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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Likör von knallblauer Farbe auf den Tisch und rennt mit dem überflüssigen Abrau-Durso zurück. Es vergeht keine Minute, da kommt er mit einer Flasche Ursus Wodka, einem Kristallkrug voll Wasser und einem Päckchen Zuko zurückgeflogen. »Bedien dich!«
    Ursus habe ich noch nie getrunken, aber nach allem, was man hört, ist es ein guter Wodka. In der Hoffnung, mein Unterbewusstsein würde sich den Geschmack schon dazudenken, gieße ich mir ein Schnapsglas voll. Der Magier langt nach dem Krug und rührt das Zuko ein, indem er die Hand als Mixer benutzt.
    Wir sind schließlich im virtuellen Raum, da besteht keine Mikrobengefahr. Ich trinke auf ex und nehme anschließend einen Schluck direkt aus dem Krug.
    »Wo hast du denn diese Schühchen aufgetrieben?«, erkundige ich mich.
    »Meine Pantoffeln? Die habe ich heute entworfen … mir hat’s gereicht, ständig durch den Sand zu waten. Schick, was? In Deeptown musst du über den Boden gehen. Deshalb habe ich an die Sohlen ein Stück Boden geklebt, und schon war das Problem beseitigt. Jetzt kann ich so lange durch die Luft wandern, bis mir die Füße abfallen!«
    Der Magier lacht und wackelt schnell mit den Füßen auf und ab, so dass er fast bis zum Tisch hochfliegt. Dann
presst er die Beine zusammen, landet im Stuhl und entkorkt seinen Likör. Mit einem Schnalzen macht er sich über die Flasche her.
    »Das Zeug ist sagenhaft!«, posaunt er. »Zuckersüß! Echter Curaçao eben!«
    »Hängst du eigentlich ständig hier rum?«
    »Du stellst Fragen! Ich verlasse die Tiefe nur, um was zu essen und um, Entschuldigung, das Klo aufzusuchen!«
    »Madame sagt, dass du für die Sicherheit des Ladens verantwortlich bist …«
    »Nicht nur das! Ich bin für alles verantwortlich!«
    »Kann ein Fremder hier rein?«
    »Wie sollten wir denn wohl unsere Brötchen verdienen, wenn wir keine Fremden einließen?«
    »Das meine ich nicht. Kann sich ein Fremder Zutritt zu den Personalräumen des Bordells verschaffen?«
    »Des Etablissements! Das ist kein Bordell, sondern ein Etablissement! Nein, das geht nicht.«
    »Hundertprozentig nicht?«
    Der Magier stößt einen Seufzer aus und wird ernst. »Bist du ein Hacker oder ein Lamer?«
    Eine rhetorische Frage, trotzdem antworte ich. »Ein Newbie.«
    »Verstehe. Einen hundertprozentig sicheren Schutz gibt es nicht. Je zuverlässiger der Schutz, desto unkomfortabler ist dein Aufenthalt im virtuellen Raum. Ein umgekehrt proportionales Verhältnis also: Wenn du den Schutz ausbaust, sinkt deine Fähigkeit, Daten zu empfangen und zu senden. Es gilt daher, ein optimales Verhältnis zwischen
Sicherheit und Komfort zu finden. Unser Schutzsystem basiert auf Elementen der künstlichen Intelligenz. Sobald festgestellt wird, dass jemand versucht, bei uns einzudringen, wird Alarm gegeben. Dann werden zusätzliche Passwörter verlangt, Hammelhirne eingesetzt …«
    »Hammelhirne?«
    »Autonome mobile Sicherheitsprogramme, Virenfresser. Ich nenne sie Hammelhirne, weil sie alle kreuzdämlich sind. Warum trinkst du nichts?«
    Ich gieße mir einen weiteren Wodka ein.
    »Wenn es zu einem massiven Angriff kommt«, fährt der Magier fort, »intensiviert sich das Sicherheitssystem uneingeschränkt bis hin zur völligen Einkapselung des Etablissements. Bisher hat es eine derartige Situation noch nie gegeben, aber im Fall der Fälle würde es genauso ablaufen.«
    »Dann würdest du also sagen, euer Sicherheitssystem ist optimal?«
    Der Magier zögert. Die Eitelkeit, von der er ohne Frage nicht ganz frei ist, kämpft mit der Objektivität.
    »Nein. Wenn eine größere Gruppe von Profis plant, hier einzufallen, wird sie es schaffen, bevor unser Sicherheitssystem auf Hochtouren läuft. Aber wer will hier schon einsteigen?«
    Jede andere Antwort wäre lächerlich gewesen, denn für jeden Schild findet sich ein Schwert.
    »Vielen Dank, Magier.«
    »Doch nicht dafür!« Er winkt bloß ab. »Willst du dein Sicherheitssystem aufbessern? Bring die Kiste mal mit, dann helf ich dir. Oder nein, besser, ich komme zu dir!«,
meint der Magier mit Feuereifer. »Ich richte dir alles ein. Allmählich reicht’s mir, hier rumzusitzen!«
    Ich schüttel den Kopf: Damit liegst du leider daneben, mein lieber Magier! »Ich wollte bloß mal hören, wie hier alles läuft.«
    »Bist du ein Prüfer?«, ruft der Magier aus. »Ja, ja, schon gut, ich red ja schon leiser … Warum hat Madame das nicht gleich gesagt?«
    Wer wohl einen virtuellen Puff kontrolliert? Und wozu? Das würde mich echt

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