Lady in Rot (German Edition)
erleichtert, dass Giannis ihren Körper überhaupt nicht verurteilte, wie sie befürchtet hatte, sondern sie ganz einfach bewunderte. Diese neue Erkenntnis machte sie sprachlos vor Glück.
Maddie lauschte den griechischen Stimmen am anderen Ende der Kabine und lächelte.
Offenbar wurde ihre Hochzeit auf jede erdenkliche Weise griechisch. Seit gestern kreuzte sie an Bord der Jacht Libos I in der Ägäis. Um ihre Privatsphäre so gut wie möglich zu wahren, wählte Giannis einen so abgelegenen Ort für ihre Vermählung, dass die Medien hoffentlich nicht davon erfuhren. Da Maddie leider keine Familie mehr hatte, luden sie Giannis’ Cousinen als Brautjungfern ein. Und obwohl Apollonia und Desma sich vor Giannis ein wenig fürchteten, verloren sie ihre Scheu bei Maddie schnell.
Diese musste lachen, als die beiden so einträchtig miteinander plauderten, dass sie darüber fast die Braut vergaßen.
„Das muss ja toller Klatsch sein, den ihr da austauscht.“
Erschrocken verstummten die Schwestern und sahen Maddie an. „Klatsch?“, fragte Apollonia ängstlich.
„Ich habe nur Spaß gemacht.“
Desma atmete erleichtert auf.
„Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte Maddie, denn sie bemerkte, dass die beiden jungen Frauen recht angespannt wirkten.
Apollonia, die ältere Schwester, lächelte Maddie an. „Alles ist in Ordnung. Du siehst fantastisch aus, Maddie.“
„Es ist ein fantastisches Kleid“, gab Maddie zurück und drehte sich vor dem mannshohen Spiegel hin und her – selbst ganz begeistert von ihrem Aussehen. Die reich bestickte Korsage mit den Puffärmeln in Cremeweiß schmeichelte ihrer Haut. Der weiche Stoff fiel unterhalb der Brust großzügig bis zu ihren Füßen hinab und kaschierte den mittlerweile doch recht gewölbten Bauch wunderbar. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Maddie sich wirklich schön. Ein herzförmiges Diamantkollier prangte an ihrem Hals. Giannis hatte es am Morgen als Brautgabe geschickt.
„Es ist nicht das Kleid“, wandte Desma ein. „Du siehst so schön aus. Wenn sie dich sehen, werden sie wissen, warum Giannis sich Hals über Kopf in dich verliebt hat.“
Maddie wandte den Blick ab, trat ans Fenster und schaute auf das Meer hinaus. Nach vierundzwanzig Stunden Fahrt tauchte am Horizont endlich die Insel Libos auf. Apollonia und Desma wollen nur freundlich zu mir sein, dachte sie bedrückt. Die beiden konnten ja nicht wissen, dass sie Giannis in den letzten drei Wochen kaum zu Gesicht bekommen hatte. Jene eine Nacht in Harriston Hall hatte er zwar an ihrer Seite geschlafen, war jedoch gegangen, als sie erwachte. Seit Marokko hatten sie sich nicht mehr geliebt. Nur zweimal war sie ihm in den letzten Wochen begegnet, und jedes Mal in Gesellschaft. Dabei hielt er linkisch ihre Hand, und dreimal hatte er sie entweder auf die Stirn oder auf die Wange geküsst, als sei sie eine alte Dame oder ein kleines Mädchen. Sicherlich schrumpfte ihre körperliche Anziehungskraft im gleichen Maße, wie ihr Taillenumfang wuchs. Allerdings konnte sie daran nichts ändern …
„Das ist Libos“, sagte Apollonia, die zu ihr ans Fenster trat. „Welcher Ort könnte vollkommener sein für eine abgeschiedene Hochzeit als eine Privatinsel?“
Das Telefon klingelte, und nachdem Desma abgehoben hatte, reichte sie den Hörer an Maddie weiter.
„Wie findest du dein künftiges Zuhause?“, fragte Giannis.
Am weißen Strand entlang erstreckten sich mehrere kleine Holzhäuser. Dahinter wellten sich sanfte Hügelketten, die bis zum Himmel reichten. Das Wasser, das in kräftigen Wellen an den endlosen Strand schlug, leuchtete türkisblau. Ein Stück entfernt bildeten einige kleine weiße Häuser ein Dorf mit dem entzückenden Hafen als Zentrum.
„Es ist wunderschön … wie auf einer Postkarte, einer, in die man am liebsten hineinschlüpfen möchte.“
„Geh an Deck, von da aus hast du die beste Aussicht“, riet er ihr.
Allem Protest ihrer Brautjungfern zum Trotz trat Maddie aus der Kabine auf Deck. Die kupferfarbenen Locken fielen ihr offen bis zur Hüfte hinab und bildeten einen atemberaubenden Kontrast zum Cremeweiß des Kleides und der zarten Blässe ihrer Haut. Vom Winde bauschte sich ihr Haar, doch Maddie lächelte strahlend, während Giannis ihre Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Punkte in der Landschaft lenkte und ihr alles erklärte. Seine Villa lag noch außer Sichtweite, tiefer im Inneren der Insel.
„Wo bist du?“, fragte Maddie.
„Im Hafen. Ich trinke ein Glas, sozusagen auf
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