Kussfest
eben ausspucken«, sagte Muffin. »Ich bin gut, sogar sau gut, aber was er da von mir verlangt, ist schlicht unmöglich.«
»Wessen Konten überprüfst du denn?«, fragte Jamie.
»Erst mal die der städtischen Beamten«, sagte Max. »Man kann keine Steuergelder veruntreuen, ohne dass die hohen Tiere mit drinstecken.«
»Und sagst du mir dann, was du rauskriegst?«
»Ich weiß nicht, ob du vertrauenswürdig bist.«
»Ach, hau doch ab, Holt.« Sie bemerkte seinen amüsierten Blick, aber Jamie fand das überhaupt nicht witzig. »Langsam gehst du mir
wirklich
auf den Keks.«
»Willkommen im Club«, sagte Muffin. »Ich muss ihn jeden Tag ertragen.«
»Komm schon, Muffin«, sagte Max. »Nachher denkt Jamie noch schlecht von mir, und dann kriege ich sie nie rum, obwohl sie sich so zu mir hingezogen fühlt.«
Muffin schnaubte.
Jamie sah ihn nur an. »Du hältst dich wohl für ganz schön toll, oder? So was habe ich ja noch nie erlebt.«
»Denk doch mal drüber nach, Jamie. Du und ich, weißer Sandstrand, kristallklares Wasser und …«
»Und die Erde ist eine Scheibe.«
Max lachte laut auf. »Ich mag es, wenn Frauen nicht so leicht zu haben sind. Ich liebe die Herausforderung.«
Jamie schüttelte ungläubig den Kopf und sah aus dem Seitenfenster.
»Also, was meinst du?«, fragte er. »Meinst du, wir könnten mehr als Freunde sein?«
»Du bist reichlich anmaßend«, antwortete sie. »Ich habe nie gesagt, dass ich mit dir befreundet sein will. Außerdem, reicht es dir nicht, dass du alle möglichen Frauen haben kannst? Musst du unbedingt
jede
rumkriegen?«
»Du bist nicht ›jede‹, Jamie. Ganz sicher nicht.«
»Du kennst mich doch überhaupt nicht.«
»Ich weiß genug über dich. Ich weiß, dass du eine toughe Frau bist, die nicht lange fackelt und ihr Ding durchzieht, egal, was kommt.«
»Ich bin geschmeichelt, Max, aber an keiner Affäre interessiert. Ich glaube an Liebe und Monogamie, Begriffe, die in deinem Vokabular offensichtlich nicht vorkommen.«
»Du schätzt mich völlig falsch ein.«
»Ich lese die
People.«
»Ach, Süße, du kannst doch nicht alles glauben, was du so liest. Ich gebe ja zu, dass ich ein paar Affären hatte, aber ich bin echt ein netter Kerl.«
»Dieses ganze Gespräch ist nutzlos, Max. Ich bin verlobt.
»Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie du mit jemandem wie Phillip Standish verheiratet sein sollst.«
»Was hast du denn gegen Phillip?«
»Er wohnt noch bei seiner Mutter, das ist schon mal das eine.«
»Er wohnt auf dem Familiensitz, den er eines Tages erben wird.«
»Er kommt mir so …«, Max machte eine Pause, »vorhersehbar vor.«
»Ich mag das.«
»Aber du liebst doch auch das Risiko, genau wie ich. Du hast bis zum Anschlag Hypotheken auf dein Elternhaus aufgenommen, um die Zeitung zu retten. Das erfordert schon Mut.«
Sie sah ihn an. »Woher weißt du das denn?«
»Überrascht es dich, dass ich mir deine Finanzen angesehen habe, bevor ich in dein Unternehmen investiert habe?«
»Was weißt du sonst noch?«
»Ich weiß, dass du eine der besten Journalisten-Schulen des Landes besucht und zu den besten fünf Prozent deines Jahrgangs gehört hast. Ich weiß auch, dass man dir eine Stelle bei der
Atlanta Journal-Constitution
angeboten hat, du aber nach Beaumont zurückwolltest.«
»Ich gehöre hierher. Es ist mein Zuhause. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu kapieren, aber es ist so.«
Er fuhr auf den Parkplatz vor der
Beaumont Gazette
und stellte den Wagen ab.
Jamie fuhr fort: »Ich verstehe ja, dass du die Solvenz meiner Firma überprüft hast. Hätte ich auch gemacht. Aber in meinem Privatleben rumzuschnüffeln geht zu weit.«
»Das würde ich nie tun«, antwortete Max.
»Danke.«
»Max, kann ich mal mit dir sprechen?«, fragte Muffin.
»Später«, sagte er.
Jamie stieg aus dem Wagen und schlug die Tür zu. Sie ging an einem Streifenwagen vorbei. Darin lag ein Beamter auf dem Sitz, die Kappe ins Gesicht gezogen. Jamie klopfte ans Fenster, der Mann zuckte zusammen und griff nach seiner Pistole.
»Herrgott, Jamie, wollen Sie, dass ich Sie erschieße?«
»Wachen Sie auf, Fred. Sie sollen das Gebäude doch bewachen. Wenn Sie schlafen wollen, können Sie das genauso gut in der Sitznische bei Coot Hathaways Dougnut Shop machen.«
»Jetzt machen Sie mal halblang«, sagte er. »Ich sitze hier schon die ganze Nacht.«
»Tja, na ja, ich habe auch nicht gerade viel geschlafen.«
Max folgte Jamie ins Gebäude. Einige Angestellte waren bereits da und
Weitere Kostenlose Bücher