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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Sünde sein.«
    »Nur einer der Bischöfe Ihrer Familie ist hier?«, fragte Hawkeswell. »Da frage ich mich doch, was der andere wohl gerade macht.«
    »Vielleicht genießt er sein Eheglück ganz in Ruhe zu Hause«, sagte Castleford.
    Hawkeswell reckte den Hals und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. »Wir sollten die Damen suchen und Albrighton ablösen.«
    »Geh du schon vor. Ich komme gleich nach.«
    Lathams Lächeln nahm süffisante Züge an, als Hawkeswell davoneilte. »Ich habe eine Loge fürs Abendessen. Möchtest du nicht mitkommen und einen Wein mit mir trinken?«
    Die Logen waren nicht weit entfernt, und die von Latham befand sich am Ende der Reihe. Der Bischof und seine Frau waren nicht mehr da, und so hatten sie die Loge für sich.
    Castleford setzte sich auf einen Stuhl, streckte die Beine aus und sah sich die vorbeigehenden Leute an, die wiederum ihn musterten.
    Latham schenkte ihm etwas Wein ein. Er schmeckte verdorben. Der Mann hatte keinen Geschmack, was nur eines seiner zahlreichen Defizite war. Castleford stellte das Glas auf den Tisch.
    »Was machst du wirklich hier, Latham? Hältst du Ausschau nach einem Serviermädchen, um es dir zu schnappen und in einer dunklen Ecke zu schänden?«
    Latham kniff die Augen zusammen. »Machst du nach all den Jahren immer noch so ein Theater darum wie eine alte Lady? Ich habe dir schon vor langer Zeit gesagt, dass du das, was du gesehen hast, missdeutet hast.«
    »Ich habe gar nichts missdeutet – schon gar nicht, wie das Mädchen um sein Leben gerannt ist, als ich dich von ihm heruntergezerrt habe.«
    »Sie war beschämt, das ist alles. Sie wollte es. Du weißt doch, wie es läuft. Später konnte sie gar nicht genug kriegen.«
    Castleford wollte das alles nicht hören. Er wollte nicht wissen, dass das Mädchen Latham erneut zum Opfer gefallen war, weil er über das, was er gesehen hatte, Stillschweigen bewahrt hatte.
    »Wie ich hörte, warst du nicht auf der Beisetzung meines Vaters«, sagte Latham.
    »Du auch nicht. Warst du zu beschäftigt damit, in Paris deine Angelegenheiten zu ordnen?«
    »Eine unaufschiebbare Sache hat meine Ankunft um ein paar Tage verzögert, und im Sommer ist es das Beste, Tote rasch zu beerdigen. Bei der Testamentseröffnung war ich natürlich zugegen.«
    »Natürlich.«
    »Und daher weiß ich
natürlich
auch, dass mein Vater dir etwas hinterlassen hat.« Er legte den Kopf schräg. »Wie sonderbar.«
    Castleford zuckte mit den Schultern. »Ich habe es als ein äußerst kleines Zeichen seiner äußerst kleinen Zuneigung verstanden.«
    Latham lachte. »Es war wohl eher ein gut getarnter Rüffel, was? Nach dem Motto: Was ich dir vermacht habe, entspricht dem, was du meines Erachtens wert bist.«
    »Das konnte er mit dir selbstverständlich nicht machen. Er konnte dir den Großteil seines Besitzes nicht vorenthalten, ganz egal, was du in seinen Augen wert warst.« Castleford zog seine Beine ein und beugte sich vor. Dann musterte er Latham eingehend. »Hast du über das hinaus, was dir der Erbfolge nach zustand, irgendetwas von ihm bekommen? Oder hat er dafür gesorgt, dass es an andere ging wie die kleineren Ländereien, die er mir vermacht hat?«
    Latham lief knallrot an und seine Augen blitzten. »Natürlich hat er mir mehr hinterlassen! Beispielsweise seine Macht!«
    Castleford musste herzlich lachen. »Verdammt, du klingst wie der Schurke in einer schlechten komischen Oper, Latham. Seine Macht! Die einzige Macht, über die du verfügst, ist die, die du durch deine Abstammung schon immer hattest, und die einzigen Leute, die vor Ehrfurcht erzittern, sind deine Bediensteten, die du wie Sklaven behandelst.«
    »Vielleicht hast du recht. Aber nun habe ich ja die Macht des geschriebenen Wortes entdeckt. Das Wort eines Mannes hat wesentlich mehr Einfluss, wenn es abgedruckt wird. Es ist wirklich erstaunlich, wie leicht sich die Leute von Prosa leiten lassen, die ihr Bedürfnis nach Gerechtigkeit anspricht.«
    Latham redete so offen, wie sie immer miteinander geredet hatten. Er gestand seine Scheinheiligkeit ungestraft dem einzigen Menschen ein, dem er sich jemals ehrlich offenbart hatte.
    Castleford erkannte dahinter das Bemühen, die alten Bande neu zu knüpfen. Vielleicht fühlte Latham sich einsam, weil er vor der Welt eine Rolle spielen musste, und wollte wieder einen gleichgesinnten Sünder an seiner Seite haben, um gelegentlich von der Bühne verschwinden zu können.
    »Also schreibst du, was die Leute hören und lesen

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