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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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und blickt sich noch einmal im Sekretariat des Herrn Dr. Schraake um. Schwarzes Holz, Halogenlampen, Chrom und Edelstahl. Sehr kühl und effizient, wie der Norddeutsche das halt so gern hat. Sogar seine attraktive Angestellte dürfte er aus dem Hamburgischen importiert haben.
    Den Großteil des Vormittags haben Trash und der Trainer im Restaurant am Westbahnhof verbracht, wohin sie nach ihrem Beinahe-Zusammenstoß mit dem Gesetz geflüchtet waren. Nach unzähligen Kaffees (und ein paar Hochprozentigen zur Beruhigung der angeschlagenen Nerven) vertiefte sich der Doc wieder ins Tagebuch der Rikki und stieß dort auf die Spur des Kredithais, in dessen Vorzimmer er jetzt saß.
    »Dr. Dirk Schraake, Anlageberater« stand auf dem protzigen Messingschild am Eingang des Bürogebäudes in der Hollandstraße. Und darunter: »Geschäftsführer, Kiev Trans-Universal Enterprises«. Leider war der Herr Doktor gerade in einer wichtigen Besprechung, also blieb Trash nichts anderes übrig, als seinen Namen zu buchstabieren und auf einem dieser unbequemen Weltraumsessel Platz zu nehmen. Seither sind fast eineinhalb Stunden vergangen.
    Der Trainer, der nach seinem unrühmlichen Auftritt beim falschen Erwin vom Außendienst genug hatte, würde jetzt wohl schon in der Kirchengasse sitzen. Dort soll er zusammen mit Bettina, der feschen Pathologin, Rikkis schriftlichen Nachlaß nach weiteren Hinweisen durchforsten. Trash hofft, daß die weibliche Sicht der Dinge zu überraschenden Erkenntnissen fuhren wird.
    Ein Summen der bürointernen Telefonanlage weckt ihn aus seinem Grübeln. »Dr. Schraake hat jetzt für Sie Zeit«, strahlt ihn die Rothaarige an. Die schalldicht gepolsterte Tür zum Allerheiligsten öffnet sich mit einem leisen Klicken, und der Doc macht sich - obwohl ihm der linke Fuß eingeschlafen ist — entschlossen auf den Weg.
    Das Chefbüro mit den Panoramafenstern wird von einem gigantischen Schreibtisch dominiert. Dahinter sitzt ein Spät-Yuppie, wie er im Buche steht: stahlgrauer Armani-Anzug, nahtlose Bräune aus dem Sonnenstudio und ein Satz Jacketkronen, der einem amerikanischen Filmstar zur Ehre gereichen würde. Oder auch dem Weißen Hai.
    »Schraake - nehmse doch Platz«, stellt sich der Anlageberater, den es von der Alster an den Donaukanal verschlagen hat, vor. Er schüttelt die Hand des Doc mit stahlhartem Griff, der verrät, wieviel Zeit er täglich beim Squashen und im Fitness-Studio verbringt. Dann zieht er sich wieder hinter seine Kommandokonsole zurück. »Was kann ich denn nun für Sie tun, Herr Doktor Trash? Möchten Sie etwas überschüssiges Kapital in der Computerbranche anlegen? Oder handelt es sich um die Übernahme eines Kredits? Nach einem Todesfall vielleicht?«
    Der Piefke setzt eine Siegermiene auf. Anscheinend hat er die letzten neunzig Minuten dazu benutzt, sich eingehend über seinen Besucher und dessen Anliegen zu informieren.
    In solchen Fällen hilft nur die Flucht nach vorne.
    »Sie wissen sehr gut, was mich zu Ihnen geführt hat«, eröffnet Trash den Konter. »Es handelt sich tatsächlich um eine Geldanlage - allerdings eine, die Sie getätigt haben. Ich spreche von dem Kredit, den Ihre Firma dem Fräulein Erika Horvath gewährt hat.«
    »Aber, aber, mein Lieber, es versteht sich doch von selbst, daß so ein Kredit eine hochvertrauliche Angelegenheit ist. Warum sollte ich ausgerechnet Ihnen darüber Auskunft geben?«
    »Weil sich sonst möglicherweise die Polizei für Ihre Geschäftspraktiken interessieren könnte. Die Klausel, die Sie in Ihren Knebelvertrag aufgenommen haben, erfüllt eindeutig den Tatbestand der Nötigung zur gewerbsmäßigen Unzucht.«
    »Also, bitte! Es dürfte Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit wohl nicht entgangen sein, daß ich ein russisches Firmenkonsortium mit beträchtlichen Kapitalreserven und breitgestreuten kommerziellen Interessen vertrete. Wir investieren unter anderem in Gastronomiebetrieben, Speditionsunternehmen, Kreditbüros und natürlich auch im Erotic-Entertainment-Bereich — wie zum Beispiel der Live Girl Revue, die Ihnen ja bekannt ist. Bei einer solchen Diversifikation macht es geschäftlich durchaus Sinn, den Kreditnehmer zu verpflichten, im Verzugsfall seinen Verbindlichkeiten anderweitig nachzukommen. Und seien wir doch mal ehrlich — das horizontale Gewerbe war für die so tragisch zu Tode gekommene Horvath doch nichts Neues.«
    »Nur daß sie sich jetzt nicht mehr flachlegen wollte, was? Und in solchen Fällen macht die Russenmafia

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