Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
Welt noch blieb.
Alles war, wie es sein sollte, ihre Gefühle füreinander, ihre Bewegungen, ihr Atem, ihr Herzschlag, selbst die Erlösung war vollkommen.
Hinterher schmiegte Shainee sich an ihn, ihr Kopf an seiner Schulter, ihr Bein über seinen Schenkeln, und schluchzte leise. Ihre Schultern bebten, als ob sie fror. Tims Herz krampfte sich zusammen, und er zog das Laken über ihre nackten Körper wie einen schützenden Kokon, in dem sie sich beide für einen Augenblick geborgen fühlen konnten.
»Es war sehr schön«, flüsterte Tim.
Shainee hob den Kopf von seiner Schulter, sah ihn voller Liebe an, und Tim küsste sie ganz zärtlich auf die Lippen. Seine Hände streichelten sanft ihren Rücken, ihre Arme, ihre Schultern, bis seine Finger auf ihrem Tattoo liegen blieben.
»Ja, wunderschön«, erwiderte sie und fuhr sich über das Gesicht. Dann schmiegte sie sich wieder an ihn und strich mit den Fingern über seine Brust. »Als wäre es das erste, nicht das letzte Mal.«
Tim fühlte sich leer, wie ausgebrannt. Er wollte nicht, dass es vorbei war. Aber was sollte er sagen, damit sie bei ihm blieb? Nichts konnte er tun. Sie hatte sich für Mark entschieden.
Wieder stieg die panische Angst, sie zu verlieren, in ihm auf, und der Schmerz in seiner Brust wurde auf einmal so stark, dass Tim der Atem stockte. Jodi hatte nie derartige Gefühle in ihm wachrufen können, nicht als Kyle geboren wurde, und sie vor Freude weinten, nicht als Sienna starb und sie einander nicht trösten konnten. Tim hielt Shainee fest und dachte an die vielen einsamen Nächte nach der Trennung, in denen er sich voller Sehnsucht an sie erinnern würde, an ihren Duft, an ihre weiche Haut, an ihr Lächeln und das Leuchten in ihren Augen. Es war unmöglich, all die Gefühle in ihm zu unterdrücken. Er konnte sie nicht gehen lassen. Er wollte sie festhalten. Das war es, was er auf der Welt am meisten wollte. Nur sie.
Shainee setzte sich auf und sah ihn an. Ihr Blick, eine Sehnsucht die schlimmer war als körperlicher Schmerz, traf Tim im Innersten. Sie musste nichts sagen, er wusste auch so, jetzt war es so weit, endgültig. Und er sah, wie schwer ihr diese Entscheidung zwischen Mark und ihm fiel – Shainee drohte daran zu zerbrechen. Wie das Herz, das sie vorhin zwischen dem ›Ich‹ und dem ›Dich‹ in den Sand gemalt hatte.
Das halbe Herz, das aussah wie eine Träne.
Traurig und müde zog Tim sich aus, warf Shirt und Shorts über die gepackten Aluboxen und setzte sich ins Bett, das aufgeklopfte Kissen hinter dem Rücken, das Laken über den nackten Beinen.
Mit einem leisen Stöhnen lehnte er seinen Kopf zurück, schloss einen Moment die brennenden Augen und lauschte auf die polynesische Musik, die leise durch die offene Tür zum Strand hereindrang. Als er eben allein zurückkam, hatte er es nicht übers Herz gebracht sie zu schließen. Sie würde die ganze Nacht offen bleiben, falls ...
Er rang mit seinen Gefühlen.
Nein, sie wird nicht kommen.
Wird sie nicht.
Ganz sicher nicht.
Ich werde allein bleiben.
Diese Nacht, und den ganzen Rest meines Lebens.
Mit dem Handrücken wischte er sich über die Augen und atmete tief durch. Dann zog er das Notebook zu sich heran und setzte es auf seine angewinkelten Knie.
Tim klickte Skype auf und wählte Jodi an.
Der sanfte Rufton erklang. Irgendwie klang er heute Nacht noch deprimierender als sonst.
Okay, der Videoscreen öffnete sich.
Betroffen sah seine Frau ihn an, seine Ex ... nein, seine künftige Ex ... seine ... ach, shit!
»Hallo, Flydoc.«
»Hallo, Homebase.«
»Hey, du siehst richtig schlecht aus. Was ist denn?«
Tim war wie erstarrt und suchte nach Worten. Er atmete tief durch, brachte jedoch keinen Ton heraus.
»Tim, ist alles in Ordnung?«
Der vertraute Klang ihrer Stimme löste eine Sturzflut von Gefühlen in ihm aus. Wut. Schmerz. Verzweiflung. Einsamkeit. Er schüttelte den Kopf.
»Es ist wegen ihr, stimmt’s?«
»Yeah«, presste er hervor.
»Du liebst sie.«
»Yeah.«
»Und sie liebt dich.«
Er nickte.
Jodi senkte kurz den Blick. Dann murmelte sie leise, mit stockender Stimme: »Tut mir leid, Tim.«
Was, Jodi? Dass du mich rausgeworfen hast? Dass ich mich in eine andere verliebt habe? Dass ich auch sie verlieren werde?
Sein Herz hatte geklopft, und seine Kehle war trocken, als er Mark und Shainee vorhin bei ihrem Moonlight Dinner beobachtet hatte. Tim hatte unter den Palmen gestanden, zwischen den Tiare-Büschen, wo sie ihn nicht sehen
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