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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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irgendetwas zu sagen, das mir den Morgen verdirbt. Ich würde dir niemals verzeihen.”
    “Meine Lippen werden versiegelt sein”, erwiderte er in theatralischem Ton.
    “Damit ist es nicht getan, James. Lord Wincote wird denken, du seiest schlechter Laune. Benimm dich einfach ganz natürlich.”
    James lehnte sich gelassen an den Kaminsims, als der Butler den erwarteten Gast ankündigte und in das Zimmer ließ.
    Wincote begrüßte Lavinia mit einem breiten Lächeln und verbeugte sich vor ihr. “Lady Lavinia.”
    “Sie sind pünktlich, Mylord”, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
    “Ich hätte keine Minute länger warten können, Sie wiederzusehen, Mylady”, erklärte er, schaute auf und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht allein waren. Seine Miene verdunkelte sich augenblicklich. “Guten Morgen, Corringham.”
    James nickte. “Wincote.”
    Die düsteren Blicke, die beide Gentlemen austauschten, ließen Lavinia das Herz sinken. Welch schöne Aussichten, dachte sie bei sich, bevor sie dem Ankömmling erklärte, dass James sie begleiten würde.
    Schließlich brachen sie auf und begaben sich zu ihren Pferden. Lord Wincote stieg vor Empörung das Blut in den Kopf, als James ihm zuvorkam und Lavinia in den Sattel half. Auf dem Weg in den Hydepark konnte er seinen Unmut nicht verbergen. Auch Lavinias Stimmung wurde nicht besser, als sie sah, wie bevölkert die Grünanlage war. Unzählige Leute, modisch gekleidet, fuhren in den unterschiedlichsten Kutschen auf den breiten Sandwegen und machten es den drei Ausflüglern unmöglich, ihre Pferde zu schnellerem Trab anzuspornen.
    Wincote warf Lavinia einen reumütigen Blick zu. “Vielleicht sollten wir einen Tagesausflug aufs Land organisieren. Ich fürchte, diese Saison wird ein Aufenthalt in den Londoner Parks – zumindest zu angemessener Zeit – wenig erbaulich sein.”
    “Welch ausgezeichnete Idee! Sobald wir wieder zurück sind, werde ich den Vorschlag meiner Stiefmutter unterbreiten”, rief sie erfreut aus.
    Wincote runzelte nachdenklich die Stirn. “Denken Sie, der Greenpark könnte um diese Zeit etwas leerer sein?”
    Lavinia wendete ihr Pferd und bog in den Weg ein, der zum nächsten Ausgang führte. “Das werden wir ja sehen.”
    Der Greenpark war weit weniger besucht als der Hydepark. Er mutete noch ein wenig ursprünglicher an mit seinen Wiesen, auf denen Kühe weideten, dem dichten Unterholz und den sich durch die Landschaft schlängelnden Pfaden.
    “Hier ist es schöner”, sagte Lavinia und warf, tief Luft holend, den Kopf in den Nacken, wobei eine Hutfeder ihre Wange berührte. Sie hob eine behandschuhte Hand, um sie wieder nach hinten zu streifen. “Wenn man allerdings ordentlich reiten möchte, sollte man sehr früh am Morgen hierherkommen. Für einen Galopp benötigt man viel mehr Platz, finden Sie nicht auch, Lord Wincote?”
    “Lavinia!”, mahnte James die Stiefschwester, wollte er doch verhindern, dass Wincote an ihre Phaetonfahrt erinnert wurde. Ebenso befürchtete er, der junge Mann könne aus ihrer Frage schließen, sie würde mit jedem, der so zeitig aufzustehen bereit war, einen Ausflug unternehmen. Dass Lavinia manchmal etwas zu freimütig Konventionen umging und die Regeln gepflegter Konversation nicht immer einhielt, tat allerdings ihrem Charme keinen Abbruch – im Gegenteil, wie James befand. Dennoch würde er es niemals zulassen, dass Wincote oder irgendein anderer junger Mann vor dem Frühstück mit ihr ausritt.
    “In der Tat, Mylady”, antwortete der Gentleman und nickte ihr freundlich zu. “Doch London wird die ganze Saison über ein Anziehungspunkt bleiben. Daher dürfte es grundsätzlich schwierig sein, in den Parks die Ungestörtheit zu finden, die man braucht, um ungehindert reiten zu können. Oben in Cumberland, auf meinem Grund und Boden, hätten wir reichlich Platz; die Gegend dort ist von einer ausgesprochen schönen Heidelandschaft geprägt.”
    “Und ich dachte, Cumberland bestünde größtenteils aus Bergen”, spottete James um sich ein wenig abzureagieren. “Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich für meinen Teil reite höchst ungern in unebenem Gelände.”
    “James, mach dich nicht über Lord Wincote lustig”, schalt Lavinia ihn, um sich unverzüglich wieder ihrem Begleiter zuzuwenden. “Beachten Sie ihn nicht, Mylord, der Earl of Corringham ist in überaus merkwürdiger Verfassung, fürchte ich. Erzählen Sie mir mehr von Ihrem Gut. Wie heißt es, und wie viel Land gehört

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