Lady in Rot (German Edition)
„Bonjour!“ viel beachtete Schnappschüsse von ihm veröffentlicht hatte, wie er verschlafen auf seinen Balkon herausgetreten war und sich dabei die verblichene Jeans zugeknöpft hatte. Die Frauen waren verrückt darauf, sich die Fotos von der entsprechenden Seite im Internet herunterzuladen, und Xavier hatte die Sache mit dem Verweis, seine Privatsphäre zu schützen, seinen Anwälten übergeben.
„Nein, nicht von der Presse“, versicherte seine Assistentin.
„Wer ist es dann, und was will er?“
„Nun, es ist eine Sie, und sie will es nicht sagen. Sie besteht darauf, mit Ihnen persönlich zu sprechen.“
„Was Sie nicht sagen …“ Xavier senkte seine Stimme. „Kenne ich sie?“
„Sie sagt Nein.“
„Ich verstehe.“ Allein die Tatsache, dass seine Assistentin die unerwartete Besucherin nicht vor die Tür gesetzt hatte, sprach Bände. Xavier stellte nur Leute ein, denen er vertraute, weshalb er auch stets bereit war, auf ihr Urteil zu hören. Unwillkürlich schweifte sein Blick zu der Blondine, die ihn immer noch schmollend ansah. Vielleicht war ja diese unbekannte Frau ein Geschenk des Himmels, weil sie ihm die perfekte Ausrede lieferte, sich dieser peinlichen Situation zu entziehen.
„Sie soll warten“, wies er seine Assistentin an. „Ich komme nach unten, sobald ich hier fertig bin.“ Er legte den Hörer auf.
Die Blondine nickte bedächtig. „Du hast eine andere. Natürlich. Wie dumm von mir.“ Sie lachte spöttisch. „Wie konnte ich mir nur einbilden, du wärst nach einem Jahr immer noch frei und würdest dich nach mir verzehren?“
„Ich habe dir nie irgendetwas versprochen, Nancy“, entgegnete er unbewegt. „Mir war nicht klar, dass du darin ein Problem siehst.“
„Das Problem ist, dass du so verdammt gut bist“, erklärte sie sanft. „Adieu, Xavier … und danke für die Erinnerungen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ sie mit hoch erhobenem Kopf den Raum.
Xavier lauschte nachdenklich auf das Surren des Aufzugs. Hatte er sich unehrenhaft verhalten? Nein, unehrenhaft wäre es gewesen, wenn er die Situation ausgenutzt und mit ihr geschlafen hätte, um dann doch nur endgültig mit ihr Schluss zu machen. Er spürte seine Frustration und wusste, dass viele Männer ihn für einen Narren gehalten hätten. Aber er war sehr vorsichtig in der Auswahl seiner Geliebten, die in jedem Fall zwei Kriterien erfüllen mussten: Sie mussten sehr schön und sich darüber im Klaren sein, dass eine emotionale Bindung nicht zur Debatte stand. Normalerweise ließ Xavier von Anfang an keinen Zweifel daran aufkommen, dass er weder an Liebe noch an Heirat interessiert war … und wehe der Frau, die versuchte, ihn umzustimmen!
Seufzend fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar. Aus den Augen, aus dem Sinn. Gleich würde er sich anhören, was diese unbekannte Frau von ihm wollte. Dann würde er nach Hause fahren und ausgiebig duschen, bevor er zum Dinner ausging. Zufrieden lächelte er sich in dem großen Wandspiegel zu. War Freiheit nicht etwas Wunderbares?
Laura saß auf der Kante eines scharlachroten Sofas, dessen Farbe nicht gut mit dem Bordeauxrot ihres teuren Seidenkostüms harmonierte, und blickte sich aufmerksam um.
In den vergangenen Wochen hatte sie einen Intensivkurs in gehobenem Luxus-Lifestyle durchlaufen, der in einem Aufenthalt in einem altehrwürdigen Palast in einem überaus romantischen Land gipfelte. Wenn sie erwartet hatte, dass sich ein derartiger Prunk nicht mehr überbieten ließe, wurde sie von Xavier de Maistres Firmensitz eines Besseren belehrt.
Das riesige Foyer ähnelte eigentlich mehr einem luxuriösen Salon als dem Eingangsbereich zur Schaltzentrale eines immens erfolgreichen, internationalen Unternehmens. Cremefarbene Textiltapeten, eine luxuriöse Einrichtung, funkelnde Kristalllüster und überraschend konservativ anmutende Ölgemälde von Pferden und Flusslandschaften vermittelten einen sehr traditionellen und maskulinen Eindruck.
Nervös strich Laura über den Rock ihres Kostüms. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, derart teure Haute Couture zu tragen, aber die kostbare Seide fühlte sich zugegebenermaßen ungemein sinnlich auf der Haut an. Bei aller Nervosität wusste Laura, dass sie gut vorbereitet war. Vorbereitung war das A und O, wenn man ein guter Anwalt sein wollte … und Laura war eine gute Anwältin, auch wenn sie vielleicht in anderen Bereichen des Lebens versagt haben mochte.
Noch einmal rekapitulierte sie, was sie über
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