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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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sich brüchig an oder scheinen unter meinen Füßen nachzugeben. Wir atmen beide so schwer, dass man unmöglich sagen kann, ob uns etwas folgt oder nicht, aber wir haben kein weiteres Zuschlagen der Tür gehört, was ein gutes Zeichen sein dürfte.
    Mittlerweile ist das Licht komplett verschwunden. Ich warte darauf, dass meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen. Aber sie tun es nicht. Die Finsternis um uns herum ist undurchdringlich.
    »Das gefällt mir gar nicht«, beschwert sich Dan.
    Mein Atem ist mir zu kostbar, um darauf zu antworten. Ich schleiche weiter treppab, jetzt mit beiden Händen ans Geländer geklammert und mich wie eine Krabbe seitwärts bewegend. Je tiefer wir kommen, desto kühler wird die Luft und sie stinkt immer mehr nach Urin und etwas anderem – ein dunstiges, vertrautes Aroma.
    Dann höre ich, wie ein Laut von den Wänden zu uns heraufreflektiert.
    Ich bin mir fast sicher, dass es sich um Stimmen handelt.
    Ich lausche, aber es ist nichts weiter zu hören als ein schwaches mechanisches Surren.
    »Los, weiter«, sporne ich Dan an. »Da unten ist jemand.« Aber wie weit können wir denn noch hinabsteigen? Es ist unwahrscheinlich, dass wir irgendwo auf der Straße herauskommen, dafür sind wir längst zu tief. Verdammt. Kann der Junge hier langgegangen sein? Wir haben unsere Richtung größtenteils zufällig gewählt.
    Ich gehe etwas schneller, aber dann tritt mein Fuß ins Leere und ich muss mich am Geländer festkrallen, um nicht in die Tiefe zu stürzen.
    »Dan! Stopp!« Er stößt mit mir zusammen. Nur mit Mühe kann ich mein Gleichgewicht halten. »Bleib stehen, du Schwachkopf!«
    »Was ist los?«, flüstert er.
    »Wir haben das Ende der Treppe erreicht. Vor mir ist nichts mehr!«
    »Hä? Wie kann das sein? Das ist eine Betontreppe.«
    »Das weiß ich doch nicht! Ich sag nur, wie es ist.«
    Ich halte mich am Ende des Geländers fest, strecke mein Bein so weit hinab, wie es geht, und lasse es vorsichtig hin und her schwingen. Nichts.
    »Mist. Kannst du den Boden von hier aus erkennen?«, erkundigt er sich.
    »Natürlich nicht. Gib mir dein Handy.«
    »Was?«
    »Damit ich es als Lampe benutzen kann. Meins ist nicht hell genug.«
    Seine Kleidung raschelt, als er es aus der Tasche zieht, dann drückt er mir das Telefon in die Hand. Ich richte das Display auf die Dunkelheit unter mir, aber sie ist zu tief, und das Licht schafft es nur, das Ende der Treppe zu erhellen.
    »Sei mal ganz still.« Ich ziehe das Messer aus der Tasche und lasse es hinunterfallen. Ich höre, wie es auf einer festen Oberfläche aufschlägt. »Es ist nicht tief. Lass mir genug Zeit, dir unten aus dem Weg zu gehen, bevor du hinterherspringst.«
    Ich setze mich auf die letzte Stufe und lasse meine Beine über den Rand baumeln. Ich zähle bis drei, dann springe ich nach vorne in die Schwärze und bete, dass ich nirgendwo aufgespießt werde oder mir ein Bein breche. Aber ich lande auf beiden Füßen und stolpere durch den Schwung nach vorne. Mein Schuh stößt gegen etwas, das mit einem metallischen Geräusch davonschlittert – das Messer. Ich hocke mich hin und taste über die raue staubige Oberfläche des Bodens. Meine Finger schließen sich um das Messer und etwas huscht über meine Hand. Etwas mit zu vielen Beinen.
    »Uäh.«
    Dan landet schwer hinter mir. »Was ist?«
    »Verdammt, weiß ich nicht. Eine Spinne oder so was.«
    »Bäh! Ich hasse Spinnen.«
    »Leuchte noch mal mit deinem Handy.«
    Er stöhnt, als würde ich ihm etwas Unzumutbares abverlangen, aber dann gehorcht er. Erschrocken weicht er zurück und kollidiert mit mir, als uns nur einen halben Meter entfernt mehrere Paare winziger Augen aus der Dunkelheit anfunkeln. Das Licht geht wieder aus.
    »Ganz ruhig, Dan. Das sind nur Ratten.«
    »Ich hasse Ratten!«
    »Hörst du?« Das Geräusch winziger trippelnder Füße auf dem Betonboden. Etwas huscht über meinen Schuh. »War doch klar, dass es hier irgendwo Ratten geben muss.«
    »Was jetzt?«, will er wissen.
    »Ich werde langsam vorwärtsgehen.« Ich strecke den Arm nach rechts aus und meine Finger streifen eine Backsteinwand. »Gib mir deine Hand.« Seine Handfläche ist heiß und feucht. Ich halte sie so locker, wie ich kann, als wir uns an der Wand entlang vorantasten. Sie vollzieht eine leichte Biegung nach links, und dann, nach und nach, nehme ich immer mehr Einzelheiten der Umgebung wahr. Wir sind in einem Gang mit niedriger Decke. Je weiter er sich krümmt, desto heller wird es.
    »Das Licht am Ende

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