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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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weitermarschieren?, fragte sich León im Stillen. Wann stolpert der Erste, weil er seine Füße nicht mehr spürt, und fällt ins eiskalte Wasser?
    Noch während er darüber nachdachte, erklangen Schüsse hinter ihnen. Weit entfernt brüllte jemand voller Wut. Dann wurde daraus ein schmerzerfülltes Kreischen, das durch Mark und Bein ging. Schließlich ertönte ein Triumphgeschrei. Über allem lag das Flüstern, Geraune, Geschimpfe und bedrohliche Gellen, das die Seelentrinker von sich gaben und das sich im Kopf festzusetzen schien. León fröstelte. Doch das hatte nichts mit dem kalten Wasser zu tun, durch das er stapfte.
    Die Verfolger waren ihnen wieder näher gekommen, in der Ferne hörten sie Schüsse rattern. Mary zitterte am ganzen Körper, doch sie kämpfte sich vorwärts. Immer hinter Leóns breitem Rücken her watete sie durch das Wasser, das ihre Beine gefühllos machte. Doch sie ließ nicht locker. Sie musste daran glauben, dass León sie hier rausbrachte – oder sie wäre verloren.
    Die Schüsse, die in Marys Ohren hallten, machten ihr dabei nicht halb so viel Angst wie das Keuchen ihres Vaters, das sie deutlich hörte. Entfernt zwar, doch sie wusste: Er war da. Die Schüsse und wem sie galten – das war Mary egal, dieser Bandenkrieg war nicht ihr Kampf. Ihr Vater, der jedoch lauerte … auf sie, Mary. Sie hatte ihm David genommen und ihr Vater würde Rache nehmen. Und selbst wenn León ihr einredete, dass diese Gefahr nicht echt sei, sie spürte sie realer am eigenen Leib als die Schüsse, die in den Ohren gellten. Das helle Pling, wenn die Kugeln auf die Steinwände trafen, vervielfachte sich in den Gängen, bis es bei ihnen angekommen war. Immer wieder schrie der Mann, der Rojo Rabán sein musste, seine Befehle heraus. Eine Waffe ging los. Es klang wie Donner, der durch die Tunnel auf sie zuraste.
    Eine Minute lang erfüllten Schüsse und heisere Schreie die Luft. Darunter mischte sich immer wieder das Rufen ihres Vaters, der wütend nach ihr rief.
    León versuchte, dem Gehör nach abzuschätzen, wie viele der Schüsse in der Finsternis die Reihen der Muerte negra lichteten, aber es war unmöglich. Ein unnatürliches Kreischen erklang und wurde von einem anderen Geschrei abgelöst, also waren mindestens zwei der Seelentrinker hier unten in den Tunneln. León aber glaubte, dass es mehr waren.
    Einen Vorteil hat die Sache mit den Muerte negra, sie halten vielleicht unsere wahren Feinde auf. Vielleicht gelingt es ihnen ja, wie auch immer, ein paar von den Biestern zu erledigen.
    Aber irgendwie konnte er nicht so recht daran glauben.
    Okay, im Augenblick sind beide Verfolger miteinander beschäftigt. Was machen wir jetzt? Wir müssen aus dem kalten Wasser raus, sonst geht es bald nicht mehr weiter.
    Unerwartet kehrte wieder Stille ein. Was hatte das zu bedeuten? León traf eine Entscheidung und blieb unvermittelt stehen. Mary prallte gegen seinen Rücken.
    »Was ist los?«, fragte sie leise.
    León leuchtete an die Decke, um niemanden zu blenden, und wartete, bis auch Jeb und Jenna herangekommen waren. »Wie geht es euch?«, fragte er.
    »Ich spüre meine Füße seit einer Weile nicht mehr«, stöhnte Jenna.
    »Ich habe das Gefühl einzufrieren«, sagte Jeb.
    »Es ist alles taub.« Mary schaute zu ihren Füßen hinab, die unter Wasser waren, als würden sie schon nicht mehr zu ihrem Körper gehören.
    »Bei mir auch«, erklärte León. »Ich befürchte, dass demnächst die Beine schlappmachen. Wir müssen irgendwie aus dem Wasser raus. Und wir brauchen eine Pause.«
    Jenna, Jeb und Mary widersprachen nicht. Wahrscheinlich sind sie genauso erschöpft wie ich.
    Obwohl Gefahr hinter ihnen herrschte, es gab keinen anderen Weg, als jetzt die Beine aus dem Wasser zu nehmen und langsam wieder aufzuwärmen. Momentan waren ihre Vefolger ruhig und León wusste, dass dies nicht lange so bleiben würde.
    Während die anderen sich abwechselnd auf einem Bein stehend die Füße und Waden massierten, stützte León Mary, die gerade ihren linken Fuß knetete. Ihre Zehen waren weiß vor Kälte, fast bläulich. León selbst lehnte sich gegen die Tunnelwand zu seiner Rechten und hob seine Beine nacheinander aus dem Wasser. Er ließ dabei den Strahl der Taschenlampe in den Gang fallen, obwohl er sich sicher war, jeden hören zu können, der durch das Wasser auf sie zuwatete.
    »Dahinten ist ganz schön was los«, sagte Jeb.
    »Ja.« León spuckte ins Wasser.
    »Gut für uns.«
    »Habe ich auch schon gedacht.«
    »Bis zu dem

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