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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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empfangen konnte. Nichts aber lenkte mich richtig ab. Weder die schnulzige Familiensaga, in der kühne Frauen mit den Pionieren unbekanntes Land eroberten, noch die Talkshow, in der zwei Quotenmänner aus der Wirtschaft für mehr Mitbestimmung in den betrieblichen Abläufen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit forderten, nicht die Übertragung eines Sumoringkampfs und schon gar nicht die eines pompösen Zeremoniells aus dem Tempel der Großen Mutter. Dort hatte Ma Donna Saphrina zu einem öffentlichen Gebetsritual aufgerufen, um für die bedauernswerten Opfer der Masernepidemie zu bitten. »Die Große Mutter liebt all ihre Kinder«, tönte sie salbungsvoll. »Und wir wollen auch für die Abtrünnigen und Ausgestoßenen beten und hoffen, dass sie doch noch in ihre liebenden Arme zurückfinden.«
    Angeekelt stellte ich die Sendung aus.
    Das Bild von Reb, der blutend auf der Straße lag, stand noch zu deutlich vor meinen Augen.
    Was hatte Johanne gesagt? Zu den Subcults kamen auch solche, die mit dem politischen System nicht einverstanden waren und die seine Ungerechtigkeiten nicht tolerieren wollten. Ich verstand das inzwischen etwas besser. Die Tatsache, dass jemand Killerviren in den Subcults verbreitete, erboste mich maßlos. Wer konnte, nach all den entsetzlichen Vorkommnissen in der Vergangenheit, heute noch den Wunsch haben, sie herzustellen? Und wer verhielt sich so menschenverachtend, ihre Wirkung an den Ausgestoßenen auszuprobieren? Und warum gelangte dieses Wissen nicht an die Öffentlichkeit? Warum machten die Verantwortlichen die Augen davor zu? Wer war die Gruppe, zu der Cam gehörte?
    Mich beschlich allmählich die Ahnung, dass ich in ein weit größeres Komplott geraten war, als ich mir je hätte vorstellen können. Und dabei hatte ich schon – zum Leidwesen meiner Lehrer – unzählige unbequeme Fragen gestellt. Die Antworten aber, die sie mir gegeben hatten, trafen wohl nicht ganz die Wahrheit.
    Senor Cassius kam mir in den Sinn, der aus alten Büchern die Vergangenheit erforschte. Als ein Gelehrter, der die Geschichte anhand dieser Dokumente aufarbeitete und darin nach Wahrheit suchte. Auch er war ein Subcult, oder zumindest pflegte er einen intensiven Austausch mit ihnen. Unsere Schulbücher vermittelten ein einseitig gefärbtes Wissen, hatte er behauptet.
    In meinem Elfenbeinturm aus Luxus, Fürsorge und Harmoniestreben war ich blind und taub gehalten worden. Und systematisch belogen worden.
    Meine Mutter, eine der wichtigsten Politikerinnen in NuYu, hatte mich in so vielen Dingen ebenfalls belogen. Die Hohepriesterin Saphrina mit ihren schwülstigen Gebeten belog all die, die sich freudig an ihren prunkvollen Inszenierungen der Großen Mutter beteiligten oder ergötzten.
    In den Nachrichten dröhnte Delbert über die aggressiven Subcults herum, über die Raider-Groups hatte er kein Wort verloren.
    Wenigstens Maie hatte sich differenzierter geäußert und nicht ins gleiche Horn getutet wie der ölige Reporter.
    Und sie hatte Reb das Amulett seines Vaters gegeben, mit dem Hinweis, dass er ihn aufsuchen sollte.
    Maie wusste mehr über die Wirklichkeit auf den Straßen. Musste sie wohl auch, denn sie war seit über zehn Jahren im städtischen Sicherheitsdienst tätig. Bestimmt war ihr bekannt, wer zu den Männern gehörte, die Jagd auf die Subcults machten. Und ganz sicher wusste sie auch, wie oft diese Raids veranstaltet wurden. Sie und ihre Truppen wurden sicher immer wieder zu solchen Überfällen gerufen. Überfälle, die von der Presse verschwiegen wurden.
    Ich lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück. Warum regte ich mich noch darüber auf? Ändern konnte ich nichts, es betraf mich nicht mehr. Drei Wochen lagen noch vor mir, wie viel Zeit davon ich überhaupt aufnahmefähig sein würde, stand in den Sternen. Die Verantwortung trugen andere. Ich wollte nur noch zu Hazel.
    Um mich von den beunruhigenden Gedanken abzulenken, überlegte ich, was Ole MacFuga wohl dazu gebracht hatte, hier als Cam aufzutreten und – tja, was denn eigentlich? – zu treiben. Hieß er wirklich Ole, oder hieß er Cam? Cam? Mac? Mhm.
    Meine Neugier kitzelte mich.
    Mac war zumindest ein Teil seines Namens, den er umgedreht hatte. Was war mit Ole und Fuga? Ich spielte mit den Buchstaben herum und kam auf so seltsame Namen wie Olaf Gue, Alf Ogeu oder Ego Faul. Letzteres schien mir gar nicht zu passen, erheiterte mich aber ein bisschen. Dann, kurz bevor ich einnickte, formten sich die Buchstaben zu einem sehr passenden

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