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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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hatten, was vorging.
    »Hier ist die nächste Stunde geschlossen! Ich habe vergessen, Mayonnaise einzukaufen. Die brauche ich fürs Mittagsgeschäft.«
    »Und Ihre Frühstücksgäste?«, fragte Mamma Carlotta entgeistert.
    »Sehen Sie welche?«, fuhr Tove sie an. »Ich sehe nur einen Strandwärter, der hier noch nie ein belegtes Brot gegessen hat. Und eine Signora, die mich beim Hauptkommissar anschwärzt!«
    Mamma Carlotta war empört. »Ich habe Sie nicht angeschwärzt. Ich habe nur die Wahrheit gesagt.«
    »Das ist dasselbe! Nun mal dalli! In zwei Minuten schließ ich ab. Wer dann noch hier drin ist, muss ein bis zwei Stunden warten.«
    Fietje stellte sein Glas auf die Theke und erhob sich. »Was sind das nun wieder für Fisematenten?«, brummte er.
    Mamma Carlotta hätte sich gerne nach dem Wort Fisematenten erkundigt, das noch nicht zu ihrem Wortschatz gehörte, aber da es schien, als ob Tove Ernst machen wollte, zog sie es vor, Käptens Kajüte zu verlassen, ohne zu wissen, was es mit den Fisematenten auf sich hatte.
    Aber ohne eine kleine Schmähung wollte sie Tove nicht davonkommen lassen. »Sie sollten aufhören mit diesen Zahnstochern. Das ist ja unappetitlich.«
    »Der hat Schiss vorm Zahnarzt«, erklärte Fietje. »Haben Sie gemerkt, dass er die Zahnstocher vorher in Wodka taucht? Damit betäubt er seine Zahnruine.«
    »Schiss?« Schon wieder eine neue Vokabel.
    Aber Fietje kam zu keiner Entgegnung mehr. Tove schob ihn auf die Straße und Mamma Carlotta hinterher.
    Mit Tove war heute nicht zu spaßen, so viel stand fest. Wenn er jetzt zu Corinna Matteuer fuhr, um ihr die Meinung zu sagen, konnte ihr die Investorin beinahe leidtun. Aber auch nur beinahe. Jemand, der Mamma Carlottas Schwiegersohn so raffiniert verführte, dass er erst am Morgen den Weg nach Hause fand, hatte es nicht besser verdient …

E rik beobachtete kopfschüttelnd, wie Wiebke Reimers hektisch mit gezückter Kamera die Waggons entlanglief, in jedes Abteil einen Blick warf und weiterrannte. Vor dem vorletzten blieb sie schließlich stehen. Anscheinend hatte sie hinter einem der Fenster Sila Simoni ausfindig gemacht.
    Erik wollte Wiebke folgen, stieß dabei aber mit dem Fuß gegen ihre Tasche, die sie in der Eile vor seine Füße hatte fallen lassen.
    Der Reißverschluss der Tasche war geöffnet. Ein Blick auf den Inhalt zeigte, dass Wiebke Reimers nicht anders war als viele Frauen, die ihren halben Hausstand mit sich herumschleppten. Erik sah eine Haarbürste, ein Notizbuch, ein Smartphone, ein Etui, aus dem ein Tampon herausragte, einen kleinen Regenschirm, mehrere Lippenstifte, ein Puderdöschen und ihr Portemonnaie, das geradezu fahrlässig untergebracht war. Selbst für einen ungeschickten Taschendieb wäre es ein Leichtes gewesen, damit zu verschwinden.
    Er nahm die Tasche hoch, um sie für Wiebke sicher zu verwahren. Dabei fielen ihm die zwei Anstecknadeln auf, die sie in den Futterstoff der Tasche gesteckt hatte. Zwei Nadeln mit einem daumennagelgroßen Kopf, der mit einer hübschen silbernen Bordüre versehen war. Von der einen Nadel sah er nur die Rückseite, die andere jedoch konnte er genau betrachten, während er so tat, als sicherte er Wiebkes Portemonnaie. Die Anstecknadel schmückte ein Foto, das Foto eines Mannes. Gut aussehend, lächelnd, mit zusammengekniffenen Augen, als blinzelte er in die Sonne. So winzig das Foto auch war, Erik konnte erkennen, dass es am Strand gemacht worden, der Kopf des Mannes dann ausgeschnitten und auf die Anstecknadel geklebt worden war. Wiebkes Freund?
    Er griff nach der Nadel, um sie sich näher anzusehen, und hätte auch die zweite gerne herumgedreht, wenn Sören nicht ein Räuspern von sich gegeben hätte, das sich wie Tadel anhörte. »Sie werden doch nicht indiskret sein, Chef!«
    Erschrocken zog Erik die Hand zurück. »Wie leichtsinnig sie damit umgeht!«
    Langsam, ganz langsam zog er den Reißverschluss der Tasche zu und ließ dabei das Foto auf der Anstecknadel nicht aus den Augen. Das Gesicht des Mannes kam ihm bekannt vor. Es war ihm, als hätte er es vor Kurzem schon einmal gesehen. Aber er schüttelte den Gedanken gleich wieder ab. Nein, für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit.
    »Was meinen Sie?«, fragte er und glättete sich seinen Schnauzer. »Wird die Simoni allein reisen? Oder steigen mit ihr der Manager, der PR-Fachmann, eine Friseurin und ein Schönheitschirurg aus?«
    Sören antwortete nicht. Mit gerecktem Hals stand er da, als könnte er es nicht abwarten, den

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