Kuss mich kuss mich nicht
für ihn gewesen war. Im Zusammensein mit Blair lief immer alles glatt.
Und vielleicht ein bisschen langweilig.
»Jackson«, ertönte die ein wenig barsche Stimme seiner Mutter aus Richtung der Tür. Er drehte sich um und sah, dass sie ihren Nerz und ein Paar eleganter Lederhandschuhe trug. »Ich gehe heute Abend aus. Thomas hat etwas zu essen für dich gemacht.«
»Callie und ich werden es uns schmecken lassen«, antwortete er und schwenkte den Bourbon in seinem Glas.
Seine Mutter presste missbilligend die Lippen aufeinander. »Ich habe Elsie heute die Einladungen für die Thanksgiving-Party verschicken lassen. Ich habe dieselbe Gästeliste wie im letzten Jahr benutzt.«
Obwohl sie beide wussten, dass ihm diese Feier vollkommen egal war, nickte er zustimmend.
»Weißt du, ich würde mir wirklich wünschen, dass du dich ein bisschen mehr für diese Dinge interessieren würdest«, meinte sie und strich über einen ihrer Handschuhe. »Dein Vater war in diesen Angelegenheiten immer äußerst hilfsbereit. Egal, ob es um die Auswahl der Gäste oder des Essens ging. Diese Dinge hat er meisterhaft gemacht.«
Jack sah sie mit einem ironischen Lächeln an. »Dann reicht es also nicht, für das alles zu bezahlen?«
Sie sah von ihrem Handschuh auf. »Also bitte, Jackson, das war wirklich nicht erforderlich.«
»Tut mir leid.« Er rieb sich die Nase und nahm wieder Platz. »Ich hatte einfach einen anstrengenden Tag.«
Er hörte das Klappern ihrer hochhackigen Schuhe auf dem Marmorboden, bis sie auf dem Teppich hinter seinem Schreibtisch stand, doch erst, als er ihre Hand auf seiner Schulter spürte, sah er auf.
»Weißt du, Jack, ich weiß durchaus zu schätzen, wie hart du arbeitest.« Ihr Blick wurde so sanft, wie es ihr möglich war. »Vielleicht war dein Vater blind für all die Dinge, die dir die Familie zu verdanken hat, aber er wusste eben einfach nicht, was es bedeutet, mittellos zu sein. Ich hingegen weiß es ganz genau.«
Dann hatte sie es also nicht vergessen, dachte er. Dann hatte sich seine Mutter, die stets gefasste Illusionistin, also die Erinnerung an einen kleinen Teil ihrer Vergangenheit bewahrt.
Jack griff nach ihrer Hand. Das beständige Bestreben, alle Grenzen, gegen die man stieß, immer weiter auszudehnen, war ihre einzige Gemeinsamkeit. Er hatte seinen Biss und seinen Ehrgeiz eindeutig von ihr geerbt, und dieses Erbe hatte ihm erheblich mehr genützt als das, was ihm von seinem Vater hinterlassen worden war.
Aus Richtung der Tür drang ein leises Räuspern an sein Ohr. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber ich werde jetzt nach Hause fahren«, meldete sich Elsie ab, schränkte allerdings höflich ein: »Falls Sie nicht noch irgendetwas brauchen.«
Mercedes riss die Hand zurück, machte das gewohnte elegante, undurchdringliche Gesicht und drehte sich zu ihrer Sekretärin um. »Nein, danke. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
Mit einer leichten Verbeugung zog die Angestellte sich zurück, und auch Jacks Mutter wandte sich zum Gehen.
»Übrigens, du wirst nicht glauben, mit wem ich zu Abend essen werde«, meinte sie auf ihrem Weg zur Tür. »Mit Senator McBride.«
Sie winkte ihrem Sohn zum Abschied zu und verschwand im Flur.
Jack verzog grimmig das Gesicht. Warum traf sich seine Mutter ausgerechnet mit Jim McBride? Er stand auf der Liste der Personen, die sie für das Sondierungskomitee gewinnen wollten, und wenn sich Jack nicht irrte, hatte Grayson deshalb in den letzten Tagen mit ihm telefoniert.
Und wenn seine Mutter die richtigen Fragen stellte, würde Jim bestimmt über seine geplante Kandidatur sprechen.
Wahrscheinlich wäre sie nicht wirklich überrascht. Denn dass er auch einmal in der Politik sein Glück versuchen wollte, hatte sie sich sicher längst gedacht. Schließlich pflegte er seit Jahren den Kontakt zu zahlreichen Abgeordneten des Landesparlaments und hatte diverse einflussreiche Politiker und Lobbyisten hier in seinem Haus zu Gast gehabt. Trotzdem wäre es ihm lieber, wenn seine Mutter nicht schon jetzt Bescheid wüsste.
Denn vor einer offiziellen Bekanntgabe seiner Kandidatur müsste er wissen, wie groß seine Chancen auf das Amt des Gouverneurs von Massachusetts waren. Das fände das Sondierungskomitee heraus, und zwar auf eine vertrauliche, möglichst diskrete Art.
Das Fundament für diesen Wahlkampf müsste er in aller Ruhe legen, und Mercedes war nicht gerade für ihre Zurückhaltung berühmt. Deshalb wollte Jack ihr erst von seinen Absichten
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