Lady in Rot (German Edition)
Fels in der Brandung blieb er allen Tränen der Enttäuschung und des Zorns gegenüber ungerührt. Er reagierte nicht auf ihre Anschuldigungen und Beleidigungen. Kristas größte Sorge war sowieso, in der Öffentlichkeit schlecht dazustehen. Allein die Vorstellung, diese Nachricht könnte in die Presse gelangen, brachte sie in Rage.
Damit sie besser über den Gesichtsverlust hinwegkam, überreichte Giannis ihr ein Schmuckkästchen. „Bitte akzeptiere diese kleine Geste als Zeichen meines aufrichtigen Bedauerns, meiner Zuneigung und meiner Wertschätzung.“
Als sie die teure Schatulle sah, leuchteten Kristas Augen augenblicklich auf. In Satin gebettet lagen Kette, Ring und Ohrringe aus Diamanten und Saphiren in dem Kästchen. Sie hatten einst zum Ensemble eines europäischen Königshauses gehört. Mit einem Mal war Krista wieder glücklich wie eh und je. „Ich warte auf dich, bis du dich wieder beruhigt und diese Schnapsidee vergessen hast.“
Müde sah er sie an. „Das ist keine Schnapsidee.“
Gekonnt warf sie ihr Haar aus dem Gesicht, sodass es, einem hellen Schleier gleich, über ihre Schultern floss. „Ich bin perfekt für dich. Das sagen alle. Wenn wir heiraten, wird es wie bei Romeo und Julia sein.“
„Es ist vorbei, Krista“, wiederholte Giannis. Er verkniff sich, ihr zu erzählen, welches Ende es mit Romeo und Julia genommen hatte. Stattdessen freute er sich an der neu gewonnenen Freiheit. Nie wieder würde er auch nur an eine Heirat denken. Wenn er eine Gastgeberin brauchte, konnte er eine anstellen. Maddie hatte ihm den Spiegel vorgehalten, und was er darin gesehen hatte, gefiel Giannis gar nicht.
Sechsunddreißig Stunden nachdem er seine Verhandlungen in Dubai geführt hatte, saß Giannis schon wieder im Flugzeug nach London. Obwohl er Maddie ihr Verhalten beim letzten Treffen noch nicht verziehen hatte, konnte er es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Also fuhr er direkt zu ihrer kleinen Wohnung, um sie zu überraschen.
Doch stattdessen überraschte sie ihn. Denn niemand öffnete, als er bei ihr klingelte. Am nächsten Tag fand Nemos heraus, dass sie ausgezogen war, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Giannis bestand darauf, das Apartment zu sehen und durchsuchen zu lassen. Er konnte nicht fassen, dass sie wirklich fort war.
Warum? Es musste einen Grund geben, auch wenn er ihn nicht kannte. In der einen Minute küsste sie ihn, als könne sie nicht ohne ihn leben, und in der nächsten verschwand sie spurlos. Noch nie war eine Frau vor ihm davongelaufen. Vielleicht fand er sie nie wieder. Übelkeit stieg in ihm auf.
Als er wieder in der Limousine saß, reichte ihm Nemos etwas. „Das lag im Mülleimer. Ich dachte, ich nehme es lieber diskret an mich.“
Es war die Verpackung eines Schwangerschaftstests. Also hatte sie sich doch Sorgen gemacht. Nun hielt sie ihn sicher für unsensibel. Er hatte es wirklich nicht für möglich gehalten, dass ein einziger Unfall gleich eine Schwangerschaft nach sich zog. Und er hatte doch recht behalten … oder? Jedenfalls verstand er jetzt, weshalb sie so zornig gewesen war.
Die Zeitschrift war schon ganz zerknittert und über einen Monat alt, doch selbst von ihrem Sitz im Wartezimmer der Arztpraxis erkannte Maddie die perfekten Gesichter von Giannis und Krista. Die Schlagzeile lautete: Sitzen gelassen? Neugierig griff sie nach der Zeitschrift und blätterte sie hastig durch. Der Artikel verriet allerdings nicht besonders viel. Ein angeblicher gemeinsamer Freund der beiden hatte wohl verlauten lassen, dass die griechische Hochzeit des Jahres geplatzt war. Gründe nannte er nicht. Sowohl Krista als auch Giannis weigerten sich, dazu Stellung zu beziehen. Maddie atmete tief durch.
„Miss Conway?“
Sie folgte dem Arzt in das Behandlungszimmer. „Dies ist ihr erster Besuch bei uns? Sie sind aber doch bestimmt schon im fünften Monat schwanger.“
„Im vierten …“, korrigierte Maddie ihn. „Ich bin in Southend untersucht worden, als ich in der sechsten Woche war. Da war alles in Ordnung.“
Dazu schwieg der Arzt. Wenn sie sich nicht mit dem Datum verschätzte, gab es ein Problem. Sie war wirklich schon sehr weit, und ihr Blutdruck beunruhigte ihn zutiefst. Vorsichtig untersuchte er sie und teilte ihr mit, dass er auf einer Ultraschalluntersuchung im Krankenhaus bestehe.
„Außerdem sollten Sie nicht weiterarbeiten.“
„Ich arbeite nicht Vollzeit, aber ganz aufzuhören, kann ich mir nicht leisten.“
„Wollen Sie dieses Baby bekommen?“
Das
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