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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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zu tun.«
    »An Dämonen glaubst du nicht, aber an Prophezeiungen?«
    »Seit ich von den Toten auferstanden bin, denke ich, ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen, sonst hätten die Götter mich nicht beschützt.«
    Caelian dachte anders darüber, aber er schwieg. Als Mondpriester hatte er zu viel gesehen, um noch an Götter zu glauben. Suthranna hatte das Richtige getan, und eine gehörige Portion Glück war auch mit im Spiel gewesen. Mehr nicht.
    Nachdem sie einen weiteren Tag hinter sich gebracht hatten, war von dem Gebirge immer noch nichts zu sehen. Aber sie verloren nicht den Mut. Zwei Tage, das war nur eine Schätzung gewesen. Es konnten ebenso gut drei Tage sein, und sie hatten sich auf sieben Tage eingerichtet. Doch auch am Abend des dritten Tages breitete sich die Wüste immer noch genauso trostlos bis zum Horizont aus wie zuvor. Als sie auch am vierten Tag keine roten Felsen erblickten und sich stattdessen die Dünen immer höher auftürmten, beschlichen sie doch leise Zweifel.
    »Vielleicht sind wir vom Weg abgekommen?«, meinte Jaryn, als sie ermattet unter ihrem Zelt saßen, das zwar die direkte Sonneneinstrahlung abhielt, aber nicht die Hitze.
    »Nein, das glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich wundere mich schon die ganze Zeit, wie gut sichtbar er ist. Angeblich wird er kaum benutzt, aber bei diesen Sandbergen müsste er längst zugeweht sein. Nur die Dromedare, so heißt es, finden solche Wege wieder.«
    »Was bedeutet, Thorgan hat uns belogen.«
    »Ja, auch was die Entfernung zu den Ferothisfelsen angeht. Aber warum?«
    »Vielleicht will er, dass wir unterwegs umkommen.«
    »Aus welchem Grund sollte er das wollen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jaryn. »Wenn er es beabsichtigt hat, könnte er Erfolg haben. Es sei denn, wir treffen sofort eine Entscheidung.«
    »Was meinst du?«
    »Wir müssen umkehren.«
    »Dann laufen wir ihm womöglich in die Arme.«
    »Das sind nur Vermutungen. Besser, als hier zu verdursten.«
    »Gut. Wir marschieren noch bis zum Abend. Wenn wir das Gebirge dann nicht erreicht haben, kehren wir um.«
    Jaryn war einverstanden, und so machten sie es. Am späten Nachmittag, als die größte Hitze vorüber war, brachen sie auf. Aber jetzt hatten sie viel von ihrer Begeisterung eingebüßt, und ihre Schritte wurden langsamer und schleppend. Ihre Gesichter waren weiß gepudert, ihre Augen gerötet, ihre Lippen aufgesprungen. Immer wieder nahmen sie einen kleinen Schluck aus den Wasserschläuchen, sonst hätten sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Sie knauserten mit dem Wasser, obwohl sie wussten, dass ihre Körper mehr davon benötigten. Laila trottete unentwegt hinter ihnen her. Was sie über diesen Marsch dachte, wusste niemand. Hin und wieder drehte sich Jaryn nach ihr um. Caelian bemerkte es und wunderte sich darüber, wie sorgfältig Jaryn auf sie achtete.
    »Das dumme Tier folgt uns, aber wenn es selbst entscheiden könnte, wäre es jetzt bestimmt nicht hier.«
    »Nein«, lächelte Jaryn. »Laila würde im Maisfeld hocken.«
    »Verfluchtes Zarador!«, schimpfte Caelian. »Womöglich laufen wir gerade über seine Ruinen hinweg und wissen es nicht.«
    Jaryn schwieg. Das Reden strengte an. Plötzlich blieb er stehen und beschattete die Augen mit den Händen. »Caelian!«, rief er. »Sieh doch, dort drüben! Ein See!«
    Caelian blinzelte in die flimmernde Luft. Tatsächlich! Am Horizont breitete sich eine lange, schmale Wasserfläche aus. »Wir sind gerettet!«, jubelte er. »So viel Wasser! Aber …« Er sah Jaryn an. »Der Wirt hat doch behauptet, es gebe an diesem Weg keine Wasserstellen.«
    »Das hat er vermutet. Der war doch noch nie hier.«
    »Thorgan hat den See auch nicht erwähnt.«
    »Der hat von Anfang an gelogen. Worauf warten wir?«
    Sie schritten jetzt schneller aus. Wo ein See war, gab es auch Pflanzen, vielleicht sogar Dörfer, Menschen. Um ihn zu erreichen, mussten sie allerdings vom Weg abweichen. Es war beschwerlich, durch den tiefen Sand zu stapfen, doch sie verloren den See nicht aus den Augen, und sein Funkeln verlieh ihnen Kraft und Mut. Wie eine Verheißung sahen sie das Wasser am Horizont schimmern. Die sinkende Sonne schickte ihr rötliches Licht über die Dünen und färbte sie rosa. Der See glühte in allen Farben. Was für ein wundervoller Anblick! Aber noch wundervoller fanden sie die Aussicht auf Wasser und Hilfe.
    Zwei Stunden waren sie nun schon unterwegs. Hätten sie nicht ein Ziel gehabt, wären sie vor Erschöpfung umgesunken.

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