Lady Helenes skandaloeser Plan
Tanz ständig seufzte und mir versicherte, ich sähe aus wie eine Frühlingsnymphe.«
»Was für ein Zufall!«, meinte Esme ätzend. »Er sieht nämlich auch so aus.«
In diesem Augenblick meldete Harries die Herzogin von Girton. Esme verkündete, sie sterbe vor Hunger, William stolperte und schlug mit Kopf an eine Tischkante, deshalb versiegte das Gespräch und konnte erst wieder aufgenommen werden, nachdem Ivy William nach unten gebracht hatte, wo ihm zum Trost ein Pudding zubereitet wurde, und nachdem Harries aufgetragen worden war, etwas Essbares zu bringen und jeglichem Besuch vorerst den Zutritt zu verweigern.
»Und nun erzähl schon!«, forderte Gina Helene auf. Die Herzogin von Girton hatte wunderschöne grüne Augen und rotes Haar und beherrschte die Kunst, sich im Handumdrehen von einer vornehmen Dame mit wahrhaft königlicher Haltung in einen Kobold zu verwandeln, der sich vor Lachen nicht mehr halten konnte. »Helene, Darling, wie elegant du aussiehst! Ich habe heute Morgen zu Madame Rocque schicken lassen, um einen Termin zu vereinbaren. Nachdem ich von mindestens vier Frauen etwas über dein Kleid gehört hatte, musste ich mir einfach das gleiche bestellen. Ich verspreche dir aber, dass es eine andere Farbe haben wird«, fügte sie rasch hinzu.
Helene musste grinsen. »Wie geht es Max?«
Gina zog die Nase kraus. »Er ist ein Despot. Ich glaube, er ist das einzige Kind in England, das nachts nicht schläft. Zurzeit zahnt er und muss seine Mama auch nachts um sich haben, sonst brüllt er das ganze Haus zusammen. Cam meint, ich solle ihn nicht so arg bemuttern, dann würde er sich schon an das Kindermädchen gewöhnen. Aber ich kann es nicht aushalten, wenn er schreit.«
»William brüllt nachts manchmal, dass die Wände wackeln«, erzählte Esme fröhlich. »Aber ich muss wohl eine Rabenmutter sein, denn ich überlasse es Ivy, sich um ihn zu kümmern.«
»Ich wünschte, ich könnte das auch«, sagte Gina.
»Viel wichtiger aber«, wandte sich Esme an Gina, »ist doch, dass Mayne Helene gestern Abend in das Musikzimmer von Lady Hamilton entführt hat und dass Rees wie ein wilder Stier hinterhergestürmt ist. Und dann, so hörte ich, sei Mayne fuchsteufelswild wieder herausgekommen.«
Beide wandten sich erwartungsvoll Helene zu.
»Ich habe heute Morgen meine Monatsblutung bekommen«, platzte sie heraus.
»Ach, das ist aber schade«, sagte Esme zärtlich und legte ihren Arm um die Freundin.
»Ich mache mir Sorgen, dass ich vielleicht unfruchtbar bin«, gestand Helene mit bebender Stimme.
»Du bist ganz gewiss
nicht
unfruchtbar«, betonte Gina. »Ich musste auch erst monatelang verheiratet sein, bevor ich feststellte, dass ich in Umständen war, und« – sie errötete – »an der hierzu nötigen Tätigkeit hat es gewiss nicht gefehlt.«
»Die bloße Vorstellung ist absurd«, schloss Esme sich an. »Ich würde jedoch vorschlagen, dass du dir für die nächste Begegnung mit Rees ein verschwiegeneres Plätzchen suchst.«
»Ich kann es kaum erwarten.« Helene kräuselte verächtlich die Lippen.
»Ich weiß nicht, warum dir so viel daran liegt, dass Helene sich mit ihrem Mann versöhnt«, sagte Gina zu Esme. »Es kommt einem beinahe so vor, als wünschtest du, dass Helene zu ihm zurückkehrt, weil du dich mit Miles versöhnt hast.«
»Unsinn!«, sagte Esme scharf. »Es verhält sich doch so, dass Helene ein Kind bekommen will, und da ist Rees nun einmal die zweckmäßige Wahl. Wenn sie dank der Bemühungen eines anderen Mannes in andere Umstände geriete, wie würde Rees wohl darauf reagieren?«
»Wie Rees sich dazu verhält, ist mir vollkommen gleichgültig«, versetzte Helene. »Ich werde mich in jedem Fall aufs Land zurückziehen und mein Kind dort aufziehen.«
»Aber du würdest mir fehlen«, meinte Esme. »Und Gina auch. Außerdem würdest du uns vermissen. Und London.«
»Nein, London ganz gewiss nicht«, entgegnete Helene störrisch. »Zumindest in diesem Punkt stimme ich mit Rees überein: Die Saison ist eine furchtbare Zeitverschwendung. Wenn ich auf dem Land nur meine beiden Klaviere hätte, wäre ich vollkommen glücklich.«
»Sie hat recht«, gab Gina zu bedenken. »
Du
magst dich auf dem Land gelangweilt haben, Esme. Du warst froh, als du dein scheußliches Nähkränzchen aufgeben konntest. Das heißt aber nicht, dass für Helene das Gleiche gilt. Auch ich lebe gerne auf unserem Gut.«
»Wie auch immer«, beharrte Esme, »es ist auf jeden Fall besser, wenn der Vater eines Kindes
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