Lady Helenes skandaloeser Plan
und neigte sich zu ihrem Ohr, als müsse er es unbedingt küssen.
Felicia zitterte vor Erregung. »Ich tue alles!«, versicherte sie begierig, doch dann besann sie sich. Ruhiger fuhr sie fort: »Natürlich, mein Lieber, was immer Sie möchten.«
»Ich scheine einen Irrtum begangen zu haben«, erzählte er, »und zwar Lady Godwin betreffend.«
Felicia war verblüfft. »Ach ja?«
»Sie sind die einzige Dame in der vornehmen Gesellschaft, die genug Macht besitzt, um meine verhängnisvolle Torheit wiedergutzumachen«, fuhr er fort, ihr Ohr mit den Lippen streifend. Felicia betrachtete verzückt seine Hände. Vielleicht hatte Mayne
doch
mit all diesen Frauen geschlafen. Vielleicht hielt er sich nur zurück und reizte ihre Neugier bis zu dem Punkt, an dem er ihre Tugend belagern würde. Felicia überlief ein freudiger Schauer.
»Wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann …«, murmelte sie zerstreut. Es fiel schwer, nicht ständig auf ihr gemeinsames Spiegelbild zu starren. Sie kam sich vor wie die Heldin einer freizügigen Restaurationskomödie aus dem vergangenen Jahrhundert. Doch dann begriff sie, worum es ihm ging. »Ich glaube nicht, dass ich viel tun kann, um Lady Godwins Ruf zu retten, Mayne.«
»Sagen Sie doch Garret zu mir«, säuselte Mayne. Er gab sich Mühe, flach zu atmen. Das Weib hatte wohl in Reispuder gebadet! Wenn er nicht achtgab, würde er niesen müssen.
»Mit dem größten Vergnügen«, seufzte sie.
»Die Sache ist die, dass Lady Godwin nur deshalb in das Haus ihres Mannes zurückgekehrt ist, um die Anstandsdame für die Verlobte von Godwins Bruder zu geben«, erklärte Mayne. »Das Mädchen ist die Tochter eines harmlosen schottischen Vikars, auch wenn man es nicht glauben sollte, und zweifellos entsetzt darüber, dass man sie irrtümlich für eine Dirne gehalten hat.«
Felicia setzte sich kerzengerade auf wie ein Fuchs, der das Kaninchen gerochen hat. »Was Sie nicht sagen!«
Mayne nickte. »Ich habe mich zum Narren gemacht«, sagte er mit gespielter Reue. »Habe mich schwer danebenbenommen.«
»Und wie lautet Ihre Entschuldigung dafür?« Sie klimperte mit den Wimpern.
»Etwas an Lady Godwin hat mich verunsichert«, gestand er. »Ich fürchte, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, vorher zu überprüfen, ob Godwin immer noch mit seiner Opernsängerin zusammenlebte. Jetzt fühle ich mich natürlich schuldig.«
»Ich kann Ihre Gefühle über Lady Godwin wärmstens nachempfinden«, pflichtete Felicia ihm bei. »Nun, da sie aussieht wie ein geschorenes Schaf, schaudert es mich geradezu bei ihrem Anblick. Denn schön war sie nur durch ihr
Haar
, wissen Sie.«
Mayne presste grimmig die Lippen zusammen, doch sie bemerkte es nicht und plapperte fröhlich weiter. »Aber, du lieber Himmel! Sind Sie auch sicher, was diese Verlobte aus Schottland betrifft, mein lieber Garret? Ich meine: Ist sie tatsächlich eine Pfarrerstochter?«
»Leider.«
»Nun, dann werde ich mein Bestes tun«, sagte Felicia eifrig. »Ich werde alle Welt davon in Kenntnis setzen. Aber Sie wissen ja, wie das ist!«, kicherte sie. »Wenn ein Gerücht erst kursiert, ist es beinahe unmöglich, es wieder zurückzunehmen. Und schließlich kennen wir diese Schottin nicht!«
Mayne war hinter sie getreten. Eine Hand glitt sanft an ihrem Hals herab. »Sie blenden mich«, sagte er leise. »Wahrhaftig, Sie blenden mich.« Und er beugte sich herab und küsste sie auf die Wange. Jetzt wurde es heikel: Felicia konnte ihm seine Anmaßung übel nehmen.
»Ich habe sie zu Ihrem Ball eingeladen«, sagte er leise.
War das seine Zungenspitze an ihrem Hals? Felicia schluckte nervös. »Sie haben
was
getan?«, fragte sie mit unsicherer Stimme.
»Ich habe mir die unerhörte Freiheit erlaubt, das schottische Fräulein und ihren Verlobten zu Ihrem Ball einzuladen«, murmelte Mayne an ihrem Hals. Seine Hand glitt weiter hinab und zeichnete die Form von Felicias Busen nach. »Selbstverständlich in Begleitung der Godwins.«
»Ihr Verlobter«, sagte Felicia, die vergebens versuchte, ihre Gedanken beisammenzuhalten. »Godwins Bruder.«
»Er ist selbst Vikar, man soll es kaum glauben.« Mayne kostete ihre Haut, als wäre sie köstlichste Sahne. »Der Bruder.«
Felicia sah einen weißen Streifen auf seiner Wange, der zweifellos von dem Reispuder stammte, den sie großzügig auf ihrer Büste verteilt hatte. Doch der Puder schien Mayne nicht zu stören.
»Ein Vikar und die Tochter eines Vikars«, sagte sie verträumt und schlang ihre
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