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Kurt Ostbahn - Schneeblind

Kurt Ostbahn - Schneeblind

Titel: Kurt Ostbahn - Schneeblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Nora?«
    »Und Nora«, seufzt der Trainer.
    Dann drückt er plötzlich wie verrückt die Hupe seiner froschgrünen Rostlaube. Seine Staukollegen tun es ihm gleich, als hätten sie nur auf seinen Einsatz gewartet. Das Konzert beginnt.
    Vollidioten.

26
    DOC DELUXE.
    KOHOUT: Ja, bitte?
    DOC: Psychiatrisches Krankenhaus, Baumgartner Höhe. Doktor Jablovsky. Herr Kohout? Ich hab Ihre Testergebnisse vor mir liegen und hätte dazu ein paar Fragen. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich? Es dauert nicht lang ...
    KOHOUT: Grüß Gott, Herr Doktor ... Ja, selbstverständlich, Herr Doktor ... Aber ich hab geglaubt, die Befunde ...
    DOC: ... liegen hier vor mir, Herr Kohout. Und, wie fühlen Sie sich heute?
    KOHOUT: Danke, Herr Doktor. Es geht. Weil das Tauberl ausgeflogen ist. Das Tauberl ist auf Urlaub.
    DOC: Welches »Tauberl« denn, Herr Kohout?
    KOHOUT: Das Tauberl. Ich sag immer Tauberl zu ihr, weil Tauben sind sehr kokette Viecherln. Ständig am Putzen und Posieren. Wie mein Tauberl. Das schminkt sich, frisiert sich und putzt sich den ganzen lieben Tag. So ein Tauberl denkt doch an nichts anderes als an sein Aussehen, und ob es attraktiv und anziehend wirkt aufs andere Geschlecht. Das macht sich doch keine Gedanken darüber, daß es anderen Menschen damit weh tun könnte, nicht. Und wenn das Tauberl dann seine provokanten Modelle trägt drüben im Geschäft, dann kommt das Tosen, Herr Doktor. Dann kommt das Tosen, trotz der neuen Tabletten.
    DOC: Verstehe. Aber jetzt ist das Tauberl ja auf Urlaub. Woher wissen Sie das eigentlich, Herr Kohout?
    KOHOUT: Das weiß doch jeder. Das steht auf dem Schild an der Tür. Und ich hab ihr sogar dabei zugesehen, wie sie das Schild innen an die Scheibe geklebt hat, mit Tixo, gestern nach Ladenschluß. Gleich drauf hat sie ein neuer Verehrer abgeholt. Mit einem grünen Jeep. Damit sind sie auf Urlaub gefahren. Wahrscheinlich zum Skilaufen. Obwohl ich nicht glaube, daß das Tauberl eine gute Skifahrerin ist. Sie ist mehr eine Eiskunstläuferin, wenn Sie wissen, was ich meine. Eiskunstläuferin oder Turniertänzerin.
    DOC: Was haben Sie denn heute gefrühstückt, Herr Kohout?
    KOHOUT: Meinen Tee, wie immer, Herr Doktor.
    DOC: Und dann, was haben Sie danach gemacht?
    KOHOUT: Besuch.
    DOC: Wie bitte?
    KOHOUT: Besuch!
    DOC: Sie hatten Besuch, Herr Kohout? Wer hat Sie denn besucht?
    KOHOUT: Der Hassan. Der Hassan und ... der Hassan.
    DOC: Und?
    KOHOUT: Er hat die Sachen gebracht, wie immer. Der Hassan bringt mir die Lebensmittel, die ich brauche, seit ich nicht mehr aus dem Haus kann.
    DOC: Warum können Sie nicht mehr auf die Straße, Herr Kohout?
    KOHOUT: Erst wieder am Dienstag. Da holen mich um halb neun die Zivildiener vom Arbeitersamariterbund und bringen mich zur Kontrolle. Wenn ich Glück habe, kommt am Dienstag der Spaltgips runter und ich bekomme endlich den Gehgips.
    DOC: Sie hatten einen Unfall, Herr Kohout?
    KOHOUT: Einen Sturz. Es war ein Sturz. Auf dem Weg zum Mondo. Ich bin gestürzt. Im Bacherpark. Das Glatteis. Auf dem Weg zum Mondo und gestürzt. Bänderriß im linken Knöchel. Ich weiß, ich hätte nicht aus dem Haus gehen sollen. Hab’s trotzdem getan. Bin hinauf zum Mondo, weil ich mir einen Cremespinat mit Spiegelei machen wollte, und kein Spinat mehr im Haus war. Wegen einer Packung Cremespinat habe ich jetzt einen Spaltgips und kann nicht aus dem Haus. Wegen einer Packung Cremespinat und weil ich mich manchmal nicht beherrschen kann. Strafe muß sein. Richtig, Herr Doktor?
    DOC: Wer sagt das?
    KOHOUT: Strafe muß sein. Wer nicht hören will, muß fühlen. Und wer seine Schwester nicht leckt, wird im Keller versteckt, wer seine Schwester nicht leckt, wird im Keller versteckt, dort fällt die Türe zu und drin bist du, dort fällt die Türe zu und drin bist du ... (Glucksendes Lachen. Unverständliches Brabbeln.)
    DOC: Herr Kohout? Herr Kohout, hören Sie mich? (Pause.)
    KOHOUT: Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, Herr Doktor. Aber die neuen Tabletten machen mir Sorgen. Ich glaube, die gehen stark auf die Augen. Wenn ich länger über eine Sache nachdenken will, geht das nicht, weil alles flimmert, auch wenn ich die Augen fest geschlossen habe ...
    DOC: ... und wenn Sie sich an den Computer
    setzen, Herr Kohout?
    KOHOUT: Das weiß ich nicht, Herr Doktor. Das müßte ich ausprobieren ...
    DOC:Aber Sie korrespondieren doch ...
    KOHOUT: Ja. Sehr gern sogar. Ich hab ja nicht viele Menschen, mit denen ich einen persönlichen Umgang pflege. Das liegt mir nicht. Ich bin

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