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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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mitmachen würde«, fuhr Leo fort, »dass er mir ein paar Details über die krummen Dinger, die er da drehte, erzählte. Und durch einen glücklichen Zufall war ich auch noch nüchtern genug, um mir das meiste davon zu merken.«
    »Reichen die Informationen für eine strafrechtliche Verfolgung aus?«, wollte Catherine wissen. »Und ist Lord Latimer als Peer nicht sogar vor einer Inhaftierung geschützt?«
    »Nur in zivilrechtlichen Fällen«, klärte Harry sie auf. »Nicht in strafrechtlichen.«
    »Du glaubst also, dass sie ihn vor Gericht bringen?«
    »Nein, dazu wird es nicht kommen«, sagte Leo leise. »Der Verein wird niemals zulassen, dass seine Aktivitäten ans Licht kommen. Sobald sie Wind davon bekommen, dass Latimer die Polizei auf dem Hals hat, werden sie ihn wahrscheinlich zwingen, das Land zu verlassen, bevor er belangt werden kann. Oder noch besser, sie werden gleich dafür sorgen, dass er als Wasserleiche in der Themse endet.«
    »Wird Constable Hembrey mich unter Eid aussagen lassen?«, brachte Catherine mit Mühe heraus.
    »Auf keinen Fall«, beruhigte Leo sie. »Es gibt mehr als genügend Beweise, um ihn ohne deine Mithilfe an den Pranger zu stellen.«
    »Ganz gleich, wie es ausgeht«, fügte Harry hinzu, »Latimer wird jedenfalls zu beschäftigt sein, um dir weiterhin Ärger zu machen, Cat.«
    »Danke«, sagte Catherine zu Harry. Ihr Blick wanderte zurück zu Leo. »Das ist eine große Erleichterung.« Nach einer peinlichen Stille wiederholte sie sich noch einmal wenig überzeugt. »Wirklich eine große Erleichterung.«
    »Du wirkst aber überhaupt nicht so erleichtert«, bemerkte Leo ruhig. »Warum ist das so, Marks?«
    Der Mangel an Einfühlungsvermögen gepaart mit den vorangegangenen Bemerkungen über Miss Darvin waren zu viel für Catherines strapazierte Nerven.
    »Wenn du in meiner Lage wärst«, sagte sie in scharfem Ton, »würdest du auch nicht gerade eine Gigue tanzen.«
    »Du bist doch in einer guten Lage.« Leos Augen waren eisblau. »Latimer wird bald über alle Berge sein, Rutledge hat dich öffentlich als seine Schwester anerkannt, du bist eine vermögende Frau, und du hast niemandem gegenüber irgendwelche Verpflichtungen. Was könntest du denn noch wollen, was du nicht schon hast?«
    »Überhaupt nichts«, blaffte sie.
    »Weißt du, was ich glaube? Du bedauerst es, dass du jetzt aufhören kannst, ständig davonzurennen und dich zu verstecken. Weil du nämlich endlich dem unglücklichen Umstand ins Auge sehen musst, dass du nichts … und niemanden hast … zu dem du rennen kannst.«
    »Es reicht mir, einfach stehen zu bleiben«, erwiderte sie kühl.
    Leo lächelte mit provozierender Sorglosigkeit. »Das erinnert mich an das alte Paradoxon.«
    »Welches Paradoxon?«
    »Die Frage, was geschieht, wenn eine unaufhaltsame Macht auf ein unbewegliches Objekt trifft.«
    Harry und Poppy blickten schweigend zwischen den beiden hin und her.
    »Ich nehme an, ich bin das unbewegliche Objekt?«, fragte Catherine sarkastisch.
    »Wenn du so willst.«
    »Nun, ich will überhaupt nicht«, entgegnete sie düster, »denn ich habe die Frage schon immer für absurd gehalten.«
    »Warum?«, fragte Leo.
    »Es gibt keine richtige Antwort darauf.«
    Ihre Blicke prallten aufeinander und hielten sich gegenseitig stand.
    »Doch, die gibt es«, widersprach Leo und schien ihre aufsteigende Wut zu genießen.
    Harry schaltete sich in die Debatte ein. »Nicht von einem wissenschaftlichen Standpunkt. Ein unbewegliches Objekt setzt eine unendliche Masse voraus, und die unaufhaltsame Kraft eine unendliche Energie. Beides ist unmöglich.«
    »In semantischer Hinsicht aber«, konterte Leo mit nervtötender Gelassenheit, »gibt es sehr wohl eine Antwort.«
    »Natürlich«, sagte Harry trocken. »Ein Hathaway findet immer ein Argument. Also, klär uns auf – wie lautet die Antwort?«
    Leo hielt den Blick starr auf Catherines angespanntes Gesicht gerichtet, als er erklärte: »Die unaufhaltsame Kraft nimmt den Weg des geringsten Widerstands, macht einen Bogen um das Objekt … und lässt es hinter sich zurück.«
    Er forderte sie heraus, begriff Catherine. Der arrogante, manipulative Schuft benutzte Vanessa Darvins Notlage, um sie zu provozieren und anzudeuten, was passieren würde, wenn Catherine seinem Drängen nicht nachgab. Macht einen Bogen um das Objekt … und lässt es hinter sich zurück … In der Tat!
    Sie sprang auf die Füße und starrte ihn wutentbrannt an. »Warum heiratest du sie dann nicht einfach?« Sie

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