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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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machten mich nur böse. Ich war noch magerer als zu Dschargals Zeiten und sehr müde.
    Sehr viel Zeit verbrachte ich mit Chiroko im Ger eingesperrt. Zusehends füllten Chirokos Berührungen einen immer größeren Teil des Tages aus. Ich war froh, nicht mehr wie früher Beine und Hände ineinanderflechten zu müssen, aber auch so war es nicht angenehm.
    Als Chiroko schließlich ihren Deel aufschlug und ich sah, wie sich ihre herunterhängenden Brüste mit den braunen ausufernden Brustwarzen mir näherten, sagte ich mir, genug.
    Dzaja behauptete, Mama hätte ihr erzählt, wie sie mich besuchen kam und in der Chaaschaa nur Chiroko mit Seruul und zwei jungen Landstreichern antraf. Es machte sie angeblich traurig, und sie stritt sich mit der Hexe. Dass Chiroko mich nicht aus den Augen hätte lassen sollen, und dass sie, hätte sie das als meine Mutter geahnt, das Ger Ger hätte sein lassen, bei mir geblieben wäre und mich den ganzen Monat bewacht hätte wie ein Darga einen Schutzbefohlenen.
    Auch eine von denen, die nichts ahnen. Ich glaubte immer,
Mama und Chiroko wüssten alles voneinander. Aber das wird Mama nie durchschauen. Dazu müsste sie anders beschaffene Augen haben, um zu bemerken, dass nicht nur Männer geil danach sind, volle Schenkel und runde Brüste anzufassen.
    Vermutlich dachte Chiroko, sie würde mich mit ihren Kuren irgendwie einlullen. Es war fast so, aber ich hatte immer noch genug Kraft für meinen eigenen Stolz.
    Mein Schoß gehört jedem, der bezahlt, aber solche Berührungen, nein. Sie meinte, es mir beizubringen, aber ich bin kein Weib mit Riesenhänden und Armen, zottelig wie ein Couchüberwurf. Ich würde mir mein seidiges langes Haar nie abschneiden, gucke Frauen auch nicht auf die Waden, und so griff ich mir eines Morgens die Tasche mit meinen paar Sachen, verstaute aus Chirokos Säcken ein bisschen Reis darin, nahm mir Trockenfleisch vom Regal und flitzte so leise wie möglich durch das Tor von Chirokos Zaun.
    Das liegt Jahre zurück. Jetzt ist Chiroko schon etliche Winter tot, und schwerlich werde ich erfahren, was eigentlich zwischen ihr und Schartsetseg vorgefallen war.
    Es war einfältig zu glauben, einer Hexe einfach so leicht entwischen zu können. Ich legte ein paar Schritte zurück, machte ein paar Atemzüge in Freiheit, und schon hielt sie mich am Kragen. Sie packte mich am Hals wie in Ulan Bator ein Bulle einen Vandalen, der Schaufenster einschlägt. Ich konnte nicht einmal Pieps sagen. Hände und Beine waren vor Schwäche gelähmt. Sie trug mich fast. Das also sind diese Hexentricks, dachte ich mir noch, kurz bevor ich ins Bett fiel und mir die Lider schlagartig zuklappten, als wären sie hundert Kilo schwer.
    Ich weiß nicht, wie lange ich schlief. Stunden oder Wochen.

    Es war das erste Mal, dass ich sie sah seit der Zeit, als wir Kinder waren. Ich kroch wie blind aus dem Ger und im grellen Licht stand wie ausgeschnitten eine schwarze Figur. Vorstellen musste Chiroko sie mir nicht. Die Falten, die sich früher ahnen ließen, hatten sich zu scharfen Furchen vertieft, der Mund war schmäler geworden und die Lippen zu blassen Strichen geschrumpft, sonst jedoch war es immer noch sie, Gelbe Blume. Sie sprach mich mit meinem Namen an, und dann redete schon Chiroko.
    Dass niemand mich hier festhielte und ich, wenn ich wolle, gehen könnte. Sie lächelte und Schartsetseg auch. Doch bestünde da angeblich so ein Angebot, das abzulehnen ungehörig wäre. Sie zwinkerte Gelber Blume zu, und die ließ eine Rede vom Stapel über die Vorteile der Arbeit im Fleischkombinat.
    Wir sagten topp!, und Chiroko gab mir zum Abschied einen Kuss.
    Etwas Geld anzusparen und dann in die Roten Berge zurückzukehren war vernünftig. Es zog mich ohnehin nicht so dorthin.
    Dzaja war zu der Zeit schon weg, und Ojuna bei ihrer Hochzeit zu sehen hatte mir für ein paar Jahre im Voraus gereicht. Mama schusselte bestimmt den ganzen Tag um ihre Töpfe herum, was sonst, und hatte rund ums Ger wie immer alles im Griff. Eigentlich wollte ich am meisten Vater sehen. Aber ich war nicht von ihm, und daher handelte es sich schwerlich um einen beiderseitigen Wunsch.
    Dzaja glaubte mir nicht, dass Chiroko und Schartsetseg einander kannten. Dass sie solche Kumpaninnen waren. Das ging ihr nicht in den Kopf. Vielleicht hat Chiroko sich tatsächlich eingebildet, sie würde mich Schafsköpfe abschneiden
schicken. Jeder, dem Schartsetseg ein Begriff war, behauptete, sie arbeite in der Fleischindustrie.
    Ein paar gute

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