Lady in Rot (German Edition)
letzte bisschen Farbe wich aus Maddies Gesicht, und sie nickte.
„Dann ruhen Sie sich aus, und meiden Sie Anstrengung.“
Die ernsten Worte des Arztes versetzten sie in Panik. Allein der Gedanke an ihr Baby hatte ihr in den letzten Wochen die Kraft gegeben, am Leben zu bleiben. Zugegeben, sie fühlte sich unendlich erschöpft, und ihr Appetit ließ zu wünschen übrig. Doch es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass ihr Kind in Gefahr schwebte. Sie wohnte in einer Bed-and-Breakfast-Pension und arbeitete als Teilzeitkassiererin in einem Restaurant.
Nach der Auflösung von Giannis Verlobung gab es jedoch keinen Grund, sich nicht mit ihm in Verbindung zu setzen. Schließlich war es sein Kind, und er würde ihr sicher aushelfen. Zwar verlangte ihr Stolz, die Situation allein zu meistern. Aber nun ging es um ihr Baby, und da war falscher Stolz nicht angebracht.
Nervös ging sie in eine Telefonzelle und wählte langsam Giannis’ Handynummer. Ihre Gedanken überschlugen sich, und als er endlich abhob, ließ sie beinahe den Hörer fallen.
„Hallo, ich bin’s“, meldete sie sich. „Ich meine … Maddie.“
Giannis’ Stimme klang nicht weniger aufgeregt als ihre eigene. „Ich hatte gehofft, dass du dich meldest. Wo bist du?“
Beim Klang seiner Stimme traten Maddie Tränen in die Augen. „Ich bin in Reading“, erklärte sie. „Und ich möchte dich sehen.“
„Jederzeit. Gib mir deine Adresse. Ich schicke dir einen Wagen.“
So weit traute sie ihm aber noch nicht. „Nein. Ich komme heute Nachmittag mit dem Zug nach London.“
Giannis wusste, wann er sie nicht drängen durfte. „Wo sollen wir uns treffen? In meiner Wohnung?“
„Nein …“ Ihr fiel nichts ein, ihr Kopf war vollkommen leer. Deshalb erhob sie keine Einwände, als Giannis vorschlug, sie am Bahnhof abzuholen.
„Wir gehen alles ganz entspannt an“, beruhigte er sie. Er wollte alles tun, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
Maddie fragte sich, wie zuvorkommend er sein würde, wenn er die Neuigkeit erführe. Vielleicht sollte sie nicht in der Öffentlichkeit mit ihm darüber diskutieren. „Nicht am Bahnhof. Ich möchte lieber irgendwo mit dir sprechen, wo wir unter uns sind.“ Und so einigten sie sich auf das Hotelfoyer als Treffpunkt.
Was auch immer Giannis darüber dachte, er ließ sich nichts anmerken. Innerlich frohlockte er. Sie hatte ihn vermisst. Aus ihrer Stimme hörte er Tränen heraus. Stärker als die Wut über ihre Flucht wog die Erleichterung und die Vorfreude, sie endlich wieder in den Armen zu halten.
Obwohl es heiß war, trug Maddie eine lange Jacke, die ihren Bauch ganz gut verbarg. Nemos begrüßte sie mit einem warmen Lächeln und führte sie durch den geschäftigen Bahnhof. Im Foyer des stilvollen Hotels wurde Maddie allmählich nervös.
„Mr. Petrakos ist hier …“ Eine Tür öffnete sich, und dann sah sie ihn. Groß, dunkel und gut aussehend. Er trug einen klassischen grauen Anzug, und sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Ihr Puls flatterte.
Sein erster Gedanke war, dass sie wunderschön aussah, wie ein zum Leben erwachtes Gemälde. In der übergroßen schwarzen Jacke wirkte sie zierlich und zerbrechlich.
„Willst du etwas trinken?“
„Nein …“
Giannis kam auf sie zu, um ihr die Jacke abzunehmen. Dass sie seinem Blick auswich, gefiel ihm gar nicht. So angespannt wie in diesem Moment war er noch nie gewesen.
„Nein, ich lasse sie lieber an“, wich sie ihm aus. Sie musste so schnell wie möglich zum Punkt kommen, bevor sie der Mut verließ. „Ich muss dir etwas sagen.“
„Du hast es eilig, das merke ich schon.“
Maddie atmete tief durch. „Vor etwa drei Monaten habe ich dich angelogen.“
„Das verzeihe ich dir“, gab er leichthin zurück. Was auch immer ihr im Kopf herumschwirrte, kümmerte ihn nicht. Hauptsache, er hatte sie wieder bei sich.
„Aber du weißt doch gar nicht, worum es geht.“
Sein Blick verdunkelte sich. „Du siehst toll aus. Bleib heute Nacht bei mir, dann will ich gar nicht wissen, was für eine Lüge das war, pedhi mou .“
Als die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit auf sie einstürmten, errötete Maddie. Giannis hatte sie die Bedeutung des Wortes Wonne gelehrt, und ihre unbändige Freude an diesen Sinnenfreuden hatte sie zutiefst schockiert. Es war also nicht verwunderlich, dass er an sie nur in dieser Hinsicht dachte.
„Denkst du eigentlich auch mal an was anderes als an Sex?“, fuhr sie ihn ungehalten an.
„Nicht in deiner Nähe. Du inspirierst mich wie
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