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Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe

Titel: Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hulova
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kleinlaute Rückkehr. Sie lieferte uns einen weiteren Grund, uns nicht aus dem Diwaadschin wegzurühren.
    Als Mama damals, das wird mehr als zwanzig Ulaner Smogwinter her sein, abreiste und ich bei Chiroko allein zurückblieb, fielen Dinge vor, die mich bis heute ängstigen, die durch die orangerote Farbe meiner Schlafzimmertapeten scheinen, in Nächten, die ich für die Momente mit den schlimmsten Kerlen im Diwaadschin tauschen würde. Die Kerle kamen und gingen, aber Chiroko hatte ich ein paar Jahre lang ohne Unterlass hinter mir. Der strengste Kerker ist verglichen mit dieser aus groben Brettern zusammengezimmerten Hexenchaaschaa eine Urlaubsdatscha.
    Wie das mit Dschargal war, werde ich niemandem mehr
erzählen, es würde ohnehin keiner verstehen. Ich tat es einmal und habe bis an mein Lebensende genug.

    Alles begann, als Mama wieder von Chiroko zurück in die Roten Berge fuhr. Als Mama noch bei uns war, war es nur so ein Hokuspokus, der vielleicht bei Mamas Gallenblase und bei den Zahnschmerzen wirkte, mit denen die Leute zu Chiroko kamen, bei meinem Dschargal aber entschieden nicht.
    Kaum war Mama weg, nahm mich Chiroko in die Mangel.
    Ich musste mit Händen und Füßen komplizierte Übungen machen, die sie mir zeigte, während sie das ganze Ger mit Duftmischungen vollräucherte und Om und anderes faselte. Ich schmorte zwei Tage lang in diesem Rauch, und dann sollte ich mich waschen, saubere Kleidung anlegen und ihr die ganze Geschichte mit Dschargal Tag für Tag, Minute um Minute, Atemzug um Atemzug erzählen.
    Ich sagte ihr alles.
    Ich tue es nie wieder.
    Dann musste ich mich entkleiden.
    Sie fuhr mit den Händen über meinen ganzen Körper. Meine rechte Hälfte war Dschargal, und die linke war ich.
    Sie sprach mit ihnen wie mit Menschen. Die rechte Hälfte schlug sie mit Ruten, und die linke rieb sie mit Salben ein und dann wieder umgekehrt. Ich war ganz verwirrt davon. So ging es ein paar Wochen lang. Sie rief mir etwas zu, als wäre ich er, und wenn ich mich widersetzte, räucherte sie mich umso länger ein im Ger. Ich heulte und jammerte. Dschargals Name flog ständig in der Luft herum, und ich musste tun, was sie mir sagte.
    Mama hatte mir eingeschärft, Chiroko in allem zu gehorchen. Ich war damals eine dumme Landpomeranze und
konnte mich älteren Frauen nicht widersetzen. Außerdem glaubte ich lange, der Zirkus wäre nicht ganz umsonst. Am Ende stellte sich heraus, dass dem tatsächlich so war. Aber auf ganz andere Weise, als wir alle, außer Chiroko, es uns vorgestellt hatten.
    Mir hatte es von Anfang an, kaum dass wir mit Mama angekommen waren, bei meiner Tante nicht gefallen.
    Chiroko konnte unglaublich großherzig sein, aber genauso kalt und unnachgiebig. Einen armen Teufel, den sie anfangs hinten und vorne bedient hatte, konnte sie, ehe er sichs versah, urplötzlich wegschicken. Sie war reich, und daher kam man zu ihr, aber gemocht hat sie niemand. Auch die Kinder liefen ihr eher der Bonbons wegen nach als wegen ihres Lachens, das wie das Meckern einer Ziege aus ihrem unförmigen großen Mund hervorbrach.
    Wenn ich mich um jemanden kümmere, muss das verlässlich sein. Daher nahm ich als Lehrerin in den Ferien aus meiner Schule Kinder mit heim, denen ein eigenes Ger fehlte, daher gab ich mein rotblondes Kind Bordschi. Sich nur halb zu kümmern, es nur zur Hälfte gernzuhaben, dann lieber gar nichts.
    Auch deswegen hat die Sache mit Dschargal ein böses Ende genommen. Er verstand es nicht, aber ich hatte mich ihm ganz gegeben.
    Das konnte Chiroko nie.
    Einen zerlumpten Vagabunden bei sich übernachten zu lassen, die Kinder anderer Leute zu beaufsichtigen, das schon. Vornehmlich aber konnte sie aus ihrem Ger jeden hinauswerfen, der sich dort länger aufhielt, als der netten Hexe lieb war. Deswegen stritten wir uns. Ich glaubte, sie würde vielleicht was kapieren. So wenig fehlte, und sie wäre weit und breit die
Beliebteste gewesen. Aber meine Ratschläge provozierten sie nur.
    Nach einigen Monaten dieser merkwürdigen Heilmethoden verging mir meine Widerspenstigkeit. Sollte sie ruhig mit den armen Tröpfen den Gehsteig kehren, mich aber in Ruhe lassen. Ich war keine junge Närrin, die ihre erste Liebe verloren hat und nun glaubt, die Welt wäre eingestürzt. Über Dschargals Kopf hielt Burchan seine Hände, die güldenen Finger streiften seine Ohren. Das sah ich. Aber genug davon, weil ich mir gelobte, kein Sterbenswörtchen mehr über ihn verlauten zu lassen.
    Kurz gesagt, Chirokos Heilpraktiken

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