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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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ja keiner was gehabt!«
    »Und was sagst du zu dem Hotel und dem Parkhaus, das hier gebaut werden soll?«
    »Hast du das vielleicht gewusst, Tove Griess? Sind nur wir belogen worden?«
    »Hast du etwa gute Kontakte zu dieser Halsabschneiderin?«
    Nun wurde Tove ausgebuht und beschimpft, einige schrien ihm sogar Drohungen entgegen, die zumindest bei Fietje großen Eindruck machten. Er ließ die Hände sinken, das alte Betttuch, auf das Tove sein Verlangen in Worte gefasst hatte, hing nun traurig herab und knautschte das Wort ›Gesundheitshaus‹ in tiefe Stofffalten. Toves wütende Aufforderung schien ihn nicht zu erreichen, Fietje sah so aus, als würde er vor dem Zorn der Bürgerinitiative gerne die Flucht ergreifen. Und als die Ersten ein paar drohende Schritte auf Tove und Fietje zu machten und ihnen ganz unverhohlen Prügel androhten, konnte man sehen, dass auch Tove Griess allmählich bange wurde. Der Polizist, der bisher gemütlich seine beiden Daumen hinter seinen Hosengürtel gehakt hatte, griff nach seinem Funkgerät und forderte Verstärkung an, da er um den Frieden der Demonstration fürchtete.
    Zu Recht! Ein großer, breitschultriger Mann, der aussah, als gehörte er zur Gilde der Metzgermeister, trat als Erster vor und forderte Tove auf, sich mit ihm anzulegen, wenn er den Mut dazu hatte.
    Das ließ sich der Wirt von Käptens Kajüte nicht zweimal sagen. »Du willst einem friedlichen Demonstranten was auf die Fresse hauen? Nur zu! Das macht einen guten Eindruck, wenn die Bürgerinitiative keine andere Meinung gelten lässt.«
    Mamma Carlotta konnte sich den Anflug von Bewunderung nicht verkneifen. Mit dieser Äußerung hatte Tove seinem Angreifer eine moralische Ohrfeige verpasst, die dieser unmöglich zurückgeben konnte, wenn er der Bürgerinitiative keinen Imageschaden zufügen wollte. Allerdings sah der Mann so aus, als wäre ihm das in diesem Augenblick völlig egal. Sein Gesicht war rot angelaufen, und er musste von Willi Steensen mit sanfter Gewalt in die Reihen seiner Mitdemonstranten zurückgedrängt werden, wo sich noch andere fanden, die Tove Griess mit Fäusten zeigen wollten, dass sie ihn für einen Verräter hielten.
    Tatsächlich wurde eine schwere Keilerei nur vermieden, weil Tove und Fietje ihr Heil in der Flucht suchten. Zwar bemühten sie sich, Haltung zu bewahren und ihren Gegnern weiszumachen, dass sie sich nur deshalb zurückzogen, weil der Klügere bekanntlich nachgibt, aber sie konnten niemandem etwas vormachen. Tove Griess sah man die Erleichterung an, als er um eine Schlägerei herumgekommen war, die er nicht hätte gewinnen können. Von denen, die von Matteuer-Immobilien profitierten, war weit und breit nichts zu sehen. Warum ausgerechnet Tove Griess sich auf so etwas wie eine Gegendemonstration eingelassen hatte, war Mamma Carlotta ein Rätsel. Fietjes Haltung ließ sich da viel leichter erklären. Tove hatte ihm vermutlich gedroht, dass er in Käptens Kajüte nie wieder ein Glas Jever bekommen würde, und das hatte gereicht, aus dem Strandwärter für eine Stunde einen politisch Radikalen zu machen.
    Mamma Carlotta nutzte die allgemeine Aufregung, um sich Schritt für Schritt zu entfernen. Sie schlug sich in ein mageres Gebüsch und von dort auf die Rückseite des Baubüros, wo sich Tove und Fietje in Sicherheit gebracht hatten.
    »Allora, Tove werde ich was erzählen!«, murmelte sie vor sich hin. Der Wirt musste begreifen, dass er sich keinen Gefallen tat, wenn er sich gegen den Willen der Wenningstedter Bürger stellte. Niemand würde mehr in Käptens Kajüte einkehren, wenn er sich jetzt alle zu Feinden machte! Wie konnte er nur so dumm sein? Sie musste ihn unbedingt davon abbringen, seine Lebensgrundlage vollends zu ruinieren.
    Nun war sie im Schutz des Baubüros angekommen, wo sie von den anderen Demonstranten nicht mehr gesehen wurde. Tove und Fietje standen am hinteren Fenster des Baubüros. Tove sah aus, als wollte er hineinsteigen, während Fietje ihn mit ein paar Metern Abstand ängstlich beobachtete. Als sie das Knirschen von Mamma Carlottas Schritten hörten, ergriffen sie die Flucht. Fietje rannte voraus, auf den Müllcontainer zu, Tove jagte ihm hinterher. Anscheinend hatten die beiden Angst, dass ihnen unter Ausschluss der Öffentlichkeit doch noch jemand zeigen wollte, was die Bürgerinitiative von ihrer Gegendemonstration hielt. Im Nu waren die beiden hinter dem Container verschwunden, noch ehe sie bemerkt hatten, dass es keinen Grund gab, sich zu

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