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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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fragte er mich, was ich denn heute aufgekocht hätte, und hing so lange an der Theke herum, dass es allen klar war. Ich kapierte es erst, als Erka mich zu verspotten begann, und an diesem Tag lud Bjamchu mich zum ersten Mal ein, mit ihm auszugehen.
    Er war redlich, meinte es ernst mit mir und zeigte mir eine Menge Sachen in der Stadt. Er wohnte nicht weit von uns, zusammen mit seinen Eltern und zwei Brüdern, und begleitete mich jeden Tag nach der Arbeit bis vors Haus und redete über unsere Zukunft. Ab und zu lud er mich abends ins Tornado ein zu einem winzigen Glas Bolor-Wodka und zwei Dezi gelber Limonade. Wenn es nötig war, fuhr er mit Purew Fleisch holen oder besorgte neue Stühle, wenn der betrunkene Gamba sie uns vor Wut an der Theke zertrümmert hatte. Zu mir nach Hause lud ich Bjamchu nicht einmal nach mehreren Wochen ein, und nachher war das eben nicht mehr möglich.
    Die scheußliche Sache passierte, kurz nachdem wir einmal am Sonntag zusammen am Fluss gesessen und ich ihm gestanden hatte, es noch nie gemacht zu haben.
    Ich spielte mit Mergen den ganzen Abend Domino, gewann ständig, und so schob er mir immer wieder unter Glückwünschen die Flasche zu, erst benetzte ich mir nur die Lippen, dann aber begann ich mit kleinen Schlucken zu trinken, und es war gar nicht so abscheulich, wie ich gedacht hatte. Ich fühlte mich wohl. An dem Tag hatte mir nämlich Erka gesagt, falls es klappen würde, wüsste sie von einer alten Schuhreparaturwerkstatt, die wir mieten und uns dort ein zweites Guanz einrichten könnten, es würde auch ein bisschen mir gehören,
weil Erka und Purew hierbleiben und ich mir eine Köchin nehmen und das ganze Fleisch, Mehl, Salz und so weiter selbst beschaffen und alles alleine überwachen würde. Mir war sofort Nara eingefallen, und durch den leichten Wodkanebel, durch den mir Mergen eigentlich ganz lieb vorkam, sah ich sie mit Schürze und Häubchen, wie sie verschwand und wieder auftauchte im Dampf über unseren Töpfen in dem neuen Guanz, das wir uns gemeinsam einrichten würden und wo wir abwaschbare rosa Blümchentischdecken auf die Tischchen legen und eine Vase mit Blumen auf die kleine Zierdecke auf der Theke stellen würden, die Schälchen für den Tee würden alle gleich und ohne Kratzer sein, und Bjamchu brächte uns das beste Fleisch, das hier in der Stadt aufzutreiben ist, und er würde die Limonadenkästen schleppen, und am Abend sperren wir zu und bummeln alle drei über den Hauptplatz, später dann werden wir zu viert bummeln, weil Nara gleich jemandem gefallen wird.
    Ich hatte den Kopf auf die Hände gestützt und dachte an das Glück, das uns erwartete, zum ersten Mal, seit ich in die Stadt gekommen war, fühlte ich mich erwachsen und selbständig. Dieses himmlische Gefühl ging dann in eine warme Umarmung und feuchte Küsse über, die sich ertragen ließen. Mergen warf mich vom Stuhl aufs Bett, streifte mir den Rock hoch, zog seine Hose herunter und bewegte sich ein paar Mal in mir. Dann wälzte er sich neben mich, und wir schliefen beide auf dem engen Sofa bis zum Morgen.
    Ich hatte gedacht, es täte beim ersten Mal furchtbar weh. Das hatte Dulma behauptet, das Mädchen, das im Internat das Bett neben mir gehabt hatte und von diesen Dingen ziemlich viel wusste, aber es war keine große Sache. Ich hatte einen winzigen Blutfleck im Höschen, so einen, wie wenn Papa das
Abstechen eines Schafs nicht ganz gelungen war, und im Guanz hatte ich von Zeit zu Zeit das Gefühl, ich müsse mich setzen oder mich kratzen, so ein seltsam beißendes Gefühl war das zwischen den Beinen. Sonst nichts.
    Schlimmer war es mit Gelber Blume.
    Sie hatte schon vorher aufgehört, so lieb wie am Anfang zu mir zu sein, und als sie mich am Morgen rüttelte und ich es noch mit geschlossenen Augen schaffte, mir zu vergegenwärtigen, was passiert war, wusste ich, sie würde mich rauswerfen. Mich rauswerfen und Mergen behalten.
    Ins Guanz kam ich an diesem Tag ein wenig später.
    Als ich eintrat, hob Erka verstimmt den Kopf von den Töpfen, musterte mich dann ernst und ging voran, um mir zu zeigen, wo ich meine Sachen hintun sollte.
    Sie umarmte mich und fragte nichts.
    Als am Abend Bjamchu kam, sagte ich ihm alles, damit er später nicht überrascht wäre.
    Dass ich nur ihn gernhatte, dass Mergen eklig war und ich mich nicht hatte wehren können und dass ich von nun an ohnehin im Guanz schlafen würde, so dass derlei nie mehr passieren könnte. Dann erzählte ich ihm gleich von der

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