Lady Helenes skandaloeser Plan
»Entweder zu Ihnen oder zu mir.«
Helene verschluckte sich. Sie wollte diesen Mann doch nicht mit nach Hause nehmen, Herrgott noch mal! War ihm denn nicht klar, dass er es hier und jetzt vollziehen musste? »Auf keinen Fall!«, fauchte sie und merkte sogleich, dass dies nicht sehr liebenswürdig klang. Also legte sie die Hände auf ihre Hüften und schenkte ihm ein Lächeln, so verführerisch wie Esme. »Wollen Sie mich nicht küssen?«
Er zog eine Braue hoch. »Lady Godwin, Sie überraschen mich immer mehr«, murmelte er und neigte den Kopf.
Natürlich musste er sofort mit seiner Zunge in ihren Mund kommen. Helene hatten feuchte Küsse nie sonderlich behagt. Sie erinnerten zu sehr an den ehelichen Akt und waren wie dieser zu intim. Sie musste jedoch zugeben, dass Mayne geschickter war als Rees. Seine Zunge tastete sich zart und behutsam vor, anstatt sich roh ihres Mundes zu bemächtigen. Aber nun würde er sie unendlich lange küssen, während sie, Helene, am liebsten den Mund geschlossen hätte und zu anderen Dingen übergegangen wäre. Sie überlegte fieberhaft. Was hatte Esme noch gleich gesagt?
Ermutige ihn, zeige Überschwang und schaffe Vertrautheit
. Vertrautheit bedeutete wohl, ihn mit seinem Vornamen anzureden. Helene legte Mayne die Hand auf die Schulter und sagte ein wenig atemlos: »Sie sind so wundervoll, Gerard!«
»Garret«, murmelte er. »Und Sie, Lady Godwin, sind eine ganz erstaunliche Frau.« Seine Hand glitt ihren Rücken hinunter zu ihrem – ihrem Po! Helene fuhr vor Schreck fast aus der Haut.
»Kein Korsett«, murmelte er an ihrer Wange.
Sie schüttelte den Kopf.
»Keine Chemise?«, forschte er weiter.
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Ein Geschenk in einer Verpackung, wie ich sie mag«, murmelte er und widmete sich wieder ihrem Mund. Helene unterdrückte ein Stöhnen. Wollte er sie denn ewig küssen? »Sagen Sie doch Helene zu mir«, schlug sie vor, sobald sie wieder etwas Luft bekam. »Sollten wir nicht lieber die Tür verriegeln?«
»Gleich«, erwiderte er. Seine Hände streichelten ihren Rücken. Es fühlte sich beinahe so an, als hielte er sie für eine Katze: Hinauf und hinunter strich seine Hand über die glatte Seide. Helene musste jedoch zugeben, dass es sich ganz angenehm anfühlte. Auch wenn er dabei zwangsläufig einige Male zu tief geriet. Die Liebkosung machte sie eher leicht benommen und war angenehm, statt sie zu reizen. Sie nutzte eine kleine Pause und stürzte ein zweites Glas Wein hinunter.
Wirklich, allmählich begriff sie, worum es hier eigentlich ging. Jetzt küsste er ihr Ohr – vielmehr, er knabberte daran. Und obwohl die Vorstellung nicht gerade appetitlich war, spürte Helene doch, dass sie damit umgehen konnte. Wenn es doch möglich wäre, von Ohrknabbern ein Kind zu bekommen!
Höchste Zeit, ihn weiter zu ermutigen. Wenn er mit der anderen Sache auch so gemächlich war wie mit seinen Küssen, dann würde sie erst in aller Herrgottsfrühe nach Hause kommen. Das immerhin musste sie ihrem Ehemann zugutehalten: Er verschwendete im Bett keine Zeit. »Gareth«, flüsterte sie Mayne ins Ohr und fuhr mit einem Finger seine Wange entlang. Er hatte wirklich eine wunderbar schmale Wange, und er roch auch gut.
»Helene«, flüsterte er. »Mein Name ist Garret.« Seine leicht belegte Stimme löste eine ganz seltsame Empfindung zwischen ihren Beinen aus.
Helene wollte eben vorschlagen, dass er sich ein wenig beeilen sollte, als sie überrascht nach Luft schnappte. Denn er hatte sie auf seine Arme gehoben und trug sie mit langen Schritten zur Couch. Kurz darauf hatte sie schon beinahe vergessen, dass sie ihn zur Eile hatte mahnen wollen. Denn Garret, wie sich herausstellte, mochte ihre Brüste. Vielmehr, er betete sie an. Das sagte er einige Male.
»Sie sind vollkommen«, murmelte er mit dieser sinnlichen, heiseren Stimme. Seine Hand strich über ihr Mieder, wieder und wieder, formte die Seide um ihren Nippel und strich mit dem Daumen darüber. Helene musste zugeben, dass sie dabei von einem ganz eigenartigen Gefühl erfasst wurde.
»Woher stammt Ihr Akzent?«, fragte sie und ertappte sich dabei, dass ihre Stimme ein wenig atemlos klang.
»Meine Mutter war Französin«, antwortete er. Und dann: »Helene, ich glaube, es ist an der Zeit, die Tür zu verriegeln. Würde es Ihnen recht sein, wenn ich es jetzt tue?«
Und Helene starrte ihn an, wohl wissend, dass ihre Augen so groß waren wie Untertassen. Immer noch spürte sie diese funkensprühende Empfindlichkeit
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