Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Der Mann umklammerte ebenfalls ein großes Amulett. Sofort richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Amulett, das Mr. Kadam trug.
Der Mann war kostspielig und modern gekleidet. Seine flinken Augen zeugten von Intelligenz, Selbstbewusstsein, Entschlossenheit und etwas anderem, etwas Dunklem, etwas … Bösem. Er wollte einen Schritt nach vorne machen, aber eine Art Barriere hinderte jeden von uns, sich zu bewegen.
Sein Gesichtsausdruck verkrampfte und verwandelte sich in unsägliche Wut, und obwohl hastig unterdrückt, lauerte sie weiter wie ein Raubtier hinter seinen Augen. Eine verzweifelte schwarze Furcht krampfte in meinem Magen, als der Mann seinen Blick auf mich heftete. Es war deutlich, dass er etwas wollte.
Seine Augen musterten mich eingehend von Kopf bis Fuß und verweilten dann auf dem glühenden Amulett um meinen Hals. Unbändige Bosheit und ein widerliches Entzücken glitten über sein Gesicht. Ich sah Hilfe suchend zu Mr. Kadam, aber der beobachtete den Mann ebenfalls mit größter Sorge.
Ich hatte schreckliche Angst. In meiner Not rief ich nach Ren, doch nicht einmal ich selbst konnte meine Stimme hören.
Der Mann zog etwas aus der Tasche und begann, leise vor sich hin zu murmeln. Ich versuchte, von seinen Lippen zu lesen, aber er schien eine mir fremde Sprache zu sprechen. Mr. Kadams Gesichtszüge wurden durchscheinend. Ich sah zu meinem Arm und keuchte auf, als dasselbe mit mir geschah. Ich glaubte, in Ohnmacht zu fallen. Ich konnte nicht länger stehen. Ich fiel … und fiel … und fiel.
22 · Flucht
22
F l uch t
A ls ich die Augen aufschlug, blickte ich in Rens Gesicht.
»Kelsey! Geht’s dir gut? Du bist gefallen. Bist du ohnmächtig geworden? Was ist passiert?«
»Nein, ich bin nicht ohnmächtig geworden. Zumindest glaube ich das.« Er hielt mich in den Armen, fest an sich gedrückt, und es gefiel mir. Ich wollte nicht, dass es mir gefiel, aber ich konnte nichts dagegen tun.
»Du hast mich aufgefangen?«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nicht fallen lassen würde«, belehrte er mich.
Ich murrte: »Vielen Dank, Superheld. Und jetzt lass mich bitte los. Ich kann allein stehen.«
Ren setzte mich behutsam ab und zu meiner großen Bestürzung war ich immer noch wacklig auf den Beinen. Er streckte die Hand aus, um mich festzuhalten, und ich rief verärgert aus: »Ich sagte, ich kann allein stehen! Lässt du mich bitte eine Minute in Frieden?«
Ich konnte mir nicht erklären, warum ich ihn anschrie. Er wollte nur helfen, aber ich hatte Angst. Sonderbare Dinge geschahen mit mir, über die ich keinerlei Kontrolle hatte. Außerdem war ich schrecklich empfindlich, was seine Berührungen anbelangte, und sie machten mich verlegen. Ich konnte nicht klar denken, wenn ich ihn spürte. Mein Verstand war dann beschlagen wie ein Spiegel in einem dampfigen Badezimmer, weshalb ich so schnell wie möglich von ihm wegwollte.
Ich setzte mich auf die Steinumfassung des Beckens und zog meine Turnschuhe wieder an, in der Hoffnung, der Schwindel würde sich bald legen.
Ren verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit verengten Augen an. »Kelsey, sag mir, was geschehen ist, bitte.«
»Ich weiß nicht genau. Ich hatte wohl eine … eine Vision.«
»Und was hast du in dieser Vision gesehen?«
»Da waren drei Menschen, Mr. Kadam, irgendein gruseliger Mann und ich. Wir alle drei trugen Amulette, und sie glühten rot.«
»Wie sah der gruselige Mann aus?«, fragte er leise.
»Er sah – keine Ahnung – wie ein Mafiaboss aus. Die Art Kerl, der alles unter Kontrolle haben möchte und Spaß am Töten hat. Er hatte dunkles Haar und glitzernde schwarze Augen.«
»War er Inder?«
»Keine Ahnung. Vielleicht.«
Fanindra hatte sich in ihrer Armreifposition zu meinen Füßen eingerollt. Ich nahm sie hoch, dankte ihr, streifte sie mir über und blickte mich dann verzweifelt um. »Ren? Wo ist die Goldene Frucht?«
»Hier.« Er hob sie von der Stelle am Baumstamm auf, wo sie wohl heruntergefallen war.
»Wir sollten sie verstecken.« Ich schnappte mir meinen Rucksack und zerrte meine Steppdecke heraus. Ich streckte die Hand nach der Frucht aus und nahm sie vorsichtig von Ren entgegen, wobei ich sicherstellte, dass sich unsere Hände nicht berührten. Dann wickelte ich sie in die Decke und verstaute sie im Rucksack. Wahrscheinlich war mein Wunsch, ihn nicht zu berühren, eine Spur zu offensichtlich, denn er warf mir einen finsteren Blick zu, als ich zu ihm aufsah.
»Was? Jetzt kannst du mich nicht
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