Kuss mit lustig
Haus ein, und was sehe ich? Das Arschloch Morelli hat den Keller mit Beton ausgelegt, und ich finde meine Scheißschlüssel nicht mehr. Ich sage den anderen Bescheid, aber sie glauben mir nicht. Sie denken, ich wollte sie um ihren Anteil prellen. Und ehrlich gesagt, der Gedanke war mir auch schon gekommen. Ich habe schließlich als Einziger im Knast gesessen, und ich war der Meinung, ich hätte mir eine Sonderzulage verdient. Ich hatte keinen verpfiffen. Ich nicht.«
»Und was dann?«
»Die ganze Sache wurde immer abgerückter. Alle waren geil auf das Geld, und keiner traute dem anderen mehr über den Weg. Und Gratelli hielt sich für James Bond. Er ging nur noch mit Waffe aus dem Haus und baute Wanzen bei uns ein. Und nachts ist er mit Infrarotbrille rumgelaufen. Der Typ hat sich in die Hose gemacht vor Angst, als wir in die Bank einbrachen. Nur so, um ihn zu verarschen, habe ich ihm eine Karte gegeben, mit Anweisungen und so, und ihm gesagt, er dürfte sie keinem zeigen. Die Karte sei top secret, und sie würde ihn zu dem Geld führen, aber er müsste gut auf sie aufpassen und warten, bis sich die ganze Aufregung gelegt hätte. Wir würden die anderen austricksen und uns beiden mehr auszahlen. Die Karte mit den Anweisungen war nur eine Wegbeschreibung zu Starbucks, aber Gratelli ist drauf reingefallen. Blöder alter Trottel.«
Na toll. Wegen einer Wegbeschreibung zu Starbucks musste ich mich blau einfärben lassen.
»Jedenfalls stecke ich ganz schön in der Zwickmühle, weil mein Neffe jetzt in Morellis Haus wohnt. Deswegen wollte ich den anderen nicht verraten, dass die Schlüssel in Morellis Keller sind. Die Dreckskerle hätten sonst noch die Bude gestürmt, als wäre der dritte Weltkrieg ausgebrochen. Sie müssten sich noch etwas gedulden, habe ich gesagt, aber da waren sie ziemlich stinkig, und sie haben Loretta entführt.«
»Wie ist Gratelli ums Leben gekommen?«
»Sie hatten sich Loretta geschnappt. Also habe ich ihnen versprochen, sie zu den Schlüsseln zu bringen, aber sie müssten mit mir zusammen hin, und wir müssten einen Moment abpassen, wenn das Haus leer wäre. Wir warteten also, bis alle aus dem Haus waren, dann marschierten wir rein, runter in den Keller, und ich zeigte ihnen den schönen neuen sauberen Betonboden. In der Ecke da, meinte ich, da liegen sie. Unter zwanzig Zentimeter Beton, die das Arschloch Morelli drübergegossen hat. Und dann passierte was Komisches … das heißt, eigentlich war es nicht komisch, aber … Gratelli rastete total aus, weil, draußen in seinem Auto lag doch diese Karte, die ihn zu dem Geld führen würde, das hätte ich ihm hoch und heilig versprochen. Aber dort wäre nicht dieses Haus eingetragen, sondern ein Starbucks-Laden. Er hatte tatsächlich geglaubt, die Schlüssel wären irgendwo bei Starbucks versteckt. Stan verstand nur Bahnhof, aber er hatte das Geld schon verplant, und er hatte die ganze Sache satt … Noch etwas, das habe ich eben vergessen zu erwähnen: Stan hat gelegentlich schon mal für andere die Arbeit erledigt, und er …«
»Was denn für Arbeit?«
»Die Drecksarbeit.«
»Scheiße.«
»Allerdings. Stan wollte Eindruck schinden, und er hatte längst erkannt, dass Gratelli kein Gewinn ist. Jedenfalls zieht er plötzlich eine Knarre und jagt dem Kerl eine Kugel in die Stirn. Wir beide gucken uns an, dann sehen wir die vielen Treppenstufen, und wir kommen zu dem Schluss, dass es zu anstrengend wäre, Gratellis Leiche aus dem Keller zu schaffen, deswegen hauen wir einfach so ab. Unterwegs erzählt mir Stan, sein Freund würde langsam ungeduldig, und wenn ich mich mit ihnen anlegen und sie über den Tisch ziehen würde, dann würde mir schon sehr bald das Gleiche blühen wie Gratelli.«
»Stattdessen hat ihm das Gleiche geblüht wie Gratelli.«
»Tja. Da kann ich mir auch keinen Reim drauf machen. Ich dachte, die beiden wären gute Freunde. Aber bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf, besonders bei neun Millionen.«
»Und was haben wir jetzt davon?«
»Die Schlüssel sind in der Ecke, wo der Wasserboiler steht. Sie haben den ganzen Keller aufgebuddelt. Erstaunlich, dass Sie sie nicht gefunden haben.«
»Morelli hat den Beton aufstemmen lassen, aber er hat nicht den Lehmboden darunter durchsucht.«
»Eigentlich sollten Sie zufrieden sein, weil Sie doch jetzt wissen, wo die Schlüssel sind«, sagte Dom. »Sie sehen aber gar nicht happy aus.«
»Gestern Abend sind zwei Männer bei Morelli eingebrochen, als Morelli und ich
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