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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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warf Sören einen warnenden Blick zu.
    Direkt nach dem Auffinden von Ludos Leiche hatte er mit der Staatsanwältin telefoniert und ihr auch von den Beobachtungen berichtet, die Dr. Hillmot an Matildas Leiche gemacht hatte.
    »Lassen Sie den Abschiedsbrief grafologisch untersuchen, Wolf!«, hatte sie ins Telefon gerufen, noch bevor er sie von genau dieser Absicht unterrichten konnte. »Gibt’s einen Verdacht? Ein Motiv?« Noch ehe Erik verneinen konnte, hatte sie ergänzt: »Klar gibt’s ein Motiv! Die Investoren auf Sylt sind die Pest!«
    Erik hatte ihr erklärt, dass die Tote die Schwester der Investorin war und selbst keine Entscheidungen bezüglich der Bauprojekte treffen konnte. Das hatte den gefürchteten Aktionismus der Staatsanwältin zum Glück gedämpft. Und als sie erfuhr, wie der arme Ludo Thöneßen zu Tode gekommen war, hatte in ihrer Stimme sogar echte Betroffenheit gelegen. »Mein Gott! In meiner Nähe soll auch so ein vollautomatisches Parkhaus errichtet werden. Da fahre ich auf keinen Fall rein.«
    Erik wies sie darauf hin, dass es reiche, sich niemanden zum Feind zu machen. »Wenn Sie nicht am Auto angekettet sind, kann nichts passieren.«
    »Hören Sie auf, Witze zu machen«, kam es ungnädig durch den Hörer, »und kümmern Sie sich lieber um den Mordfall. Und natürlich um diesen Selbstmord!«
    »Ich gebe ein Schriftvergleichsgutachten in Auftrag«, sagte Erik. »Noch heute werde ich den Abschiedsbrief nach Flensburg schicken, mit einem Dokument, das mit Sicherheit von Matilda Pütz geschrieben und unterzeichnet wurde.«
    »Tun Sie das! Am besten per Kurier, dann ist die Sache schnell erledigt. Ich werde dem Gutachter Dampf machen! Morgen haben wir das Ergebnis.«
    Erik half Corinna aus dem Wagen und kam nicht umhin, ihre schlanken Beine zu bewundern, als sie vor ihm herging. Sie bewegte sich unsicher auf den Eingang zu, als hätte sie Angst davor, ihre Wohnung wieder zu betreten. Vor zwanzig Jahren war er ihr manchmal heimlich gefolgt, wenn sie über die Friedrichstraße bummelte. Wie hatte er ihre aufrechte Haltung bewundert, ihre Eleganz, ihre Sicherheit! Sie war ihr angeboren gewesen. Nun musste sie sich darum bemühen, das war ihr anzusehen. Der Tod ihrer Schwester hatte sie bis ins Mark erschüttert.
    »Warum habe ich nicht gemerkt, wie schlecht es Matilda ging?«, fragte sie, als sie nebeneinander im Aufzug standen. »Ich habe einfach zu viel gearbeitet. Tagsüber war kaum Zeit für ein privates Wort, abends bin ich immer früh schlafen gegangen, weil ich fix und fertig war. Matilda ist länger aufgeblieben, hat noch allein im Wohnzimmer oder im Sommer auf dem Balkon gesessen.«
    Der Aufzug war in der zwölften Etage angekommen, die Türen öffneten sich. Erik griff nach Corinnas Arm. »Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«
    Sie nickte, während sie auf ihre Wohnungstür zugingen. Trotzdem sagte sie: »Ich habe sie nicht einmal gefragt, wie der Kerl heißt, mit dem sie sich traf. Ich dachte, es ist ein harmloser Flirt. Matilda brauchte so was gelegentlich. Sie hat sich oft schnell verliebt und sich genauso schnell enttäuschen lassen. Dass es diesmal tiefer ging, habe ich nicht begriffen.« Sie suchte ihren Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss. »Das werde ich mir nie verzeihen.«
    Erik folgte ihr in die Wohnung und ließ die Tür offen, damit Sören und die beiden Mitarbeiter der Spurensicherung, die gerade mit dem nächsten Aufzug ankamen, folgen konnten. »War sie bedrückt in letzter Zeit?«, fragte er, als sie im Wohnzimmer angekommen waren, das so gar nicht zu Corinna passen wollte. In den Siebzigerjahren war es zeitgemäß und sogar elegant gewesen, aber jetzt wirkten die wuchtigen dunklen Möbel, die Erik damals beeindruckt hatten, finster und abweisend. Er wunderte sich darüber, dass Corinna nichts daran geändert hatte. Nostalgie passte nicht zu ihr.
    Corinna folgte seinem Blick. Ihr schien zum ersten Mal seit langer Zeit aufzufallen, wie schäbig die Einrichtung geworden war, die ihre Eltern vor vielen Jahren ausgesucht hatten. Aber wenn ihr die Erkenntnis gekommen war, so schüttelte sie diese umgehend ab. »Matilda war in letzter Zeit nicht gut drauf. Aber sie ist mir immer ausgewichen, wenn ich sie fragte, was los sei.«
    Mit großen Augen beobachtete sie die Spurensicherer, die auf den Balkon gingen und dort ihre Gerätschaften auspackten. Währenddessen griff Erik nach dem Abschiedsbrief von Matilda Pütz, der immer noch auf dem Tisch lag. Corinna

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