative Projekte, die Sylt im touristischen Wettbewerb einen besseren Platz sichern und die auch für den Lebensstandard der Sylter gut sind.« Sie warf Corinna einen kontrollierenden Blick zu, damit sie sicher sein konnte, dass sie gehört und verstanden wurde. »Ich werde alles dafür tun, damit Sylt eine verantwortungsvolle Zukunftsplanung erhält. Wir brauchen für alle Sylter Gemeinden eine verbindliche Abmachung, wie mit künftigen Großobjekten umgegangen werden soll. Es ist mir völlig unverständlich, dass die Kommunalpolitiker ihr Verantwortungsbewusstsein einfach ausschalten, wenn es um ihre eigenen Großprojekte geht, und nur dann kritikfähig sind, wenn in den Nachbargemeinden etwas falsch läuft. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, keiner denkt an das große Ganze.« Und wieder kam der rhetorische Höhepunkt besonders laut und kräftig: »Unsere Insel! Unsere Heimat! Ludo Thöneßen ist zum Glück anders als die meisten Gemeinderäte. Er unterstützt uns.«
    Mamma Carlotta war so voller Bewunderung für ihre kluge Enkelin, dass sie vergaß, sich um den Kakao für die Kinder zu kümmern. Erst als Carolin sich erhob, die Milch aus dem Kühlschrank holte und mit Würde die Stille hinnahm, die sich nach ihren Worten in der Küche ausgebreitet hatte, sprang Mamma Carlotta auf. Energisch schob sie Carolin zur Seite. »Wenn ich auf Sylt bin, muss niemand am Herd stehen.«
    Die Kinder sprachen von einem Toten! Wie sollte sie erklären, dass es mit der Unterstützung ein Ende haben würde? Wenn die beiden erfuhren, dass Corinnas Schwester den allseits beliebten Ludo Thöneßen umgebracht hatte, würde das ihren Hass noch steigern.
    Ihre Enkel glaubten zu durchschauen, warum sie sich Corinna Matteuers Blick entzog. »Die Nonna ist auch der Bürgerinitiative beigetreten«, machte Felix deutlich. »Sie hat gestern geholfen, Unterschriften gegen das Gesundheitshaus zu sammeln. In den nächsten Tagen machen wir damit weiter. Sie können sicher sein: Wir bekommen genug Unterschriften zusammen, um das Hotel und das Parkhaus zu verhindern. Am besten gleich das ganze Gesundheitshaus!«
    Corinna sah auf ihren Teller, während sie fragte: »Und euer Vater? Ist der auch Mitglied der Bürgerinitiative?«
    Felix sah so aus, als käme es ihm in diesem Fall auf eine kleine Lüge nicht an. Aber Carolin sagte schnell: »Er vertritt die gleiche Meinung. Er findet auch, dass Sylt kaputt gemacht wird. Von Leuten wie Ihnen!«
    »Sylt braucht Investoren«, entgegnete Corinna Matteuer. »Das Gesundheitshaus hätte die Gemeinde Wenningstedt allein nicht realisieren können.«
    »Und was

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