Kurt Ostbahn - Schneeblind
kein Wirtshausgeher. Ich war nie ein Partylöwe. Das liegt mir nicht. Aber ich hatte viele sehr wertvolle Kontakte. Internationale Kontakte. Aber diese Möglichkeit ist mir momentan leider genommen. Ein technisches Gebrechen. Der DNS-Server reagiert nicht.
DOC: Und der zweite Besuch heute? Sie haben erzählt, Hassan hat Lebensmittel geliefert. Und danach?
KOHOUT: Besuch.
DOC: Und zwar?
KOHOUT: Michaela ...
DOC: Ah, Ihre Schwester ...
KOHOUT: ... ist nicht meine Schwester ...
DOC: ... Halbschwester, pardon ...
KOHOUT: Der Trampel paßt mich normal oben im Bacher-Park ab, wenn ich auf dem Weg zum Mondo bin. Seit ich diesen Sturz hatte, spaziert sie hier einfach ein und aus, egal ob mir das paßt oder nicht. Sie fragt ja nicht. Hat sie noch nie getan. Kommt und macht sich breit. Laut, penetrant, vulgär. Und was will sie? Sie will mir von ihrem neuen Liebhaber erzählen. Liebhaber! Der Trampel und ein Liebhaber! Dieses Weibsstück kann kein Mann lieb haben oder gar lieben. Außer er ist genauso krank und versaut wie sie. Entschuldigen Sie, Herr Doktor, aber weil‘s wahr is ...
DOC: Also meines Wissens lebt ihre Halbschwester Michaela Strohberger, geborene Riebel, in Himberg, ist dort verheiratet und Mutter von drei Kindern, Herr Kohout ...
KOHOUT: Wer sagt das?
DOC: Meine Unterlagen, Herr Kohout. Aber die können natürlich irren ...
KOHOUT: Die Schlampe verheiratet? Seit wann? Das würde ich wissen! Ich war bei der Hochzeit gewesen. Und wie kommt die Drecksau zu drei Kindern? Die läßt sich doch nur in den Arsch ficken, und davon kriegt man bekanntlich keine Kinder. Drei Kinder?! Da müßte ich doch mindestens einmal Taufpate gewesen sein, oder? Als leiblicher Onkel? Was sagen Sie, Herr Doktor? Oder sind die Fratzen etwa nicht getauft? Natürlich sind die nicht getauft, und kirchlich getraut ist die Drecksau auch nicht! Wissen Sie was man früher mit ihr gemacht hätte, mit meiner feinen Halbschwester? Nein? Man hätte sie vor dem Kreuz Jesu Christi ans Andreaskreuz geschnallt und in aller Öffentlichkeit mit dem Ochsenziemer ausgepeitscht, bis ihre rabenschwarze Seele hinunter ins ewige Höllenfeuer gefahren wäre. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich jeden einzelnen Peitschenhieb genossen hätte. Ich wäre in der ersten Reihe gestanden und hätte applaudiert. »Bravo! Bravo!« hätte ich gerufen, »prügelt ihr jeden sündigen Gedanken aus dem Leib, laßt sie büßen für die Schmach, die sie ihrem Bruder angetan hat, laßt sie büßen für die Schande, die sie über ihre Familie gebracht hat! Bravo! Bravo!« (Pause. Schweres Atmen. Lachen.)
DOC: Herr Kohout ... und obwohl das Verhältnis zu Michaela dermaßen getrübt ist, finden regelmäßig Besuche bzw. Treffen im Bacher-Park statt?
KOHOUT: Klar. Wir gehen spazieren oder auf eine Jause in die Konditorei und reden über die guten alten Zeiten, über Himberg und das alte Riebel-Haus, mit dem alten Riebel-Keller ... Dort fällt die Türe zu, und drin bist du ... Und die böse, böse Michaela hält dem Hannes den Mund zu und sagt ihm, was passieren wird, wenn er es wagt, auch nur ein Sterbenswort den Eltern zu sagen, und sie zieht ihm die Hose runter und die Unterhose, während ihn viele kräftige Mädchenhände packen und festhalten, und dann zwingen sie ihn über den Hackstock, und die böse, böse Michaela verdrischt ihm mit dem Teppichpracker seinen süßen, kleinen Arsch, und er weint bald ganz bitterlich, und die Mädchen singen ... Wer furchtet sich vorm schwarzen Mann, der auf seinem Popsch nicht sitzen kann, wer furchtet sich vorm schwarzen Mann, der auf seinem Popsch nicht sitzen kann, weil er so feste mit dem Pracker kriegt, eins ... zwei ... drei ... vier ... und die Mädchen singen immer lauter, und die böse, böse Michaela hört erst auf, ihn zu schlagen, als sie oben im Hof den Wagen der Riebl-Eltern kommen hört, und hält ihm wiederum den Mund zu, und als er mit runtergelassener Hose vor seinen Peinigerinnen steht, ist sein Schwänzchen hart und steif, wie manchmal morgens vor dem Klogehen, und die böse, böse Michaela lacht und tippt die Spitze mit dem Zeigefinger an und weißer, klebriger Schleim spritzt aus dem Schwänzchen, und alle kichern und tuscheln, weil sie so etwas noch nie zuvor gesehen haben, und das ist der Beginn einer schönen, aufregenden Zeit in Himberg, die Michaela bis zum heutigen Tag nicht missen möchte, und der Kleine auch nicht, obwohl er das natürlich nie zugeben würde, weil er immer schon ein
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