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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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sich verhört haben. Vielleicht hatte sie einfach nur ihre Schuhe gemeint.
    Meggin, die immer noch Linas Jäckchen berührte, folgte ihr auf dem Fuße. »Das sind Schwanendaunen«, erklärte Lina der Kleinen. »Du darfst sie ruhig anfassen, aber mach sie bitte nicht schmutzig.«
    »Darf ich Ihre Zofe in Anspruch nehmen, bis Leke ein Kindermädchen zur Aushilfe engagiert hat?«
    »Ich habe keine Zofe«, erwiderte Lina und ließ sich auf dem Sessel am Kamin nieder.
    »Keine Zofe?« Toms Mutter hatte deren zwei beschäftigt.
    »Ich hatte eine, als ich hierher zog, doch dann beschloss ich, mich ohne sie zu behelfen. Sie hatte einiges an meinen Lebensumständen auszusetzen.« Lina zog die Nase kraus. Ihre Augen blickten fröhlich und gar nicht verdrossen. »Zu Hause habe ich mich ja auch immer allein angekleidet.«
    »Wo ist denn Ihr Zuhause?«, fragte Tom. »Darf ich mich ebenfalls setzen?«
    »Weit, weit weg, leider.« Nun war es, als ob ein Vorhang vor ihr Gesicht fiele. »Inwiefern könnte ich Ihnen denn behilflich sein, Mr Holland?«
    »Meggin braucht ein Bad, und ich glaube nicht, dass sie sich in meiner Gegenwart wohlfühlen würde.«
    »Vermutlich nicht«, murmelte Lina. Nachdenklich schaute sie auf das kleine Mädchen. »Ein Bad könnte ich wohl beaufsichtigen.«
    Tom schaute sich im Zimmer um. Wenn er nicht gewusst hätte, dass dies das Schlafzimmer seiner Mutter war, er hätte es nicht wiedererkannt. Der Raum war so üppig mit rosa Seide ausgeschlagen, dass man sich im Innern einer Muschel wähnte. Wie das Boudoir einer Kurtisane sah das beileibe nicht aus, allerdings hatte Tom auch keine Erfahrung mit solchen Dingen. Es gab weder Bilder von nackten Göttern und Göttinnen noch andere Hinweise darauf, dass Lina eine ausgehaltene Frau war. Und dennoch sollte Rees sich schämen!
    Lina erhob sich, knöpfte ihr Jäckchen auf und warf es aufs Bett. Darunter trug sie eine dünne Bluse aus Musselin, in der eine der prächtigsten Büsten steckte, die Tom jemals gesehen hatte, sowie eine hübsche Taille, die sich zunächst einwärts, dann wieder nach außen bog. Tom schnappte nach Luft. Seit er Vikar geworden war, hatte er keine Frau mehr berührt. Es lag nicht an fehlendem Verlangen, auch wenn sein Vater ihn einen Schlappschwanz genannt hatte. Nein, ein Vikar, der jüngerer Sohn eines Earls und Besitzer eines von der Mutter ererbten Vermögens ist, lernt sehr rasch, verfänglichen Situationen mit unverheirateten Frauen aus dem Weg zu gehen. Tom hegte einen tiefen Respekt vor dem Ehegelübde und dem Priestergelübde, und beide hielten ihn von frivolen Flirts – und Schlimmerem – ab. Ich bin nicht auf der Höhe der Zeit, dachte er wehmütig. Linas Brüste spannten sich unter dem dünnen Musselin ihrer Bluse, als sie sich zu Meggin hinunterbeugte und der Kleinen etwas ins Ohr flüsterte.
    »Vielleicht sollte ich jetzt gehen«, überlegte er laut. Er musste unbedingt aus diesem Zimmer heraus. Ein Blick auf seine Hose, und die ach so erfahrene Lina würde genau wissen, wie ihr Anblick auf ihn wirkte. »Ich schicke einen Diener mit einem Zuber heißen Wassers hinauf«, sagte er, die Hand bereits auf dem Türknauf.
    Dann drehte er sich noch einmal um und schaute die beiden an.
    Lina hatte es zuwege gebracht, Meggin die schmutzige Schürze über den Kopf zu ziehen, indem sie ihr eine Schwanendaunen-Stola gab. Meggin streichelte die Stola mit seliger Miene und rieb sie an ihrer Wange. Lina schien nichts dagegen zu haben. Sie hatte eine Bürste zur Hand genommen und machte sich entschlossen daran, Meggins zerzauste Mähne zu striegeln. Und dabei plauderte sie fröhlich, ein leiser, scherzhafter Redestrom, der sich auch durch Meggins fortgesetztes Schweigen nicht aus dem Konzept bringen ließ.
    Ihr Akzent war unverkennbar. Rees’ kleiner Singvogel stammte tatsächlich von weit, weit her, nämlich aus Schottland. Tom bewahrte dieses Stückchen Information im Gedächtnis und begab sich nach unten, um einen Zuber und eimerweise Heißwasser zu bestellen.
    Es war der reinste Kriegsrat, auch wenn er im eleganten Empfangszimmer von Helenes Mutter stattfinden sollte. Nach dem Vorbild des Wiener Kongresses, dachte Helene, wobei Rees die Rolle Napoleons zufiel. Wenn Rees doch auch nur auf eine abgelegene Insel verschwinden würde … Elba wäre goldrichtig.
    Sie schob einen Teller mit Ingwerkeksen von der Tischkante fort und strich die Tischdecke glatt. Wenigstens musste sie es nicht ihrer Mutter beichten. Im Grunde musste sie

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