Lady in Rot (German Edition)
konnte sich noch gut an den Moment erinnern, als er während der Flitterwochen begann, sein wahres Gesicht zu zeigen.
Er hatte einen ebenso ausgeprägten Kinderwunsch wie sie. Aber das Ausmaß seiner Enttäuschung, als sie nicht sofort schwanger wurde, kam doch recht unerwartet. Er hatte ihr an den Kopf geworfen, dass sie nicht gut im Bett sei, und sie beschuldigt, unfruchtbar zu sein – was die Ärzte kurz darauf bestätigten.
Rogers rasende Wut, als er die Diagnose erfuhr, war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ariane hatte ihre Sachen gepackt, sich eine eigene Wohnung genommen und die Scheidung eingereicht.
Von da an wurde alles noch schlimmer. Er hatte sie abgefangen und zur Rede gestellt, und die ausfälligen Anrufe begannen. Und waren trotz inzwischen erfolgter Scheidung in Übelkeit erregender Regelmäßigkeit weitergegangen.
Die Nachrichten auf ihrer Mailbox waren eine Konstante in ihrem Leben, obwohl sie schon mehrfach ihre Handynummer geändert hatte. Auch eine Geheimnummer half ihr nicht weiter – irgendwie schaffte er es immer wieder, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen.
Diesmal war die Nachricht kurz, jagte ihr aber trotzdem einen kalten Schauder den Rücken hinunter.
Er wusste, wo sie war, mit wem und für wie lange. Wie machte er das nur?
„Fertig?“
Tonys Stimme riss sie aus ihren trüben Gedanken. Sie lächelte ihm zu und griff nach einer dünnen Aktenmappe. „Ja.“
Der vor ihr liegende Job erforderte ihre ganze Konzentration. Während sie dem Kameramann voran durch das Treppenhaus ins Erdgeschoss hinunterging, setzte sie ein höfliches, professionelles Lächeln auf.
Manolo del Guardo erwartete sie im kleinen Salon.
Sie hatte schon viele Fotos von ihm gesehen und alle Einzelheiten seines offiziell bekannten Lebenslaufes studiert. Aber nichts hatte sie auf die schiere körperliche Präsenz dieses Mannes vorbereitet. Und schon gar nicht auf ihre eigene Reaktion darauf.
Hochgewachsen, mit der Statur eines Kriegers – wenngleich eines gut gekleideten Kriegers in dunkler Hose und dunklem Hemd. Handgefertigte Schuhe, wenn sie das richtig sah, und eine teure Armbanduhr, die unter den aufgeschlagenen Manschetten sichtbar war.
Dunkles, gepflegtes Haar, geheimnisvolle, fast schwarze Augen und Gesichtszüge, die seine spanische Herkunft erahnen ließen.
Und noch etwas, das sie nicht definieren konnte. War er ein Mann, der viel erlebt und jetzt einen undurchdringlichen Schutzwall um sich aufgebaut hatte, der jedes Eindringen in sein Privatleben verhinderte?
Auf jeden Fall ähnelte er einem Raubtier. Einem gefährlichen Raubtier. Als er auf sie zukam, lief es ihr kalt den Rücken herunter.
„Ariane Celeste.“ Irgendwie erschien es ihr wichtig, vor ihm das Wort zu ergreifen. Sie zeigte auf den Kameramann an ihrer Seite und stellte ihn vor: „Tony di Marco.“
Höflich reichte Manolo beiden die Hand.
Ariane wurde überrascht von der glühenden Hitze, die plötzlich durch ihre Adern strömte. Nur mit Mühe gelang es ihr, ihre übliche geschäftsmäßige Fassade wieder aufzubauen.
„Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie uns in Ihr Heim eingeladen haben.“
Fragend zog er eine Augenbraue hoch. „Das war Ihr eigener Vorschlag.“ Sein Tonfall war der eines waschechten New Yorkers.
Sie wusste, dass er als Sohn einer alleinstehenden Mutter in der Bronx aufgewachsen war. Nach deren frühen Tod hatte er sich allein durchschlagen müssen.
Seine Erfolgsgeschichte war legendär. Mit Ende dreißig besaß er Häuser in mehreren Hauptstädten der Welt. Einschließlich der Villa in Sydney, die er in den letzten fünf Jahren zu seinem Hauptquartier gemacht hatte.
„Ein Vorschlag, den Sie aber angenommen haben“, erwiderte Ariane zuvorkommend und erhaschte einen Blick auf ein schwaches Lächeln.
„Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, wenn Sie sich erinnern.“
„Selbstverständlich. Und ich habe durchaus die Absicht, sie einzuhalten.“
Manolo del Guardo nahm das mit einem Kopfnicken zur Kenntnis und zeigte auf eine Gruppe von Ledersesseln. „Bitte, nehmen Sie Platz. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Etwas Alkoholisches, Kaffee, Tee?“
„Kaffee. Schwarz, bitte“, sagte sie. „Mit einem Stück Zucker.“
„Für mich auch“, fügte Tony hinzu.
Ariane hob das Kinn. „Den Alkohol hebe ich mir für morgen Abend auf. Dann könnte ich ihn möglicherweise nötig haben.“
Hatte sie da kurz ein Lächeln aufflackern sehen?
„Sie rechnen also
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