Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
Gaidarons krankhaftem Gemüt. Diese mit üblem Geruch behafteten Gestalten, wie viele von ihnen hatte Gaidaron aufgetrieben? Zehn, zwanzig oder hundert?
»Verzeih mir, Bruder«. Rastafan hatte es inzwischen genau gehört. Jeder hatte das gesagt. Warum, wenn sich die Männer schuldig fühlten, taten sie ihm dann Gewalt an? Für Geld? Nein. Wem der Sinn danach stand, bat nicht um Verzeihung. Womit hatte er es hier zu tun? Und was bezweckte Gaidaron damit?
Als der Fünfte und Sechste sich an ihm bedienten, hatte Rastafan das Gefühl, schon ewig auf diesem Tisch zu liegen. Seine Gelenke schmerzten, seine Muskeln verkrampften sich, ohne dass er sie lockern konnte. Füße und Hände fühlten sich an wie abgestorben. Wollten sie ihn zu Tode ficken? Was für ein jämmerlicher Tod, in Fesseln und mit einem blutenden Arsch langsam zu verrecken! Und das alles, weil ihm zwei Zeilen und ein »J« jegliche Vernunft geraubt hatten.
Sieben zählte Rastafan jetzt. Wenn seine Vermutungen zutrafen, würde ihm das irgendwann den Verstand rauben. Aber das geschähe nur in seinem Kopf. Niemand würde es bemerken, dass er halb irrsinnig war, denn er konnte weder schreien noch zappeln. »Verzeih mir, Bruder«, sagte der Siebte, und Rastafan hätte ihm dafür gern den Hals umgedreht. Längst plagten ihn Erstickungsanfälle. Er konnte nicht einmal husten. Seine Muskeln brannten, und er wünschte sich, Gaidaron möge der Aussatz befallen.
Acht dachte er verschwommen, als der Siebte sich entfernte. Aber da kam niemand. Wieder war es still, beängstigend still. Denn wenn das hier vorbei war, dann folgte mit Sicherheit die nächste Pein. Wie wünschte sich Rastafan, sich nur einmal strecken zu können und etwas zu ruhen, bevor die nächste Folter anstand. Da vernahm er ganz dicht neben sich die vertraute Stimme Gaidarons: »Wie fühlst du dich, Rastafan? Ich nehme an, nicht besonders gut, obwohl ich es eigentlich gut mit dir gemeint habe. Ein lüsterner Mann nach dem anderen, ohne Pause, ist es nicht das, was du dir immer schon gewünscht hast?«
Rastafan war klar, dass Gaidaron die ganze Zeit hier gewesen war. Hatte er sich versteckt und alles geheim beobachtet? Oder genoss er es, wenn ihm die Männer während des Vögelns beim Wichsen zusahen?
»Eigentlich wollte ich dich zum Abschluss auch noch einmal beglücken, aber wo schon sieben Zylonenschwänze drin waren, da sollte ich vielleicht nicht mehr eintreten?«
Zylonen? Rastafan war fassungslos. Er wusste nicht viel über sie, aber das genügte, um angewidert zu sein: Es handelte sich bei ihnen um eine merkwürdige Gemeinschaft von zerlumpten, stinkenden Männern, die sich vom Betteln und Stehlen ernährten. Ausgestoßene, die im Elend lebten und sich im Schmutz suhlten, weil sie sich in ihm wohlfühlten. Diesen Abschaum hatte Gaidaron benutzt, um ihn zu demütigen und zu quälen. So ein finsteres Gehirn hatte sicherlich noch mehr zu bieten.
»Du antwortest nicht? Ach ja, ich vergaß, in deinem Mund steckt ein Knebel. Der muss dir besonders lästig gewesen sein, wo du doch so gern dein Maul aufreißt.«
Rastafan gab keinen Laut von sich. Er wartete. Etwas anderes konnte er ohnehin nicht tun.
»Andererseits«, fuhr Gaidaron höhnisch fort, »ist es vorteilhaft, dann kannst du besser zuhören. Merke dir gut, was ich dir jetzt zu sagen habe.« Er glitt sacht mit den Fingern über die angespannten Muskelstränge auf Rastafans Rücken. »Du bist ein schöner Mann, und ich begehre dich. Leider wurden wir zu Rivalen um die Macht, da wirkt die Leidenschaft dann störend. Aber sie vergeht nicht. Eine unangenehme Sache. Aber das kennst du ja.« Er lachte leise. »Wenn ich es mir recht überlege, sollte ich nicht so zimperlich sein. Wo sieben Platz gehabt haben, wird es wohl noch für einen Achten reichen.« Er stellte sich hinter ihn, spreizte ihm die Arschbacken und bemerkte anzüglich: »Bei dieser Vorarbeit dürfte es ein einfaches Geschäft werden.«
Tatsächlich fühlte Rastafan nicht mehr allzu viel, dafür rammten ihn Gaidarons harte Stöße rücksichtslos gegen die Tischkante. Doch als er wieder zu reden begann, wurde er zum Glück behutsamer.
»Für deinen Jaryn bist du mir in die Falle gegangen«, fuhr Gaidaron schwer atmend fort. »Vergebliche Sehnsucht, unerfülltes Begehren, das sind starke Gefühle, ich kenne sie auch. Als ich dir meine offenbarte, hast du mich zurückgestoßen. Du hast mich behandelt wie einen räudigen Hofhund. Du hast mir das Geburtsrecht genommen und mich
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