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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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alles kaufen, was dir Spaß macht.«
    Die Fahrt nach Keitum verlief sehr unterhaltsam, Thomas und Alexander hatten sich lange nicht gesehen.
    »Bist du denn nun fertig mit England?«, fragte Thomas.
    »Bin ich. Zurzeit beschäftigt mich mein Vater in der Firma. Dafür ist Jörg jetzt bei den Briten.«
    Als sie an einer Ampel halten mussten, warf Thomas einen Blick auf Geraldine.
    »Deine neue Freundin?«, fragte er lässig über die Schulter.
    Er wusste also nicht, wer sie war. Das gefiel Geraldine. Alexander hatte das begriffen. Und darum hatte er wohl ihren Namen bei der Begrüßung auf dem Bahnhof nicht genannt.
    Sie lächelte Thomas zu.
    »Nennen wir es mal so, er ist mein neuer Freund.«
    Thomas lachte amüsiert und fuhr wieder an.
    Als sie sich umwandte, sah sie, dass Alexander grinste.
    »Da wird Silke aber traurig sein«, sagte Thomas.
    »Wir haben uns jetzt – warte mal, da muss ich rechnen, also ich würde sagen, drei Jahre nicht gesehen. Ich nehme an, sie hat sich getröstet.«
    »Schließlich warst du so etwas wie ihre große Liebe.«
    »Sie war achtzehn, soviel ich weiß. Da kann man sich schnell eine große Liebe einbilden.«
    Achtzehn vor drei Jahren, überlegte Geraldine, dann ist sie jetzt einundzwanzig. Ich bin einunddreißig.
    Wie alt Alexander war, wusste sie gar nicht. Auf jeden Fall viel jünger als sie.
    Aber in ihrem seltsamen Leben spielten Zahlen dieser Art keine Rolle. Sie war ein zweites Mal auf die Welt gekommen, sie lebte ein zweites Leben, auch wenn das keiner wusste. Alexander nicht, Frobenius nicht, nicht einmal ihr Vater. Sebastian, der hätte es eigentlich wissen müssen. Aber er hatte nichts verstanden.
    Alexander erkundigte sich nicht weiter nach Silke, sehr groß schien sein Interesse nicht zu sein.
    Vor der Begegnung mit der Großmama hatte sie ein wenig Angst, doch das war unnötig. Inga Holm war eine große schlanke Friesin. Ihr Auftreten war selbstsicher und gelassen. Sie begrüßte Geraldine mit ruhiger Freundlichkeit, gab Alexander einen Kuss. Die Hauptrolle spielte zunächst der Hund, der die Besucher erst einmal anbellte. Dann fiel ihm ein, dass er Alexander kannte, und sein Bellen ging in Schwanzwedeln über.
    Er war ein großer Leonberger, ein prachtvoller Hund, er hieß Nelson.
    »Oh!«, sagte Geraldine. »Die Schlacht von Trafalgar.«
    »Donnerwetter!«, kam es darauf von Alexander.
    »Ganz so doof, wie du denkst, bin ich auch wieder nicht.«
    Nun begann ein ungewohntes Leben für Geraldine, viel schlafen, viel essen, am Watt entlangspazieren, den nassen Sand unter den Füßen spüren, und dann ein Stück ins Meer hineinlaufen. Sie schrie entsetzt auf, als sie von der stürmischen Brandung ins Meer gezogen und umgeworfen wurde.
    Alexander fing sie mit beiden Armen auf.
    »Keine Bange, wenn ich bei dir bin, kann dir nichts passieren.«
    Als sie wieder am Strand standen, sagte er: »Ich zeige dir jetzt, wie man mit der Brandung umgeht.«
    »Das ist ein ganz anderes Meer als in Griechenland«, sagte sie.
    »Das will ich meinen. Also pass auf. Du gehst ein paar Schritte ins Wasser, und wenn die erste Welle kommt, drehst du dich um, neigst dich leicht zurück und lässt die Brandung an dir abprallen. Oder noch besser, du springst in sie hinein.«
    Er machte es mehrmals vor, aber so leicht war es nicht. Ein wenig Angst hatte sie auch, das Meer war so unendlich, so gewaltig.
    Bei Ostwind war das Meer friedlich, man konnte schwimmen. Eine besonders gute Schwimmerin war Geraldine nicht, es hatte in ihrem Leben die Gelegenheit gefehlt zu üben. Thomas hatte ihr zwar das Schwimmen beigebracht, aber sehr oft waren sie nicht am Wannsee gewesen, und die vielen schönen Seen der Mark blieben ihnen versperrt.
    Alexander schwamm weit hinaus, und immer ein kleines Stück weiter begleitete sie ihn.
    Aber dann drehte der Wind auf West, die Wellen wurden groß, die Brandung heftig, an Schwimmen war nicht mehr zu denken. Doch es gab genug anderes zu tun.
    Am liebsten ging sie mit Nelson, der sich schnell mit ihr angefreundet hatte, spazieren. Und da waren die Freunde von Alexander, mit denen sie oft verabredet waren, sei es im Reitstall, sei es, um in Morsum herumzuwandern, das Kliff rauf und das Kliff runter, oder um nach List an den Hafen zu fahren. Auch auf das Pferd von Alexanders Freund durfte sie sich setzen und ihre ersten Reitstunden nehmen. Es fiel ihr leichter, als in die Brandung zu springen. Am liebsten legte sie ihre Wange an den glatten Hals des Pferdes und flüsterte ihm

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