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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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dem sich der ganze Raum zu einem einzigen, winzigen, blendenden Lichtpunkt zusammenzuziehen schien, der jeden Augenblick explodieren und sie bei der geringsten Berührung in Stücke zerreißen würde. In diesem Moment schwang Conrad mit einer einzigen, schnellen, tigerhaften Bewegung seinen Körper zum Schlussakt auf sie.
     
Und jetzt fühlte Anna, wie ihre Leidenschaft ihr aus dem Körper gezogen wurde wie ein endlos langer, lebender Nerv, so als würde ein endlos langer, stromgeladener elektrischer Draht ihr langsam aus dem Körper gezogen, und sie schrie Conrad zu, er solle weiter, weiter, weitermachen, und während sie noch so schrie, hörte sie plötzlich eine andere Stimme irgendwo über sich, und diese andere Stimme wurde immer lauter und lauter, immer drängender und immer fordernder:
     
«Ich habe dich gefragt, ob du einen Schutz trägst? », verlangte die Stimme zu wissen.
     
«Oh, Liebling, was ist denn? »
     
«Ich frage dich dauernd, ob du einen Schutz trägst. »
     
«Wer? Ich? »
     
«Ich spüre da ein Hindernis. Anscheinend trägst du ein Pessar oder so etwas. »
     
«Aber nein, Liebling, natürlich nicht! Es ist so wunderbar mit dir! Bitte, sei still... »
     
«Es ist gar nicht so wunderbar, Anna. »
     
Wie das Bild auf einer Filmleinwand wurden die verschwommenen Umrisse des Raumes wieder klar. Dicht vor ihr schwebte Conrads Kopf, von seinen nackten Schultern getragen. Seine Augen starrten direkt in die ihren. Sein Mund sprach immer noch.
     
«Wenn du einen Schutz trägst, dann solltest du endlich lernen, wie man ihn korrekt einführt. Nichts ist so ärgerlich wie Nachlässigkeit bei diesen Dingen. Die Gummikappe muss ganz hinten direkt über den Muttermund gestülpt wird. »
     
«Aber ich benutze doch überhaupt nichts! »
     
«Wirklich nicht? Aber da ist doch ganz eindeutig ein Hindernis. »
     
Auf einmal schien nicht nur das Zimmer, sondern die ganze Welt langsam unter ihr davon zu gleiten.
     
«Mir ist schlecht», sagte sie.
     
«Dir ist was? »
     
«Mir ist schlecht. »
     
«Sei nicht kindisch, Anna! »
     
«Conrad, bitte, lass mich. Bitte, lass mich! »
     
«Was soll das heißen? »
     
«Geh runter von mir, Conrad! »
     
«Das ist doch lächerlich! Anna. Na gut, es tut mir leid, dass ich was gesagt habe. Vergiss es. »
     
«Geh! », schrie sie ihn an. «Geh runter! Geh runter! Geh runter! »
     
Sie versuchte, ihn von sich zu stoßen, aber er war groß und stark und hielt sie fest.
     
«Beruhige dich! », mahnte er. «Lockere dich. Du kannst dich doch nicht plötzlich anders besinnen, wenn wir mitten dabei sind. Und fang um Gottes willen nicht noch an zu weinen. »
     
«Lass mich in Ruhe, Conrad. Bitte! »
     
Es kam ihr vor, als drücke er sie nieder, mit allem was ihm nur dienlich war, mit Armen und Ellbogen, Händen, Schenkeln und Knien, Knöcheln und Füßen. Er hielt sie umklammert wie eine grässliche Kröte. Ja, das war es, eine riesige Kröte, die sie keuchend umklammerte und fest entschlossen schien, sie nicht loszulassen. Sie hatte einmal zugesehen, wie eine Kröte genau das tat. Das Tier kopulierte auf einem Stein am Bach mit einem Frosch: es saß da, regungslos, abstoßend, ein böses, gelbes Leuchten im Auge, hielt den Frosch mit den beiden kräftigen Vorderbeinen gepackt und wollte ihn nicht mehr loslassen...
     
«Hör auf, dich zu wehren, Anna. Du benimmst dich wie ein hysterisches Kind. Herrgott, Weib, was hast du denn bloß? »
     
«Du tust mir weh! », rief sie verzweifelt.
     
«Ich tue dir weh? »
     
«Du tust mir schrecklich weh! »
     
Sie sagte es nur, damit er sie endlich freigab.
     
«Weißt du auch, warum es weh tut? », fragte er.
     
«Conrad! Bitte! »
     
«Augenblick mal, Anna. Zuerst muss ich dir das erklären... »
     
«Nein! », schrie sie. «Du hast mir schon genug erklärt! »
     
«Meine liebe Dame... »
     
«Nein! » Sie kämpfte verzweifelt um ihre Freiheit, aber er hielt sie fest.
     
«Es tut weh», fuhr er fort, «weil du keine Gleitflüssigkeit produzierst. Die Schleimhaut ist vollkommen trocken... »
     
«Aufhören! »
     
«Die medizinische Bezeichnung dafür lautet senile atrophische Vaginitis. So etwas kommt mit dem Alter, Anna, deswegen heißt es senile Vaginitis. Leider kann man fast gar nichts dagegen tun... »
     
In diesem Augenblick begann sie zu schreien. Ihre Schreie waren nicht sehr laut, aber es waren echte Schreie, schreckliche, entsetzte, qualvolle Schreie, und als Conrad sich das eine Weile angehört

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