Lady in Rot (German Edition)
nicht schon bekannt war.
„Haben Sie sich während des Aufbaus Ihres Imperiums nie in illegalen Geschäften versucht?“
Seit Jahren hielt er sich an die Gesetze, aber einige Abschlüsse, die er in seiner Anfangszeit gemacht hatte, waren nichts, worauf er heute stolz war.
„Könnten Sie genauer definieren, was Sie mit ‚illegale Geschäfte‘ meinen?“ Seine schleppende Stimme klang samtweich und gefährlich unter der zur Schau getragenen Gelassenheit.
„Muss man das definieren?“
„Nun, der Begriff umfasst ein ziemlich breites Spektrum.“
„Könnte man annehmen, dass Ihr Ausweichen die Frage schon beantwortet?“
„Soll das eine Anschuldigung sein?“
Um Himmels willen, er konnte ihr eine ganze Riege hochkarätiger Anwälte auf den Hals schicken. „Nein.“ Sie antwortete mit fester Stimme und einem höflichen Lächeln. „Nur ein Zeichen meiner Bewunderung dafür, in wie kurzer Zeit Sie es geschafft haben, ein so enormes Vermögen zu erwerben.“
„Dann fasse ich es als Kompliment auf.“
Er hätte sie am liebsten erwürgt. Das konnte sie unter der Oberfläche seiner Selbstbeherrschung spüren.
Nur noch wenige Fragen, und sie waren für heute fertig. Ariane beobachtete, wie Manolo del Guardo sich aus seinem Sessel erhob, kurz nickte und aus dem Zimmer ging.
„Er hat dich unbeschadet davonkommen lassen.“
Tonys Kommentar hätte sie eigentlich zufriedenstellen sollen, doch sie konnte sich nur darüber wundern, warum Manolo del Guardo ihr erlaubt hatte, mit ihren Fragen so weit zu gehen.
„Zu dumm, dass wir die Arbeit nicht heute Abend abschließen können.“
„Soweit ich weiß, hat unser Gastgeber eine dringende anderweitige Verpflichtung.“
Tony verpackte seine Kamera. „Wir könnten Pizza essen gehen und anschließend ins Kino.“
„Ohne mich. Ich werde dem Swimmingpool einen Besuch abstatten, hier zu Abend essen und dann früh schlafen gehen.“
„Vielleicht keine schlechte Idee. Wir könnten uns einen Film auf DVD ansehen. Vielleicht lässt Santos uns Popcorn machen.“
„Du träumst wohl.“ Sie grinste. „Wirkt das hier wie ein Haushalt, in dem man Popcorn vorrätig hat?“
Mit diesen Worten ging sie hinaus und stieg die Treppe hinauf. Auf dem Weg in ihr Zimmer checkte sie ihre Nachrichten.
Roger … schon wieder. Zwei Mal. Sie unterdrückte einen lauten Fluch. Würde der Mann denn nie damit aufhören?
Nicht aufregen. Es waren nur Worte. Tief durchatmen.
Ariane wiederholte sich dieses Mantra, während sie aus den Kleidern schlüpfte und den Badeanzug anzog, den sie einer Eingebung folgend eingepackt hatte. Sie zog einen Jogginganzug über, schnappte sich ein Handtuch und machte sich auf den Weg zum Pool.
Dort schwamm sie Bahn um Bahn, so lange, bis sie ihre Muskeln spürte.
Es tat gut, sich so zu verausgaben. Danach ging sie auf ihr Zimmer, um sich zum Essen umzuziehen.
Ihr Gastgeber ließ sich an diesem Abend nicht mehr blicken. Und nachdem sie und Tony noch eine DVD angeschaut hatten, zog sie sich relativ zeitig in ihr Zimmer zurück.
3. KAPITEL
Ariane war sich nicht sicher, wodurch sie aufgewacht war. Aber irgendetwas hatte sie geweckt. Sie blieb ruhig liegen und lauschte in die Stille.
Dann hörte sie in der Entfernung ein gereiztes Baby schreien. Manolo del Guardos Tochter! Dem Anschein nach hatte sie Schmerzen.
Wie spät war es? Sie sah auf die Uhr. Fast Mitternacht. Manolo würde sich sicher jeden Moment um sie kümmern. Oder Santos, falls der Hausherr noch nicht wieder daheim war.
Das Schreien hörte jedoch nicht auf. Ariane dachte nicht lange nach, sondern sprang aus dem Bett, warf ihren Morgenmantel über und ging in Richtung Kinderzimmer. Sie öffnete nach kurzem Zögern die Tür und ging durch den sanft beleuchteten Raum zum Kinderbettchen hinüber.
„Arme Kleine, hmm?“ Sie nahm das Kind hoch und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Mal raten, was du hast – hast du Hunger? Schmerzen? Bist du nass? Oder alles auf einmal?“
Bekam sie nachts noch ein Fläschchen? Hier musste es doch irgendwo einen Stillplan geben. Aber es war nirgends einer sichtbar.
„Na gut, Kleines, dann wollen wir dich trockenlegen und sehen, ob das hilft.“
Ariane hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich erschrocken um. Santos stand im Türrahmen. „Ich habe sie über das Babyfon schreien hören und bin gekommen, so schnell ich konnte.“
Sie legte das Baby auf die Wickelkommode, wechselte mit geschickten Bewegungen die Windel und sprach sanft
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