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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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genauso klein und weich. Es ging vorüber.
    Najma kam und mit ihm wurde ich selbständig und ganz, weil eine Frau ohne Mann wie ein Sichelmond ist, Najma löste
das Dunkel auf, und ich wurde rund und leuchtend wie ein Vollmond. Batdschar kam genau in dem Moment zur Welt, als ich mich an meine neuen Pflichten als Ehefrau gewöhnt hatte, und Najma wurde für meinen Vater zu einem Sohn, um den ihn mancher beneiden konnte.
    Ich hatte nicht gewusst, wie es geht, und weiß es eigentlich auch jetzt nicht recht. Ich kenne nur meinen Najma. So soll es sein, sagte Mama, ordentliche Männer suchen genau so eine. Die Frau hat zu warten. Zu ihrem eigenen Wohl. Einmal kommt es, und so eine Frau hat dann ausgesorgt. Einer erfahrenen Frau traut kein Mann. So ist das.
    Ein Mädchen, das sich nicht für den Vater ihrer Kinder bewahrt, so ein ungeduldiges junges Ding, hat dann das Nachsehen. Das weiß ich von Mama und habe es Tsetsegma und Zula eingebläut, als sie noch in den Chuuchdijn Tsetserleg gingen. Eine Frau muss sich alles gut ausrechnen, hatte Großmutter Mira Mama ans Herz gelegt.
    Ich rechnete mir nichts aus. Als Papa einmal beschwipst war, sagte er, ich wäre schon so ordentlich geboren worden. Das war bei meiner Hochzeit.
    Papa trank mit Najma an einem Tisch und befahl mir dann resolut, ich solle Najma meine Beine zeigen und den Deel bis über die Ellbogen aufstreifen. Najma nickte anerkennend, und Papa fügte hinzu, das zwischen den Beinen, das verstehe sich von selbst. Von Abnützung keine Rede. Najma lächelte kurz, er war sehr zufrieden, und ich lief wieder zu den Frauen, um die Schalen mit Kumys austeilen zu helfen.
    Mein Mann war immer gut zu mir. Mir entschlüpften manchmal ein paar giftige Worte, aber wenn man als Frau den ganzen Abend beim Suppekochen schwitzt und der Mann daherbummelt, als wäre nichts, platzt einem schon mal was
heraus. Manchmal wollte ich es gar nicht, und trotzdem fielen heftige Worte. Aber Najma war großmütig, und ich ging mich immer entschuldigen. In die Haare gerieten wir uns selten. Manchmal der Kinder wegen. Er war friedlich, und stört ein Kind die Rede eines Erwachsenen, ist ein Rippenstoß durchaus am Platz. Auch Dzajas Dolgorma ging das nicht durch, für sie hatte Najma aber eine Vorliebe, und auch ich war nicht so streng zu ihr wie zu meinen eigenen Kindern. Wenn Dzaja ein feines Fräulein hat haben wollen, soll sie es haben, was interessiert mich das. Wäre sie aber mein eigenes Kind, würde ich ihr das Köpfchen zurechtrücken, dass sich das feine Püppchen vielleicht sogar an ihren eigenen Vater erinnern würde.
    Dzaja bildete sich ein, ich hätte was gegen ihre Kleine. Dabei ist mein Herz für jeden offen, ich kann gar nicht anders, und an diesen Namen, den sie trägt, hatte ich mich auch rasch gewöhnt. Und sollte sie es mir verübelt haben, dass ich Batdschar sagte, wie es sich mit Dolgorma wirklich verhielt, sollte sie sich höchstens über sich selber ärgern. Ich respektiere die Dinge, wie sie sind, und habe nicht vor, diese Geschichten für mich zu beschönigen, und für andere werde ich das auch nicht tun. Sollte das Mädchen ruhig wissen, dass ihr Name gestohlen ist, schließlich war sie groß genug. Dzaja hat sie mehr als lange mit Samthandschuhen angefasst. Wie faul dieses Mädchen war, lässt sich gar nicht beschreiben. Auch Tsetsegma und Zula musste ich alles zweimal sagen, aber so störrisch, das nein, das würden sie sich nicht erlauben. Noch dazu in einem fremden Ger. Wo hat das Mädel das gelernt? Den Kerl, der Dzaja dieses Kind gemacht hat, würde ich gerne sehen. Eine Frau allein ist für so eine Schlangenbrut zu schwach, ich begreife nicht, warum sie sich das Kind überhaupt gelassen hat. Welche Erziehung soll es denn dann bekommen?

    So eine Schande. Ihr Leben lang wird man sie nach ihrem Vater fragen und sich immer von neuem wundern. Sollte Tsetsegma mir mit so was heimkommen, prügle ich den blutigen Klumpen aus ihr raus, komme, was da wolle.
    Ich war überhaupt ziemlich großzügig, dass ich sie die ganzen Jahre in den Ferien bei uns sein ließ.
    Die Nase hat sie gerümpft über das Essen, dann aber für drei gegessen, und Arbeit war von ihr keine zu erwarten, manchmal musste nachher sogar noch ich ihre Schale waschen.
    Und Dzaja hat sie immer zu uns abgeschoben, als wäre alles in Butter. Von allein stellen sich keine schwesterlichen Beziehungen ein, und sie hat für mich nie auch nur den kleinen Finger gerührt. Dann kommt sie nach Jahren mit einem

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