Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
flüsterte: »Kells, ich will nicht länger er sein. Ich will ich sein. Ich will ein Leben haben.«
»Ich weiß«, sagte ich leise. Ich hob die Hand, um ihm über die Wange zu streicheln. »Ren, ich …« Ich erstarrte, als er meine Hand langsam an seine Lippen führte und die Innenseite küsste. Meine Hand kribbelte. Seine blauen Augen suchten verzweifelt in meinen, ersehnten, brauchten irgendetwas von mir.
Ich wollte ihm etwas Beruhigendes sagen. Ich wollte ihm Trost spenden. Aber die Worte kamen mir nicht über die Lippen. Sein Flehen berührte mich. Ich spürte ein tiefes Band zwischen uns, eine starke Verbindung. Ich wollte ihm helfen, ich wollte ihn meiner Freundschaft versichern, und ich wollte … vielleicht noch viel, viel mehr. Ich versuchte, meine Gefühle für ihn zu bestimmen und einzuordnen. Es war kompliziert, ich verhedderte mich in Begriffen, die alle nicht passten, aber schon bald erkannte ich, dass das stärkste Gefühl, das ich verspürte, dasjenige, das mein Herz rührte, nur eines sein konnte … Liebe.
Nach dem Tod meiner Familie hatte ich einen Wall um mein Herz gezogen. Ich hatte die Liebe zu einem anderen nicht mehr zugelassen, aus Angst, er könnte mir wieder genommen werden. Absichtlich hatte ich enge Bindungen gemieden. Ich mochte Menschen und hatte viele Freunde, aber ich hatte nicht gewagt zu lieben. Nicht so wie jetzt.
Seine Verletzlichkeit erlaubte mir, aus der Deckung zu kommen, behutsam, aber systematisch riss er meinen gut gebauten Damm ein. Wellen zärtlicher Gefühle rollten darüber hinweg und bahnten sich einen Weg durch die Spalten. Die Emotionen durchfluteten mich und ergossen sich in mir. Es war beängstigend, sich wieder einem Menschen zu öffnen und Liebe zuzulassen. Mein Herz pochte wild und schlug laut gegen meine Brust. Ich war sicher, dass er es hören konnte.
Rens Ausdruck veränderte sich, während er mein Gesicht beobachtete. Anstelle seiner Traurigkeit trat Sorge um mich.
Was ist der nächste Schritt? Was soll ich tun? Was sagen? Wie soll ich ihm meine Gefühle gestehen?
Ich erinnerte mich, wie ich mit meiner Mom Liebesfilme geschaut hatte, und unser Lieblingssatz hatte gelautet: Halt die Klappe und küss sie endlich! Wir wurden beide ungehalten, wenn der Held oder die Heldin nicht das tat, was für uns so offensichtlich das Richtige war, und sobald ein spannungsgeladener, romantischer Moment eintrat, wiederholten wir zwei unser Mantra. In meinem Kopf konnte ich jetzt die amüsierte Stimme meiner Mom hören, die mir denselben Ratschlag gab: Kells, halt die Klappe und küss ihn endlich!
Also riss ich mich zusammen, und bevor mir wieder etwas einfiel, was dagegensprach, beugte ich mich vor, Tränen der Dankbarkeit in den Augen, und küsste ihn.
Danke, Mom.
Doch er erstarrte. Erwiderte meinen Kuss nicht. Schob mich aber auch nicht fort. Er hörte einfach auf … sich zu bewegen. Ich schrak zurück, sah den Schock auf seinem Gesicht und bereute augenblicklich meine Kühnheit. Ich stand auf und ging peinlich berührt weg. Ich wollte Abstand zwischen uns bringen, während ich so verzweifelt wie vergeblich versuchte, die Wand um mein Herz wieder hochzuziehen.
Da endlich rührte er sich. Er trat zu mir, seine Hand nahm meinen Ellbogen und er drehte mich zu sich um. Ich konnte ihn nicht ansehen. Stattdessen starrte ich auf seine nackten Füße. Er legte mir einen Finger unters Kinn und wollte meinen Kopf nach oben heben, aber ich weigerte mich, seinem Blick zu begegnen.
»Kelsey. Sieh mich an.« Mein Blick glitt von seinen Füßen zu einem weißen Knopf in der Mitte seines Hemdes. »Sieh mich an!«
Mein Blick wanderte seine bronzefarbenen Brust entlang, seinen Hals, und verweilte dann auf seinem wunderschönen Gesicht. Fragend suchten seine kobaltblauen Augen in meinen. Er machte noch einen kleinen Schritt auf mich zu. Der Atem stockte mir in der Kehle. Ganz langsam streckte er die Hand aus und umfasste meine Hüfte. Seine andere Hand blieb sanft unter meinem Kinn. Den Blick immer noch auf mein Gesicht gerichtet, schob er die Handfläche zärtlich an meine Wange und zeichnete mit dem Daumen meinen Wangenknochen nach.
Seine Berührung war süß, zögerlich und umsichtig, beinahe so, wie man ein verängstigtes Rehkitz berühren würde. In seinem Gesicht lagen Verwunderung und Ehrfurcht. Ich bebte. Er hielt einen kurzen Moment inne, lächelte dann zärtlich, neigte den Kopf und berührte meine Lippen sanft mit seinen.
Er küsste mich vorsichtig, zurückhaltend.
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