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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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der Küche und betrachtete finster die kleine Apfelverkäuferin.
    »Ich hab sie alle verkauft«, sagte die Kleine und händigte der Frau das Geld aus. »Ihm.« Sie zeigte auf Tom.
    Die Frau schnellte herum, und sogleich wurde ihre Miene drohend. Tom wäre fast zurückgewichen, als sie hinter sich griff und ein gewaltiges Nudelholz packte, so dick und lang wie sein Unterarm. »Raus hier!«, befahl sie. »Solche wie Sie habe ich hier schon oft gesehen.« Sie barg das Kind hinter ihrer Schürze. »Meggin wird nirgendwo mit Ihnen hingehen, und wenn Sie noch so viel Geld haben!«
    »Ich bin Vikar«, sagte Tom und löste seinen Reiseumhang, damit sie seinen Kragen sehen konnte. »Ich habe mir nur Sorgen um die kleine Meggin gemacht, als sie da so allein im Hof stand.«
    »Sie ist nicht alleine. Der Hof ist sicher. Und ich habe noch nie gehört, dass ein Mann, bloß weil er Vikar ist, nicht niederträchtig ist.« Mrs Fishpole hatte genug Geschichten über die Schurkerei der Männer in Schwarz gehört, um dem Anblick eines Priesterkragens zu misstrauen.
    »So einer bin ich aber nicht, Madam. Ich komme aus dem Norden und bin den Anblick so kleiner Kinder, die sich ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, nicht gewohnt. Doch wie es aussieht, kümmern Sie sich ja bestens um Meggin, deshalb möchte ich mich entschuldigen, wenn ich Sie beunruhigt habe.«
    Mrs Fishpole nahm den Mann genauer in Augenschein. Für einen Geistlichen sah er recht gut aus. Schöne Augen hatte er. »Von wo im Norden kommen Sie denn?«
    »Aus Beverley in East Riding«, erwiderte Tom. Die Enge in seiner Brust begann sich zu lockern. »Ich stehe dort einer kleinen Gemeinde vor. Nach London bin ich nur gekommen, um meinen Bruder zu besuchen.«
    Ein warmes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Frau aus. »Beverley, ja? Ich bin Mrs Fishpole, Reverend, und stamme aus Driffield, bin aber jahrelang nicht mehr dort gewesen. Sie predigen also im Münster, nennt man es nicht so? Mein Papa hat mich einmal nach Beverley mitgenommen, als ich noch ganz klein war, da haben wir eine Ladung Sand zum Münster gebracht. Das ist eine so schöne Kirche, ich hab sie nie vergessen. Ich glaube, die kann sogar mit St. Paul’s mithalten.«
    »Der Sand wurde vielleicht gebraucht, als sie den Westteil des Chorquadrats saniert haben«, überlegte Tom. »Ich bin aber nicht der Geistliche des Münsters, sondern der eines angrenzenden Kirchspiels, St. Mary. Reverend Rumwold ist Vikar im Münster von Beverley.«
    »Allmächtiger Gott, der alte Rumwold lebt also noch?« Mrs Fishpoles harte Züge waren weich geworden. »Der hat mir noch meinen Katechismus beigebracht. Er ist einmal im Monat nach Driffield gekommen, weil wir keinen Gemeindepastor hatten. Das Dorf war eben zu klein.«
    »Ich werde ihn von Ihnen grüßen«, versprach Tom. »Ich erzähle ihm, wie gut Sie’s hier getroffen haben, dass Sie in diesem ausgezeichneten Gasthof Köchin sind. Und von Ihrer reizenden Tochter werde ich ihm auch berichten.« Er lächelte Meggin an, aber sie wandte den Blick ab.
    Mrs Fishpole schob die Unterlippe vor. »Meggin ist nicht meine Tochter. Und sie verdient mit den Äpfeln auch nicht ihren Lebensunterhalt. Ich muss sie mit dem durchbringen, was die Dienstboten übrig lassen.«
    »Meggin ist nicht Ihre Tochter?«
    »Nein«, bestätigte Mrs Fishpole und zog Meggin hinter ihren Röcken hervor, da sie sich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr befand. »Ihre Mum war eine Schlampe, da hab ich keinen Zweifel dran. Wir haben sie eines Nachts hier gefunden, wie sie kurz davor war, das Kind auf der Schwelle meiner Küche zur Welt zu bringen. Das arme Ding hat die Geburt nicht überlebt, Gott sei ihrer Seele gnädig.«
    »Wenn es sich so verhält, hat Meggin doppelt Glück, dass sie Sie hat«, sagte Tom. »Ich muss Reverend Rumwold dazu beglückwünschen, wie gut er Ihnen den Katechismus beigebracht hat.«
    Doch Mrs Fishpole beäugte ihn wie ein Hund, der an der Straßenecke auf ein Bündel Würste gestoßen ist. »Und was wäre, wenn Sie Meggin tatsächlich in einer üblen Lage vorgefunden hätten, Reverend? Was würden Sie dann tun?«
    Tom zögerte. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Sie kennen aber doch bestimmt diese Wohlfahrtseinrichtungen, oder?«, wollte sie wissen.
    »Einige schon«, gab Tom zu. Was er von Londoner Waisenhäusern gehört hatte, war nicht besonders angenehm.
    »Nehmen Sie sie!«, sagte Mrs Fishpole und versetzte Meggin einen leichten Schubs. Das Mädchen keuchte erschrocken und

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